Boris Thomas / Lattoflex

Handwerker und Visionär


Bremervörde - 1993 steigt der heute 47-jährige Boris Thomas in den Familienbetrieb Lattoflex ein und treibt eine radikale Produktumstellung voran: Er will weg vom Lattenrost aus Holz, mit dessen Erfindung sein Großvater Karl Thomas 1957 den Erfolg des Unternehmens begründete. Ein Bruch mit der Historie des Unternehmens, ein riskanter Paradigmenwechsel in der Produktpolitik? Nein, in Wirklichkeit verfolgt Boris Thomas mit großer Konsequenz das erklärte Ziel des über 100 Jahre alten Unternehmens: Ideen für mehr Lebensqualität produzieren. Durch eine vollkommen neuartige Unterfederung aus Glasfaser sollen seine Kunden in Zukunft noch besser schlafen.

Boris Thomas wird 1964 in das Unternehmen hinein geboren. Nach Wirtschaftsabitur und Zivildienst beginnt er in einer Bremer Tischlerei mit internationaler Ausrichtung seine Ausbildung. Kurz vor der Gesellenprüfung meldet der Handwerksbetrieb mit Aufträgen in Oman und Saudi-Arabien Konkurs an. Boris Thomas schließt seine Lehre notgedrungen im heimischen Betrieb ab - und wird damit der letzte, im eigenen Unternehmen ausgebildete Tischler.

Mut zu neuen Ideen

Der zukünftige Lattoflex-Chef braucht mehr als Handwerk: Er teilt die Leidenschaft seiner Vorväter, Bewährtes stetig zu verbessern. Noch vor seinem Wirtschaftsingenieur-Studium stürzt er sich in seine erste Software-Entwicklung und beschert Lattoflex den Dosigraph e, ein mit Sensoren ausgestattetes Messbett. Später als geschäftsführender Gesellschafter legt der Wirtschaftsingenieur seinen Schwerpunkt auf Marketing und Vertrieb und treibt jede Innovation voran, die ihm hilft, die Erfolgsmarke Lattoflex zu unterstützen und strategisch wirkungsvolle Patente zu erwerben. Seit 1996 ist eigens das Unternehmen Thomas Technik + Innovation in der Unternehmensgruppe für die Entwicklung der Produktpalette zuständig. Der Technik begeisterte Boris Thomas sorgt dafür, dass in diesen Zweig der Neuentwicklung acht bis neun Prozent des von der Thomas Gruppe erwirtschafteten Umsatzes fließen.

Angesichts des vermehrten Fachhandelssterbens in den Mittelzentren entscheidet der mutige Unternehmer 2011, ein eigenes Filialsystem für die Marke Lattoflex aufzubauen. Als Pionier seiner Branche eröffnet er im Herbst desselben Jahres die ersten beiden Stores. In den nächsten Jahren sollen weitere 50 Filialen folgen, um ein Flächen deckendes Vertriebsnetz in Deutschland sicherzustellen. Das Konzept dazu wird auch bestehenden Partnern im In- und Ausland als Franchise-System angeboten. Zukünftig wird so die komplette Wertschöpfungskette von der Produktion bis zum Ladentisch abgedeckt.

Arbeiter für den gesunden Schlaf

"Unternehmen funktionieren immer dann gut, wenn die Führung eigentlich überflüssig ist!", weiß der charismatische Firmenlenker. Er setzt auf Optimismus und auf das Vertrauen in seine 213-köpfige Mannschaft. Beides hilft ihm, mit Enthusiasmus in die Zukunft zu blicken. Grund dazu hat er, denn Lattoflex ist das einzige verbliebene Familienunternehmen der Branche. Seit mehr als 50 Jahren wird am Standort Deutschland höchst profitabel produziert. Einen Grund für den anhaltenden Erfolg sieht Thomas in der Beweglichkeit des Unternehmens. "Wir sind kompromisslos flexibel. Das ist die große Stärke eines Inhaber geführten Unternehmens!"

"Mensch und Marke werden in ihrer Geburtsstunde geprägt", glaubt Boris Thomas wie schon sein Vater und sein Großvater: Das starke soziale Engagement der beiden Patriarchen formte auch das Bewusstsein des heutigen Bremervörder Unternehmenschefs. Bereits seit den 1950er Jahren gibt es Mitarbeiterbeteiligungen. Später kommen mehrtägige Firmenausflüge, die Thomas-Siedlung, der Spielplatz, und ein hohes jährliches Spendenbudget, das ausschließlich ortsgebunden an Bremervörder Vereine geht, hinzu. Darüber hinaus engagiert sich Boris Thomas ehrenamtlich im unternehmerischen Bereich: Er ist Vorsitzender und Gründer der Bremervörder Wirtschaftsgilde, Mitglied des Industrie- und Regionalausschusses und der Vollversammlung der IHK.

Entrepreneur des Jahres 2012

Sechs Unternehmen aus Niedersachsen bzw. 75 Unternehmen aus ganz Deutschland haben es in diesem Jahr geschafft, in die Finalrunde der besten mittelständischen Unternehmen zu kommen. Als eines davon ist jetzt die Thomas Unternehmensgruppe, Bremervörde ausgezeichnet worden. Mit Dank und großer Freude nahm Boris Thomas diese Auszeichnung im September für die Thomas Unternehmensgruppe in der Alten Oper Frankfurt entgegen. Sie wurde ausgelobt von einer hochrangigen Jury unter der Schirmherrschaft der Beratungsgesellschaft Ernst&Young, u. a. in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dem Manager Magazin, der DZ BANK und Jaguar. "Für mich", so Boris Thomas, "ist dieser Preis nicht nur eine Auszeichnung für die zurückliegenden Weichenstellungen in unserer Unternehmensgruppe, sondern zugleich innere Verpflichtung, unseren Kunden auch in Zukunft ein verlässlicher Partner zu sein - mit Innovationen, Weitblick und qualifizierten, engagierten Mitarbeitern!"
aus Haustex 11/12 (Wirtschaft)