Interview mit Tobias Schreck, Robert Bürkle

Erstklassige Versiegelung mit allen gängigen Parkettlacken


Bei der Einführung des Digitaldrucks in der Fußbodenindustrie wird Robert Bürkle in Freudenstadt eine Art Pionierposition zugeschrieben. Das Unternehmen gilt als erster Anbieter von serienreifen Großanlagen zum digitalen Bedrucken und Lackieren von Plattenmaterialien. Tobias Schreck, Produktmanager für Digitaldrucktechnik, berichtet in nachfolgendem Interview über die Entwicklungsstufen, die diese Technologie im Forschungs- und Entwicklungszentrum am Stammsitz in Freudenstadt durchlaufen hat.

Ralf Eisermann: Herr Schreck, seit wann befasst sich ihr Unternehmen mit der Digitaldrucktechnik?

Tobias Schreck: Wir haben im Jahr 2004 hierzu eine Diplomarbeit in Auftrag gegeben, die wir heute als Ausgangspunkt für die dynamische Entwicklung in unserem Hause sehen.

Eisermann: Wann gab es den ersten Praxiseinsatz?

Schreck: 2005/2006 wurde bei Alno Küchen ein sehr attraktives Projekt für Möbelfrontendruck gestartet, allerdings noch im Multi-Pass-Verfahren. 2006 sind wir eine Kooperation mit dem Digitaldruckspezialisten Durst eingegangen und konnten so auf der Ligna 2007 die erste Single-Pass-Anlage präsentieren. Übrigens haben wir dafür auch den Ligna-Innovationspreis erhalten. Wir waren damit weltweit der erste Anbieter einer industriellen Anlage zum digitalen Bedrucken von Fußboden.

Eisermann: Auf welchen Materialien drucken Sie heute?

Schreck: Unsere Anlagen drucken heute direkt auf Spachtelgrundierungen, Papier oder auf Holz- und Holzwerkstoffplatten, die furniert sind oder auf Kork sowie anderen plattenförmigen Werkstücken. Wir sehen hier im Prinzip keine Beschränkungen. Daher haben wir auch - ganz aktuell - Projekte für Betonfußbodenplatten im Außenbereich erfolgreich durchgeführt.

Eisermann: Warum haben Sie gerade diese Entwicklung angestoßen? Wieso Digitaldruck?

Schreck: Die Vorteile liegen für uns auf der Hand. Diese Technik erlaubt jedem Hersteller im eigenen Haus zu drucken, was viele logistische Vorteile mit sich bringt. Die Druckqualität ist mittlerweile auf so hohem Niveau, dass man mit dem bloßen Auge oftmals keinen Unterschied zum Original feststellen kann. Und: Der Digitaldruck erlaubt die Stückzahl 1.

Eisermann: Wie sieht das Oberflächenfinish aus?

Schreck: Hier liefern wir Maschinenkomponenten, die den Auftrag von allen gängigen Parkettlacken ermöglichen und somit eine erstklassige Versiegelung digital bedruckter Flächen sicherstellen.

Eisermann: Wie schätzen Sie heute die weltweite Verbreitung von Digitaldruckanlagen ein?

Schreck: Über absolute Zahlen verfügen wir nicht. In der Kombination Multi-Pass und Single-Pass dürften bislang nur wenige Anlagen weltweit installiert sein. Aber: Wir schätzen das Wachstumspotenzial als sehr groß ein.


Robert Bürkle

Der Anlagenbauer Robert Bürkle mit schwäbischen und westfälischen Wurzeln wurde 1920 gegründet. Vom Stammsitz in Freudenstadt aus entwickelt und produziert das mittelständische Unternehmen mit weltweit 740 Mitarbeitern Maschinen und Anlagen zur Beschichtung und zum Bedrucken von Holzwerkstoffen für Türen, Möbelteile oder Fußböden sowie zum Laminieren von Photovoltaikmodulen, Leiterplatten und Plastikkarten.

Zusätzlich fertigen die Schwarzwälder Maschinen für die Bauindustrie, auf denen Dämmstoffplatten formatiert werden. Sechstes Standbein ist die Automobilindustrie. Für Zulieferfirmen baut Bürkle Anlagen, die es ermöglichen, recycelbare Faserformteile herzustellen.

Umsatz: ca. 100 Mio. EUR pro Jahr
Gegründet: 1920 mit Stammsitz in Freudenstadt, Schwarzwald
Gesellschafter: Bürkle ist nach wie vor weitgehend in Privatbesitz. Größter Anteilseigner ist der geschäftsführende Gesellschafter Hans-Joachim Bender.
aus Parkett Magazin 05/12 (Wirtschaft)