Finke Das Erlebnis-Einrichten, Paderborn

Nur wer Ware zeigt, verkauft

Das Angebot an handgefertigten Teppichen wird in vielen Teppichabteilungen von Möbel- und Einrichtungshäusern seit Jahren kontinuierlich zurückgeschraubt und zu häufig stiefmütterlich behandelt. Der starke Zuwachs an Maschinenwebteppichen mit entsprechender Drehgeschwindigkeit sowie ein Mangel an fachlich versierten Verkäufern sind wohl die zwei wichtigsten Gründe für den Rückgang. Möbel Finke in Paderborn zeigt in seiner 1.800 m großen Teppichabteilung, dass es auch anders geht, klassische Orientteppiche sehr gut neben Maschinenwebteppichen existieren können und für Umsatz sorgen. Konstanz, Fachwissen und Engagement der drei Verkäufer sind sicherlich die wichtigsten Erfolgsfaktoren - neben den im gesamten Haus präsenten Teppichen.

Für Manfred Falk ist die Sache klar: "Nur wer Ware zeigt, verkauft!" Und Falk zeigt Ware: Nicht nur in der 1.800 m großen Teppichabteilung im ersten Stock, sondern im gesamten Haus. In der Dekoration der Sessel und Sofas fehlen abgepasste Teppiche ebenso wenig, wie in den Einrichtungsbeispielen für den Essbereich. Sogar an den Geländern des Lichthofes hängen Teppiche. Abgepasste Teppiche, das wird rasch deutlich, spielen bei Finke ("Das Erlebnis-Einrichten") in Paderborn eine wichtige Rolle. Diese starke Präsenz ist kein Zufall: Sie signalisiert eindrucksvoll, dass hier an den Teppich geglaubt wird, er demzufolge stets als fester Bestandteil der Inneneinrichtung gesehen wird. Das Resultat: er verkauft sich bestens. Für den Erfolg der Teppichabteilung in dem 42.000 m großen Haus sind zwei Faktoren entscheidend: das umfangreiche Sortiment und exzellente Verkäufer. Es müssen wirklich leidenschaftliche und gut geschulte Verkäufer sein, die mit Geduld beraten und Vertrauen zu den Endverbrauchern aufbauen.

Ein konstantes, hohes Beratungsniveau erarbeitet sich jedoch niemand innerhalb weniger Wochen oder Monate, dafür sind einige Jahre Berufserfahrung und eine ordentliche Portion Interesse und Wissen an den Produkten, den Ursprungsländern und der Historie nötig. Abteilungsleiter Falk und seine beiden Kollegen bilden solch eine wichtige Konstante: Falk ist seit 23 Jahren dabei, der jüngste Neuzugang erfolgte vor zehn Jahren. Das Ziel des Verkaufsteams: "Behandelt den Kunden so, dass er für die Konkurrenz versaut ist." Offensichtlich fährt man damit gut in Paderborn, denn der Standort gilt als "Teppichkompetenz in Ostwestfalen".

Dabei ist das Finke-Teppichsortiment nicht auf eine besondere Klientel ausgerichtet, sondern versucht, alle Kundengruppen anzusprechen. Das ist deutlich am Sortiment und Preisaufbau abzulesen: vom preiswerten Shaggy, über Nepal- und Pakistanware, Handgewebtes und Felle bis hin zum High End Custom-order-Programm. Also alle Produktbereiche. Präsentiert wird die Ware beispielsweise über Shopsysteme von OCI, Jab Anstoetz, Braun, Wissenbach, Paulig oder Otto Golze. Die eine Hälfte des Sortiments besteht aus handgefertigter Ware, die andere aus maschinengefertigter Ware, zum Beispiel von Medipa und Osta. "Shaggys müssen wir einfach anbieten. Sie verändern sich zwar immer wieder ein bisschen, aber sie liegen unverändert im Trend.", berichtet Falk. Und Einkaufsleiter Markus Lippert ergänzt: "Der Wertewandel im Teppichbereich, also weg von handgefertigter Ware und hin zu Maschinenwebware, hat die verkauften Stückzahlen im Handel deutlich erhöht. Allerdings sollte man sich immer bewusst machen, dass beispielsweise klassische rote Ware am Ende des Jahres ein Drittel vom Umsatz ausmacht."

