Project Floors: Verlegeseminar in Wiesbaden

Was Sie schon immer über Designbeläge wissen wollten

Nach den erfolgreichen Seminaren in den Jahren 2010 und 2011 richten sich die Pro-Seminare von Project Floors als Aufbauschulungen sowohl an die Teilnehmer der Vorjahre als auch an erfahrene Verarbeiter und Verkäufer. Das Ziel des Belagsanbieters ist es, die Kompetenz der Teilnehmer für PVC-Designbeläge zu steigern. Rainer Mees, Anwendungstechniker bei Project Floors, führt dynamisch durch die Seminare - davon konnte sich FussbodenTechnik in Wiesbaden überzeugen.

Die Wahrheit über PVC-Designbeläge" lautet ein Thema beim Designbelags-Seminar von Project Floors. Was sehr hochgestochen klingt, wird vom Leiter des Seminars Rainer Mees mit Leben gefüllt. Bei den Pro Seminaren gibt es Tacheles für Bodenleger und keine geschönten Marketing-Aussagen. Mees gibt seine Erfahrungen als Anwendungstechniker bei Project Floors 1:1 wieder. Den Teilnehmern kommt auch zugute, dass der Referent jahrelang bei einem Werkzeug- und Verlegewerkstoffhersteller tätig war und dieses Themenfeld zusätzlich abdeckt.

Mees hat die Erfahrung gemacht, dass viele Bodenleger in der Beratung Defizite haben. Sie haben Angst, den Kunden über PVC-Designbeläge in allen Einzelheiten aufzuklären. Rainer Mees ermutigte sie, kompetent zu beraten. Sein Credo: "Ist ein Kunde über die Vorteile und Grenzen eines Belages aufgeklärt worden, kann es hinterher keine böse Überraschung geben." FussbodenTechnik stellt einige Tipps von Rainer Mees zur Beratung und Produktauswahl, Untergrundvorbereitung, Verlegefehler, Verlegung sowie Reinigung und Pflege von PVC-Designbelägen zusammen. Kurz gesagt: Was Sie schon immer über Designbeläge wissen wollten.

1.Beratung und Produktauswahl

Musterservice

Project Floors bietet einen Musterservice für Kunden an. Jährlich werden einige Tausend Designbelagsmuster verschickt. Die Kunden legen sich die ausgesuchten Planken in ihre Räumlichkeiten, um sich besser vorstellen zu können, wie der Belag bei ihnen zu Hause wirkt. Oder sie nehmen die Beläge mit zum Möbelkauf, damit die Möbel später auch zum Bodenbelag passen. Mees empfahl, dieses kostenlose Angebot noch stärker zu nutzen.

Web Bodenstudio

Auf der Website von Project Floors gibt es mit dem Web Bodenstudio ein Angebot, das die verschiedenen Belagsoptiken in der Fläche zeigt. Ruft man das Programm mit einem iPad oder Computer auf, kann man dem Kunden sehr schnell zeigen, wie der von ihm favorisierte Belag je nach Verlegung bzw. mit/ohne Akzentstreifen wirkt. In Kombination mit der Flächenfibel bietet das Web Bodenstudio eine enorme Unterstützung bei der Kundenberatung. Mit beiden Serviceangeboten kann sich ein Verleger vom Wettbewerb abheben, ist sich Mees sicher.

Weniger ist mehr

Rainer Mees empfahl in der Beratung mit dem Kunden nicht zu viele Designs zu zeigen. Stattdessen sollte man grob die Richtung erfragen, z.B. Holz oder Fliesenoptik, um dann farblich weiter einzugrenzen. Mees Erfahrung ist nachvollziehbar: "Wenn wir dem Kunden 25 Optiken zeigen, wird er sich in der Regel nicht entscheiden können."

2.Untergrund-Vorbereitung

Hans-Ludwig Schuster, Leiter des Technischen Service Verlegewerkstoffe bei Wakol, übernahm den Part der für Designbeläge passenden Verlegewerkstoffe und Untergrundvorbereitung.

