Der Holzring: Olaf Rützel

Ein Markt mit ständig neuen Herausforderungen


Das ParkettMagazin feiert sein 25-jähriges Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch! Der Holzring wurde letztes Jahr 40 Jahre alt und ist genau wie das ParkettMagazin ein traditionsbewusster, aber modern aufgestellter, wichtiger Faktor in der Holzbranche geworden.

Die vornehmlich auf den Holzgroßhandel ausgerichtete Kooperation Holzring hat seit 2000 ihren Sitz in Bremen. Viele der leistungsfähigsten Großhändler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Südtirol und den Niederlanden sind heute darin vertreten. In den letzten 15 Jahren hat sich der über die Kooperation abgerechnete Umsatz fast verdreifacht. Für das Jahr 2012 rechnen wir mit knapp 800Mio.EUR und das bei einer fast identischen Gesellschafterzahl.

Das Netzwerk aus inhabergeführten Handelsbetrieben basiert auf einer vertrauensvollen Zusammenarbeit der Unternehmer - untereinander und mit den Mitarbeitern der Holzring-Zentrale. Im Holzring gibt es keine Konzernstrukturen oder Industriebeteiligungen. Die Kooperation agiert treuhänderisch entsprechend Ihrem Förderauftrag für die mittelständische Mitgliederstruktur.

Auch in der Parkettbranche macht sich immer mehr die Tendenz bemerkbar, die traditionellen Bindeglied- und Wertschöpfungsfunktionen des Holzgroßhandels in Frage zu stellen. Sowohl Hersteller als auch Abnehmer suchen verstärkt den Direktvertrieb. Die direktive Preisgestaltung der Industrie für Einzelhandelsstrukturen engt die Margen des Großhandels ein. Das lässt entsprechend wenig Spielraum für Wertschöpfungsfunktionen wie Delkredere, Lagerhaltung, Logistik und andere Komponenten des Marketing-Mix. In bestimmten Regionen erschwert die zunehmende Verdichtung von Industriemarken im Absatzmarkt die individuelle Positionierung des Großhandels.

Als Resultat dieses Prozesses verlieren Holzgroßhandel und Hersteller an gegenseitiger Attraktivität und somit Marktanteile gegenüber anderen Vertriebskanälen. Die Herausforderung an den Großhandel besteht nun darin, sowohl Abnehmern als auch Lieferanten einen deutlich wahrnehmbaren Nutzen zu bieten - über die Senkung der Transaktionskosten hinaus. Diese "klassische" Funktion des Großhandels ist zwar heute grundsätzlich immer noch aktuell, reicht aber speziell in der Holzbranche nicht mehr aus.

Durch das Internet lassen sich Preisstrukturen und Produkteigenschaften problemlos kommunizieren und bedürfen nun keiner besonderen Beratung mehr. Weitaus schwieriger ist es allerdings, den Kunden emotional über die neuen Medien abzuholen. Gerade bei diesen "weichen" Verkaufsfaktoren wie der persönlichen Beratung sehe ich eine Chance für den Großhandel.

Es gibt heute keine Funktionen mehr, die der Holzgroßhandel allein für sich in Anspruch nehmen kann, sondern es gibt nur die Bündelung von Aufgaben auf dem Weg der Ware vom Produzenten zum Endabnehmer. Welche Unternehmen im Wirtschaftskreislauf zukünftig diese Funktionen erfüllen, ist völlig offen. Jeder konkurriert mit jedem, und nur die Leistung im Wettbewerb entscheidet. Das gilt auch für den zunehmenden Handel über das Internet.

Eine einfache Lösung gibt es hier nicht. Aber: Über offene Diskussionen zur Beziehung zwischen Industrie und Handel kann die Holzring-Kooperation dazu beitragen, dass die Geschäftspartner ihre jeweilige Funktion akzeptieren und das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit erfolgreich am Markt platzieren unabhängig vom Vertriebskanal oder der Handelsform. In diese Diskussion wollen wir auch eine öffentlichkeitswirksame Fachzeitschrift wie das ParkettMagazin einbeziehen.
aus Parkett Magazin 05/12 (Wirtschaft)