Jahrestagung des Fachverbandes TBSL

Erfolgreich im Export


Wien/A - "Laufende modische und technische Innovationen sind eines der Erfolgsgeheimnisse unserer vier Industriebranchen", so Ing. Reinhard Backhausen, Präsident des Fachverbandes der Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie, im Rahmen der Jahrestagung. Er zeigte sich erfreut über wiederum sehr gute Ergebnisse der 520 Unternehmen des Gesamtverbandes im Export.

Nach einem Plus im Außenhandel von 13 Prozent im Jahr 2011 konnte die Bekleidungsindustrie auch im ersten Halbjahr 2012 die Exporte wiederum steigern. Gerade in den wichtigen Hoffnungsmärkten Russland und China gelangen besondere Erfolge. Nach sehr guten Zahlen im Jahr 2011 liegen die Ergebnisse in der Textilindustrie heuer etwas tiefer. Der Umsatz betrug in der ersten Hälfte dieses Jahres 1,18 Mrd. (-4,2 Prozent), die Exporte sanken leicht um 3,1 Prozent auf 1,06 Mrd. Euro. "Bei den Ergebnissen der Textilindustrie hatten allerdings die stark gesunkenen Rohstoffpreise - insbesondere bei Baumwolle - einen erheblichen Einfluss" erklärte Ing. Backhausen. Die Industrie stehe aber unter großem Kostendruck. Zusätzliche Belastungen durch neue Gesetze müssen daher abgelehnt werden. Dazu verweist Ing. Backhausen auf einen Entwurf des Wirtschaftsministeriums für ein neues Energieeffizienzgesetz. "Das Ziel Energieeinsparung wird von uns voll unterstützt, aber nicht die Art, wie dies erreicht werden soll. Das Gesetz würde unseren Firmen verschiedene neue Belastungen und zusätzliche Abgaben auferlegen. Vergessen wird, dass unsere Industrie aufgrund der hohen Energiepreise und des harten weltweiten Konkurrenzkampfes bereits zahlreiche Maßnahmen zur Reduzierung des Energiebedarfs gesetzt hat." Deswegen dürfe nicht allen Firmen gleichermaßen vorgeschrieben werden, den jährlichen Energieverbrauch jedes Jahr weiter um einen bestimmten Prozentsatz zu reduzieren - unabhängig davon, ob sie durch Investitionen in der Vergangenheit bereits einen tiefen Level erreicht haben. "Wir brauchen keine neue Energiebürokratie. Diese schränkt die betriebswirtschaftliche Handlungsfähigkeit der Betriebe unnötig ein. Das neue Gesetz würde die Standortbedingungen für eine Produktion in Österreich verschlechtern" betonte Ing. Backhausen.

Nach einzelnen Sektoren zeigt sich, dass in der Textilindustrie die Technischen Textilien bereits ungefähr die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmachen - nämlich 577 Mill. Euro (-3,3 Prozent). Der Umsatz bei Bekleidungs- und Heimtextilien betrug 605 Mill. Euro (-5,2 Prozent). Bei allen Zahlen ist jedoch zu berücksichtigen, dass die etwas niedrigeren Umsätze zum Teil auf die gesunkenen Rohstoffpreise zurückzuführen sind. So sind die Preise für Rohbaumwolle vom Höchststand im März 2011 bis zum Juli 2012 von 3,63 Euro per Kilo auf 1,61 Euro gesunken. "Das ist mehr als eine Halbierung des Baumwollpreises", betonte Ing. Backhausen.

Die Exporte der österreichischen Textilindustrie sind im 1. Halbjahr 2012 leicht (um 3,1 Prozent) zurückgegangen. Auch dies wurde von den gesunkenen Rohstoffpreisen mit beeinflusst. Die Textilimporte gingen um insgesamt 5 Prozent zurück. Auf die aktuelle Situation der Textilindustrie erklärte Ing. Backhausen: "Wir sind zuversichtlich, die insgesamt recht positive Entwicklung im zweiten Halbjahr fortsetzen zu können. Belastend wirkt allerdings die Unsicherheit auf den Märkten und die herab gestuften Wachstumsaussichten." Im Bereich der technischen Textilien, so Ing. Backhausen, sei man inzwischen "Europaspitze". Der Fachverband unterstütze deshalb die Firmen auch verstärkt im Bereich Innovationen. So wurde die Smart Textiles Plattform auf neue Beine gestellt. Eine erste Veranstaltung im September dieses Jahres brachte über 200 Teilnehmer aus der Textil- und Bekleidungsindustrie mit Partnern aus anderen Branchen, wie der Elektro- und Autoindustrie zusammen. "Innovationen und Nachhaltigkeit sind Schlüsselelemente für die erfolgreiche Entwicklung unserer Industrie", erklärte Backhausen.

Hoch aktuell aus Sicht der Bekleidungsindustrie ist derzeit das Thema der textilen Mehrwegsysteme im Gesundheitswesen, denn bei der Verwendung moderner OP-Textilien nimmt Österreich im internationalen Vergleich eine absolute Spitzenstellung als Umwelt-Musterland ein: Rund 80 Prozent der in heimischen Operationssälen verwendeten OP-Mäntel und OP-Abdeckungen sind Mehrwegprodukte aus hochmodernen High-Tech-Materialien. Diese Position gilt es im Interesse der heimischen Textilwirtschaft und der Umwelt auch weiterhin zu verteidigen und zu halten.
aus Haustex 12/12 (Wirtschaft)