Mohawk Industries, Inc.

Pfleiderer verkauft Pergo an Mohawk-Tochter Unilin


Mit Ende Oktober ist es klar: Pergo, der schwedische Erfinder des Laminatfußboden, und damit Wegbereiter einer damals neuen Fußbodengattung, wird von dem amerikanischen Fußbodenmulti Mohawk Industries für ca. 116 Mio. EUR übernommen. Dies umfasst die Werke in USA und Schweden sowie das komplette Patentportfolio des schwedischen Traditionsunternehmens.

Die hochverschuldete und zwischenzeitlich auch insolvente Pfleiderer AG hatte in 2007 den schwedischen Laminatbodenhersteller für mehr als 300 Mio. EUR gekauft und dann - nach Meinung vieler Experten - die Kraft für zukunftsweisende Großinvestitionen vermissen lassen. Trotzdem konnten sich die Schweden in einem schwierigen Fußbodenmarkt gegen den allgemeinen Negativtrend bei Preis und Marge behaupten. Sogar Preiserhöhungen konnten durchgesetzt werden.
Zur eigenen Entschuldung allerdings musste die Pfleiderer AG neben anderen Geschäftseinheiten nun auch Pergo wieder verkaufen.

Mohawk Industries wird als Eigentümer von Unilin, die mit ihrer Fussbodenmarke Quick Step im Laminatfußbodenmarkt als Erfinder des Klicksystems für Fußbodenelemente gilt, in Zukunft Pergo unter ihre Führung nehmen.

Somit geht Pergo - nach einer gescheiterten Fusion mit Witex in 2003 und dem Kauf durch Pfleiderer vier Jahre später, in die nächste Phase der Unternehmensgeschichte. Ob dies allerdings für den seit Jahren stagnierenden Laminatfußbodenmarkt in Europa ein guter Schritt nach vorne ist, muss sich erst noch zeigen.

Sicherlich ist Pergo in seinem Heimatmarkt Skandinavien ein echter Gewinn für Unilin Floorings, denn dort gelten eigene Gesetze in der Kundenbeziehung. Diese kulturelle Extrakompetenz kann man sich nur schwer erarbeiten. Durch den Kauf von Pergo ergeben sich hier nun gute Möglichkeiten den Markt tiefer zu durchdringen. Ohne das Know-how und Image aus Schweden wäre dies sicherlich nicht möglich.

Für die Märkte in Zentraleuropa verfügt Unilin Floorings über ein eigenes ausreichendes Vertriebsnetz, hier kann Pergo den Belgiern in amerikanischer Hand wohl keine großen Synergien bieten. Anders ist es auf dem amerikanischen Markt: Hier eröffnen sich für die Unilin-Mutter Mohawk im Massenmarkt DIY, in dem Pergo als Marktführer gilt, völlig neue Möglichkeiten.

Welche Konsequenzen sind nun für die Vielfalt des Pergo-Angebots zu erwarten? Sicherlich wird Mohawk zur Refinanzierung des Kaufs alle sich ergebenden Einsparungseffekte ausschöpfen. Wird es bei zwei Vertriebsteams bleiben? Auch bei den Produkten ergeben sich einige Überlappungen.

Schaut man aufs aktuelle Pergo Portfolio, so sieht man, dass die Schweden in den letzten Jahren ihre Hausaufgaben richtig gut gemacht haben. Die traditionell hohe Qualität, gepaart mit den richtigen Designs, bietet ein interessantes Angebot gerade für den anspruchsvollen Objektbereich.

Aber ist es ausreichend und wirtschaftlich für einen Massenhersteller wie Unilin Floorings, wenn zwei Produkt-Portfolios sich Konkurrenz machen?

Heute zählen hauptsächlich Scalen-Effekte und schneller Durchsatz, die Sprache der Finanzwelt eben.

Es sieht daher eher danach aus, dass dem Handel und dem Konsumenten hier ein Angebotspaket in Zukunft fehlen wird. Und das ist schade für die ganze Branche, hat der Laminatfußboden doch unter einem massiven Preisverfall sein eigenes Image als etwas Hochwertiges total untergraben.

Und es waren die tapferen Schweden, die ihn immer wieder und beharrlich mit Qualität und Leistung, Preis und Anspruch hoch gehalten hatten. Dieser Einfluss könnte nun verloren gehen, was sicherlich der gesamten Branche nicht gut tun würde.

Wollen wir daher hoffen, dass etwas von dieser guten schwedischen Tradition auch von Unilin Floorings übernommen wird. Dem Produkt Laminatboden würde es auf alle Fälle gut tun, etwas "Pergostep" zu sein.

Bleibt noch die Frage nach dem "Made in Sweden" für die Zukunft. An zwei Standorten in Belgien und Schweden zu produzieren, und das bei völlig unausgelasteten Kapazitäten - übrigens wie in der gesamten Branche - macht wenig Sinn. Hoffen wir somit für das Werk in Trelleborg nur das Allerbeste, denn Gewitterwolken sind aus der o.g. Konstellation sicher einfach abzuleiten. So sind die Zwänge des Geschäfts, hier kann keiner mehr in Nostalgie etwas verschenken.

Trotzdem wünschen wir allen Beteiligten in Schweden wie in Belgien viel Erfolg und eine glückliche Hand bei der Neuaufstellung beider Einheiten unter einem Dach. Investiert werden muss hierbei sicherlich auch und das war es ja letztendlich, was Pergo unter der Pfleiderer Fahne von Anfang an gefehlt hatte.


Über Pergo
Pergo ist ein führender Hersteller von hochwertigen Laminatböden in Europa und den Vereinigten Staaten. Pergo gehört zu den Laminatboden-Pionieren und ist eine der starken Marken in den USA und Europa. Pergo ist ein Marktführer auf dem Gebiet der Laminatbodentechnologie und verfügt über besondere Patente bei Design und Verlegeverfahren. Pergo, dessen Zentrale in Schweden liegt, unterhält Fertigungsbetriebe in Skandinavien und den USA.


Über Unilin
Unilin prozdiert Laminat-, Parkett- und Vinylböden unter der Marke Quick-Step, sowe Paneele auf Holzbasis (Spanplatten, MDF), dekorative Paneele, Bedachungselemente und Isolierpaneele.

Unilin gehört zu Mohawk Industries, Inc., die an der New Yorker Börse notiert ist. Als führender Anbieter von Bodenbelägen für private und gewerbliche Anwendungen bietet Mohawk eine komplette Auswahl von Teppichböden, Keramikfliesen, Laminat, Holz, Stein, Vinyl und Teppichen. Diese Produkte werden unter einigen der bekanntesten Marken der Branche vermarktet, darunter Mohawk, Karastan, Lees, Bogelow, Durkan, Dal-Tile, American Olean, Unilin und Quick-Step. Mohawks internationale Präsenz umfasst Betriebe in China, Europa, Malaysia, Mexiko, Brasilien und Russland.
aus Parkett Magazin 06/12 (Wirtschaft)