Qinghai International Carpet Exhibition, Xining, China

Die Messe für den chinesischen Markt


Die rasant wachsende chinesische Mittelschicht gilt als eine der weltweit größten Zielgruppen für Luxusartikel - zu denen auch abgepasste Teppiche gehören. Nach der Domotex Asia in Shanghai, gehört die Qinghai International Carpet Exhibition in Xining im Nordosten des tibetischen Hochlandes zu den wichtigsten Teppich-Messen im Reich der Mitte. Die Anzahl der nicht-chinesischen Aussteller, die auf diesem riesigen Markt Fuß fassen möchten, wächst daher von Jahr zu Jahr. Besucht wird die Messe vor allem von chinesischen Einkäufern. Gäste aus dem Ausland waren eine Ausnahme auf der neunten Ausgabe dieser Messe im Juni 2012. Das dürfte unter anderem an der überwiegend auf den chinesischen Markt angepassten ausgestellten Produktpalette sowie der recht abgeschiedenen Lage Xinings liegen.

Auf dem neuen Messegelände in Xining wurden in zwei Messehallen laut Veranstalter gut 800 Standard-Messestände untergebracht. Während eine Halle ausschließlich den chinesisch-tibetischen Ausstellern vorbehalten war, stellten in der anderen nur ausländische Firmen aus. Gemeinschaftsstände aus dem Iran, Indien und Pakistan mit ihren jeweils 30 bis 40 Anbietern stellten dort das Gros der Aussteller. Einige Anbieter aus Afghanistan waren ebenfalls vertreten.

Gezeigt wurde dort ausschließlich handgefertigte Ware. Persische Muster in meist kräftigen Farben und in allen Preislagen überwogen. Mit ihren gut gelungenen Nachknüpfungen setzten pakistanische und indische Anbieter den Anbietern aus dem Iran zu, deren Preisgefüge deutlich höher lag. Bei den iranischen Ausstellern waren Bilderteppiche stark nachgefragt, vor allem wenn sie die chinesischen Führer zeigten. Auch hochpreisige Ware wie Ghoum wurde nicht nur anerkennend begutachtet, sondern auch eingekauft für die wachsende chinesische Mittel- und Oberschicht. Ein breite Auswahl gab es auch an Zieglern. Begrenzter war die Auswahl an modern dessinierten Qualitäten in aktuellen Farben, an Patchwork-Teppichen und antiker Ware. Wer aufmerksam und mit viel Zeit durch die Halle ging, konnte sich durchaus über das ein oder andere interessante Einzelstück freuen. Das trifft allerdings nicht nur auf die - meist chinesischen - professionellen Einkäufer zu, sondern auch auf die große Menge an Privatkunden, die ihren Weg in die Messehallen fanden. Sie dürften einen Großteil der 5.000 gezählten Besucher ausmachen und waren vor allem auf der Suche nach preiswerten Schnäppchen.

In der chinesisch-tibetischen Halle waren die Stände deutlich luftiger platziert als in der recht vollen, den Ausländern vorbehaltenen Halle. Präsentiert wurden dort vor allem Maschinenwebteppiche in günstigen Einstiegspreislagen sowie einfache Knüpfteppiche; Handtuftware wurde fast gar nicht gezeigt. In beiden Warengruppen herrschten kräftig-bunte Farbstellungen und Glitzereffekte vor. Reinkemeier-Rietberg - einziger deutscher Anbieter in Xining - zeigte unter anderem seine Luxor-Kollektion, die mit Svarovski versehene Qualitäten enthält. "Gerade in diesem Produktbereich können wir in China gut verkaufen. Zudem bieten wir auf den chinesischen Markt abgestimmte hochwertige Maschinenwebware an", berichtete Frank Nelling, Einkaufsleiter bei Reinkemeier-Rietberg. Wegen des chinesischen Drachenboot-Feiertags am Messe-Samstag seien zwar weniger Besucher gekommen, dennoch kamen einige chinesische Einkäufer von Fachgeschäften und Möbelketten und orderten Ware. Dass Reinkemeier-Rietberg in der chinesischen Halle ausstellte, liegt an der Partnerschaft mit einem chinesischen Unternehmen. "Ein starker Partner vor Ort ist Pflicht. Ohne ihn sind Geschäfte in China nicht möglich, allein wegen der Sprachbarriere", so Nelling.

Ein positiver Ansatz des Veranstalters ist die Einführung von Vorträgen über den chinesischen Markt, einzuhaltende Normen und die Handelsbeziehungen zwischen China und Ländern wie Indien oder Pakistan. Diese waren trotz gewissen Längen durchaus informativ. Sehr positiv hervorzuheben hingegen sind die Englisch-Studenten der örtlichen Universität, die allen Ausstellern zur Seite gestellt wurden - und die wertvolle Übersetzungsdienste bei Verhandlungen leisteten.
aus Carpet Magazin 04/12 (Wirtschaft)