Interview mit Dr. René Pankoke, Hymmen

"Bis zum Jahresende 15 Anlagen im Markt"


Als einer der Innovationsführer auf dem Sektor Digitaldruck macht Hymmen in Bielefeld auf sich aufmerksam. Dort ist es gelungen, industriellen Digitaldruck auf UV-Tintenbasis erstmalig mit verpressten Melaminoberflächen zu kombinieren - ein Schritt des Digitaldrucks in Richtung Laminatfußboden-Industrie also. Hier ein Gespräch darüber mit Dr. René Pankoke.

Ralf Eisermann: Herr Dr. Pankoke, auch Ihr Haus befasst sich mit Digitaldrucklösungen für den Holzfußbodenbereich. Wie viele Anlagen haben Sie schon verkauft?

Dr. René Pankoke: Wir werden zum Jahresende bereits 15 Anlagen im Markt haben. Weitere Projekte werden derzeit umgesetzt. Alle funktionieren im kontinuierlichen Single-Pass-Verfahren bei Geschwindigkeiten bis zu 50 m/min., wodurch im Digitaldruck industrielle Produktionskapazitäten erst möglich werden.

Eisermann: Nun haben Sie im Bereich Laminatfußboden mit Melaminoberfläche bereits Erfahrungen. Wo sehen Sie den Nutzen? Noch billiger kann Laminat doch nicht mehr werden?

Pankoke: Wir sehen, daß diese Technologie auf der Kosten-/Nutzenseite immer besser wird. Nehmen Sie einmal die Druckkosten, speziell die der Druckfarbe. Bei entsprechendem Farbdurchsatz, sehen wir diese Kosten je nach Losgröße mittlerweile auf dem gleichen Niveau wie beim Tiefdruck. Berücksichtigt man außerdem, dass ein digitaler Dekorwechsel im direkten Vergleich zum Gravurwalzenwechsel beim Tiefdruck nahezu keine Rüstzeiten mit sich bringt, ist der Digitaldruck die viel flexiblere Technologie.

Somit ist er eine zukunftsorientierte Antwort auf die steigenden individuellen Dekormarktansprüche und dem damit einhergehenden Anstieg an kleinen Produktionslosgrößen. Damit hat der Digitaldruck nur noch Vorteile für unsere Kunden.

Eisermann: In der industriellen Fertigung geht es ja immer auch um wirtschaftliche Kapazitäten. Was kann eine Digitaldruckfertigung heute bieten?

Pankoke: Wir sehen heute mit unserer Digitaldrucktechnik Kapazitäten von um die 10.000 m für eine Schicht mit acht Stunden als möglich an. Da kommt je nach Auslastung schon ganz schön was zusammen. Und all das auch als Lösung für "mass customization" (kundenindividuelle Massenproduktion, d. Red.) im Standard. Welche Technik kann das sonst bieten? Eine einzigartige Entwicklung steht uns hier sicherlich bevor.

Eisermann: Individualisierte Massenfertigung auch für Laminatfussboden? Wer braucht das?

Pankoke: Wir sind uns sicherlich alle einig, dass eine wirtschaftliche Technik, die Losgröße 1 oder Losgröße 1.000 zu gleichen Kosten sicher stellt, immer die überlegene Technik ist. Digitaldruck kann das und schafft somit neue Möglichkeiten. Den Konsumenten wird das freuen.

Eisermann: Somit wäre bei Massenproduktionen der Anfahrausfall extrem gering und dies bei Einzelfertigung ebenso?

Pankoke: Genau. Die Kosteneinsparungen gehen aber noch weiter. Unsere Teilnahme mit dem Digitaldruckkonzept am Förderprojekt des Bundesforschungsministeriums zur Ressorcenschonung in 2009/2010 ist ein Beleg hierfür: Wir sparen im Vergleich zum Tiefdruck von Dekorpapieren mit unseser Digitaldrucktechnik enorme Mengen an Trocknungsenergie. Die klassische Dekordruckindustrie hat somit eine große Aufgabe vor sich, will sie nicht auf Dauer den Anschluss verlieren.
aus Parkett Magazin 05/12 (Wirtschaft)