Gerade das große Angebot im klassischen Bereich verlangt sowohl Fachwissen als auch Beratungskompetenz. Bestseller der Abteilungen wie Keschan, Mesched, Mond in Blau, Seiden- und Kaschmirseiden-Teppiche verkaufen sich in der Regel nur nach eingehender Beratung. Die Entscheidung für einen Teppich dieser Warengruppe fällt vielen Kunden dennoch nicht leicht: "Manche Interessenten kommen über mehrere Wochen immer wieder vorbei und beraten sich mit ihren Familienangehörigen über den Kauf. Dabei muss man als Verkäufer Geduld haben und sich jedes Mal gleich an den Kunden erinnern können. Wird ein Teppich beim Kunden zu Hause ausgelegt, ist der Teppich so gut wie verkauft", erläutert Falk weitere wichtige Serviceaspekte. Diese Professionalität der individuellen Beratung ist der Vorteil, mit dem sich Finke gegen Wettbewerber behauptet, auch und gerade aus dem Internet. Das Internet biete einen Informationsvorsprung hinsichtlich der Vergleichbarkeit von Produkten. Allerdings ist kontinuierliche, persönliche Beratung über dieses Medium kaum möglich. Zudem könne das Internet auch nur recht wenige Kaufimpulse geben, die unter anderem durch einen einfachen Trick im stationären Handel gegeben werden können. Falk: "Nichts ist abschreckender für einen Kunden, der eine Teppichabteilung betritt, wie fein säuberlich gestapelte Ware, die einen Hauch von klinischer Reinheit ausstrahlt. Es muss lebendig und authentisch aussehen, jedoch nicht rummelig."

Über lokale, stationäre Wettbewerber muss sich Finke wenig Gedanken machen: der nächste Porta liegt 50km entfernt in Bielefeld, wo auch Zurbrüggen eine Filiale betreib. Turflon in Werl und Zurbrüggen in Unna liegen gute 80 beziehungsweise 90km entfernt. Und selbst aus diesen Städten kommen treue Kunden zu Finke, um abgepasste Teppiche einzukaufen. Beworben wird das Einrichtungshaus vor allem über beinahe wöchentlich erscheinende Anzeigen und Prospekte in den Lokalzeitungen. Ab und an werden Aktionen der Teppichabteilung auch alleine beworben - auch mit den im Handel allseits beliebten Streichpreisen: "Ohne Streichpreise geht es einfach nicht, die Endverbraucher erwarten große Rabatte. Werden sie nicht gegeben, geht das klar zulasten des Umsatzes", weiß Falk. Und so werden auch hier über Plakate, die in der gesamten Abteilung von den Decken hängen, Nachlässe beworben. Ware, die mit bis zu 85% Rabatt angeboten wird, gibt es auch, dabei handele es sich jedoch um ausgewählte Einzelstücke.

Felle werden meistens als Einzelstück angeboten, naturgemäß ist ihre Größe abhängig von der Größe des Tiers. Finke bietet in Zusammenarbeit mit Heitmann-Felle aus Schneverdingen einen besonderen Service an, der ordentlich Umsatz bringt: "Die Felle werden einfach aneinander genäht, wodurch sich die Größe des Bodenbelags individuell festlegen lässt. Das Zusammennähen ist im Endkundenpreis inbegriffen, geliefert wird innerhalb weniger Tage", erläutert Falk.

Patchwork-Teppichen wird in Paderborn reichlich Platz eingeräumt - und dass, obwohl er auf Branchenmessen wie der Domotex in Hannover oder der Maison & Objet in Paris weniger häufig angeboten wurde als noch vor einem Jahr. "Patchwork kennen viele Verbraucher noch gar nicht, diese Produktart ist im Handel wenig verbreitet. Dabei rufen sie immer sehr positive Reaktionen hervor und verkaufen sich prima. Sie sind quasi wie ein Bild am Boden. Deshalb haben sie die Chance, so trendig zu werden, wie einst der Orientteppich", begründet Markus Lippert seine Entscheidung, diese Produktart ins Sortiment aufzunehmen.


Firmenprofil


Finke Das Erlebnis-Einrichten GmbH & Co. KG
Paderborner Straße 97
33104 Paderborn
Tel.: 0 52 51/30 2-0
www.finke.de

Gründung: 1959 durch Franz Finke in Paderborn

Leitung: Wilfried Finke (Inhaber und Geschäftsführer), Dr. Rudolf Christa (Sprecher der Geschäftsführung), Franz-Josef Golüke (Geschäftsführer Wareneinkauf), Thomas Eck (Geschäftsführer Vertrieb und Marketing)

Einkauf Teppiche Finke und Preis-Rebell: Markus Lippert

Abteilungsleiter Teppiche Paderborn: Manfred Falk

Marken: Finke - das Erlebnis-Einrichten, Preis-Rebell (Wohn-Discounter), Küchenfachmarkt FK1, Carré ("Schnell schön einrichten")

Standorte:
- 6 Finke Erlebnis-Einrichten - Paderborn (Firmensitz, 42.000 m, Kassel, Münster, Oberhausen, Erfurt, Jena
- 7 Preis-Rebell - Paderborn, Kassel, Erfurt, Beckum, Münster, DülmenOer-Erkenschwick
- 1 Küchenfachmarkt FK1 - Paderborn
- 1 Carré - Soest

Anzahl Mitarbeiter Unternehmensgruppe: 1.500

Umsatz Unternehmensgruppe: 300 Millionen EUR (2009)

Größe Teppichabteilung Paderborn: 1.800 m

Anzahl Mitarbeiter Teppichabteilung Paderborn: 3

Sortiment: alle Produktbereiche vom preiswerten Maschinenwebteppich, über Felle und Handwebware bis hochwertige klassische Ware wie Keschan, Mesched und Moud
aus Carpet Magazin 03/12 (Wirtschaft)