Findeisen: Stephan Naacke über Entwicklungen, Trends und Visionen bei Nadelvlies

Nadelvlies gewinnt an Boden

Nadelvlies ist ein robuster Objektbelag, der seine Anwendung in Verwaltung und Schule hat. FussbodenTechnik wollte von Findeisen-Geschäftsführer Stephan Naacke wissen, was sich bei der Produktentwicklung und Gestaltung von Nadelvlies tut. Er fasst exklusiv zusammen, welche Entwicklungen, Trends und Visionen in den kommenden 15 Jahren wahrscheinlich sind.

Vielen Nutzern und Gestaltern, die an Nadelvlies denken, kommen Bilder grauer Vorzeit in den Kopf: lange Verwaltungsflure, enge Klassenzimmer, staubige Büros - Taubenblau, Sandbeige, Mausgrau. Tatsächlich aber ist Nadelvlies schon seit Jahren lebendiger und mutiger als unsere Erinnerung daran, und die Planer sind es auch. Früher war das Gestalten der Zweckbauten nur vom Aspekt der Nützlichkeit bestimmt. Heute aber setzt sich die Erkenntnis, dass Design und Farbe mehr bezwecken kann, immer stärker durch - auch bei klassischen Nutzimmobilien. Die Wahl der Farbe schafft nicht nur Ordnung im Raum und ermöglicht Orientierung, sie hat auch Einfluss auf Stimmung und Befindlichkeit der Nutzer.

Farben sorgen fürs Wohlfühlen

Nicht nur zu Hause, sondern auch dort, wo Dienstleistungen erbracht werden, soll eine Wohlfühl-Atmosphäre geschaffen werden, zum Beispiel für Mitarbeiter im Büro durch inspirierende, motivierende Farbgebung. Das Gestaltungsziel für Patienten in der Arztpraxis ist eine entspannende Atmosphäre, für Hotelgäste ein anspruchsvolles Wohnambiente. Die meisten Planer berücksichtigen dies heute, in künftigen Generationen werden alle es beherrschen.

Für diese vielfältigen Anforderungen steht mit dem Bodenbelag Finett Vision ein Nadelvlies-Designbaukasten zur Verfügung, der überraschend viele Möglichkeiten der Gestaltung eröffnet: Neben 60 fein abgestuften Farben stehen elegante Edelstahlapplikationen bereit. Diese Vielfalt schafft neue Möglichkeiten im Bodenbereich und folgt dem fortschreitenden Trend zu Individualität.

Nadelvlies konnte sich in den vergangenen Jahren bereits den Objektbereich Bürogebäude, also Versicherungen und Banken, Industrieverwaltungen, Handelshäuser und auch Elektronikmärkte erschließen. Selbst im Kultursektor ist Nadelvlies mittlerweile heimisch: Findeisen Nadelvlies ist auch im Einsatz im Moskauer Bolschoi-Theater und in der Crystal Hall in Baku, bekannt geworden durch den Euro Song Contest 2012. Die nächsten Bereiche, in denen der enorm strapazierfähige Belag an Boden gewinnen wird, sind Hotels und Shopping-Flächen. Dafür werden wir unser Angebot um faszinierende Druckdesigns und um weitere aktuelle Trendfarben anreichern.

Langlebig durch Polyamid

Der Markt der Nadelvlies-Bodenbeläge wird nicht nur farbenfroher, er wandelt sich auch in den eingesetzten Rohstoffen. Beläge aus Polypropylen und Polyester werden weiter an Bedeutung verlieren - Beläge aus hochwertigem Polyamid entziehen ihnen mehr und mehr den Boden. Nadelvlies, dessen Nutzschicht zu 100% aus Polyamid besteht, wie unsere meistverkaufte Finett G.T. 2000 und die neue Finett Vision, erreichen im Vergleich zu Belägen anderer Faser-Qualitäten die höchste Lebensdauer - eine Nutzungsdauer von 20 Jahren ist keine Seltenheit. Dies ist nicht nur wirtschaftlich, es ist auch ökologisch, und das passt zu uns.

Findeisen hat seine Wurzeln in der Ökologie, hier sind wir spezialisiert: Vor 50 Jahren begann Horst Findeisen den bis dahin reinen Textilsortier- und -handelsbetrieb seines Vaters, des Unternehmensgründers Bruno Findeisen, auf eine weiterverarbeitende Manufaktur umzustellen. Textilüberschüsse, überwiegend aus der Industrie, wurden mit den eigens dafür konstruierten Maschinen aufgerissen und bis zur hochwertigen Einzelfaser gelöst. Diese Recyclingfasern sind die Basis der Nadelvlies-Bodenbeläge, die der Firma Findeisen und ihrer Produktmarke Finett zu weltweiter Bekanntheit und Marktposition verholfen haben.

Die Rückenschicht unserer hochwertigen Beläge wird aus Recycling-Fasern gefertigt, jeweils zur Hälfte aus Überschüssen der Industrie und von Konsumenten. Ein Großteil der Fasern hat also bereits einen Produkt-Lebenszyklus durchlebt, was sie unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit besonders wertvoll macht. Die Fasern werden vor ihrem erneuten Einsatz zunächst gewaschen. Da sie farblich nicht sortenrein sind, werden sie ausschließlich in der Rückenschicht des Nadelvlies-Bodenbelags verarbeitet. Für die Nutzschicht hingegen werden ausschließlich neue Fasern verwendet, so ist eine immer gleich bleibende Qualität gewährleistet. Der Boden erscheint dem Nutzer frisch und neu, und er hat dennoch das sichere Gefühl, ein ökologisch sinnvolles Produkt zu nutzen.

Die Zeichen stehen auf Grün

Alle Bodenbelag-Zielgruppen, vom Planer über den Handel und den Verleger bis hin zum Nutzer, sind sensibel für Umweltfragen: Architekten hören interessiert unsere Argumente zum Recycling-Rücken, der Handel legt Wert darauf, die Umweltsignets Blauer Engel und Green Label Plus auf seinen Verkaufsunterlagen zu tragen, und Verleger achten bei der Auswahl von Verlegewerkstoffen und Bodenbelägen auf ihre Gesundheit. Die Anwender schließlich wollen Materialien um sich, die vor Allergien schützen und die möglichst lange halten. Diesem Sog kann sich auf Dauer kein Nadelvlies-Anbieter entziehen. Sie alle werden über kurz oder lang auf dem Boden der Tatsachen ankommen. Findeisen stellt sich dieser Verantwortung in besonderer Weise, ist als einziger Nadelvlies-Hersteller aktives Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).

Irgendwann wird der Markt nur noch Nadelvlies mit Recycling-Rücken und Nutzschicht-Fasern aus nachwachsenden Rohstoffen kennen. Illusion? Ein Märchen? Nein, die Zeichen stehen tatsächlich auf Grün: In weniger als einem halben Jahr schon wird Findeisen eine vollständige Kollektion dieses umweltfreundlichen Bodenbelags anbieten. Die ersten Lkw-Lieferungen der Fasern, die zu 63 % aus nachwachsendem Rohstoff erzeugt wurden, sind erfolgt, und unsere Nadelstühle verarbeiten sie bereits zu hochwertigem Vlies.
aus FussbodenTechnik 06/12 (Wirtschaft)