Verlegung auf Spanplatten

Man muss darauf achten, dass der Spanplattenboden nicht federt, auf der grundierten Fläche ist eine Holzspachtelmasse einzusetzen. Auch bei einer Spanplatte muss die Feuchtigkeit geprüft werden. Man solle nur bei einer Holzfeuchte zwischen 8 und 12% verlegen. Da eine Feuchtemessung bei Spanplatten sehr aufwändig ist, empfahl Schuster den vorsorglichen Einsatz einer Dampfbremse mit Epoxi oder PU einzubauen. Der Feuchtigkeitsausgleich findet so sehr langsam statt. Mees ergänzte einen aktuellen Fall: "In einer großen Fitnesskette wurden die Bodenbeläge auf OSB- und Spanplatten verlegt. Dort gab es Probleme mit Feuchtigkeit und Einbruchsstellen durch die schweren Fitnessgeräte."

Wann ist eine Fuge eine Fuge?

Die Fugenbildung bei Designbelägen ist nicht normativ geregelt. Es gibt Marktteilnehmer, die behaupten, alles unter 0,3mm sei keine Fuge. Das ist eine sehr vereinfachte Darstellung. Fakt ist: Der Endverbraucher allein entscheidet darüber. Es empfiehlt sich, die Kunden vorher über technische Möglichkeiten und materialspezifische Eigenschaften aufzuklären.

Entfernung alter Klebstoffe

Ein häufig diskutiertes Thema ist, ob alte Klebstoffe vor der Belagssanierung komplett entfernt werden müssen. Hans-Ludwig Schuster: "In der Industrie sagen wir, alte Klebstoffe müssen weitestgehend entfernt werden. Eine komplette Entfernung lässt sich häufig mit gewerbeüblichen Mitteln nicht erfüllen." Der Aufwand der kompletten Entfernung und die Kosten müssen verhältnismäßig sein, meint der Referent. Im Zweifel solle man die Anwendungstechnik der Bauchemie befragen, um eine Lösung zu finden.

3.Verlegefehler

Eindrücke

Wenn in der Anwendungstechnik von Project Floors Anrufe zu Eindrücken im Belag eingehen, handelt es sich in 90% der Fälle um stehende Klebstoffriefen. Meistens wird auf einer zu großen Fläche Nasskleber aufgetragen, so dass der Belag nicht mehr rechtzeitig ins Klebstoffbett eingelegt werden kann.

Durch eine zu hohe Punktlast wird der Kleber auf einer kleinen Fläche weggequetscht. Das erkennt man an einer typischen Kraterbildung. Typische Ursachen für Belagseindrücke sind Stöckelschuhe und schwere Rollcontainer mit Hängeregistern auf sehr kleinen Rollen.

4. Verlegung/Verarbeitung

Wie schneidet man Designbeläge?

Das Lieblingsthema von Rainer Mees ist das Schneiden von Designbelägen, da sich manche Bodenleger das Leben unnötig schwer machen. Dabei ist es ganz einfach: Man ritzt den Belag mit einem sanften Schnitt an der Oberfläche an, Belag anknicken und mit einer Trapezklinge leicht nachschneiden. Es ist mühselig, den Belag mit einer Hakenklinge von der Belagskante mit einem Schnitt durchschneiden zu wollen, da es sehr viel Kraft kostet.

Es gibt sogar Anbieter von Wärmeplatten für Designbeläge, die das Schneiden vereinfachen sollen. Dazu erklärt der Anwendungstechniker: "Ein Designbelag ist ein Thermoplast. Durch Wärmeplatten oder auch bei der Verwendung von Heißluftgeräten dehnt sich der Belag aus. Legt man die ausgedehnten Planken ins Klebstoffbett auf einen vergleichsweise kalten Estrich werden sie schrumpfen." Fazit: Von Wärmeplatten und Heißluftgeräten sollte man dringend die Finger lassen.

Stanzen und Lineale nicht notwendig

In der Regel kann man beim Zuschneiden auf Stanzen verzichten, weil man damit zu statisch arbeitet. "Wenn man allerdings aus einer Fliese einen Fries stanzen will und 325 gleich bleibende Streifen braucht, dann ist der Einsatz einer Stanze sinnvoll. Statt Linealen und Schienen benutzt Mees einfach Belagselemente als Anschlagskante und schneidet an ihnen entlang.

Warum werden Designbeläge angefast?

Das Anfasen (werkseitiges Anschrägen der Belagskante) hat ausschließlich optische Gründe: Damit wird der Dielen- oder Fliesencharakter der einzelnen Belagselemente unterstrichen. Der Vorteil des Anfasens besteht außerdem darin, dass man Unebenheiten im Untergrund schlechter sieht. Als Nachteil wird immer aufgeführt, dass angefaste Elemente schwieriger zu reinigen wären, da sich dort der Schmutz absetze. Das hängt aber sehr von dem Winkel der Fase ab.

Intarsienarbeiten

Man kann mit Designbelägen Intarsien wie eine Windrose leicht selber schneiden. Project Floors bietet auch mit Wasserstrahl geschnittene Intarsien an, die fertig auf einer Platte geliefert werden. Während des Seminars konnten sich die Teilnehmer selbst ausprobieren, wie man eine Musterplatte mit einer Windrose von Hand schneidet. Mees erklärt: "Die Verlegung dient einzig als Schneideübung, um ein Gefühl für diffizile Anpassungsarbeiten zu bekommen. Was dabei entsteht, obliegt der Kreativität des Verlegers."

5.Reinigung und Pflege

Reinigungs- und Pflegeanleitung

Die Reinigungs- und Pflegeanleitung muss vom Bodenleger nachweislich an den Endkunden übergeben werden. Für den Fall, dass das Angebot des Verlegers gleich der Auftragsbestätigung ist, die vom Kunden einfach unterschrieben zurückgeschickt wird, muss ausdrücklich darin stehen: "Reinigungs- und Pflegeanleitung laut Herstellerangabe übergeben." Mees ergänzte: "Es reicht nicht aus, dass die Reinigungs- und Pflegeanleitung mit der Rechnung verschickt wird." Dann kann der Kunde den Reinigungs- und Pflegeaufwand nicht rechtzeitig korrekt beurteilen. Entsprechende Streitfälle hat Mees bereits erlebt.

Einpflege

Project Floors gibt vor, dass die Designbeläge bei einer zu erwartenden höheren Beanspruchung eingepflegt werden müssen. Es gibt andere Hersteller, die eine werkseitige Beschichtung aufbringen, die ein Leben lang halten soll. Das hält Project Floors für zweifelhaft. Es gibt verschiedene Möglichkeiten einer Einpflege. Project Floors favorisiert in diesem Zusammenhang den Begriff Opferschicht. Diese Schicht opfert man, wenn man mit Füßen drauf tritt. Man kann zwischen einem 2K-Lack oder einer Polymerdispersion wählen. Polymerdispersionen sind sehr hart und halten deshalb schlecht auf werkseitigen PU-Beschichtungen. Produktempfehlung für Polymerdispersionen: Das Elastik Siegel S ist abgestimmt auf PU-vergütete Oberflächen oder die Vollpflege matt von CC-Dr. Schutz. Es gibt zwei Vorteile: Erstens handelt es sich um ein erneuerbares System. Zweitens kann man Verstrichungen und andere Gebrauchsspuren kaschieren.

Bauschlussreinigung

Die Bauschlussreinigung ist in der VOB geregelt. Grob gesagt: Man hinterlässt seine Baustelle sauber. Für den Fall, das eine Erstpflege auf dem Belag ausgeführt wurde, muss man keine Bauschlussreinigung mehr durchführen, weil die Grundreinigung sie ersetzt.

Grundreinigung

Grundreiniger gehören nach Ansicht von Mees nicht in die Hände von Endkunden. Der pH-Wert liegt zwischen 10 und 12 und muss für eine folgende Beschichtung auf 7 gesenkt werden. Grundreinigung: Man bringt ein Gemisch von Grundreiniger und Wasser auf den Boden und löst durch Alkalien Schmutz in Verbindung mit einem Pad an. Die Farben der Pads stehen für ihre Härte und den Schleifgrad: Eine Grundreinigung vor einer Polymerdispersion wird immer mit dem grünen Pad durchgeführt. Für eine Grundreinigung vor dem Auftrag eines Lacksystems nimmt man ein silbergraues PU-Sanierungspad, das ist abrasiver. Wenn der Boden nur gereinigt werden soll, dann ausschließlich Reinigungs- und Polierpads we z.B. Mikrofaserpads verwenden.
aus FussbodenTechnik 05/12 (Wirtschaft)