Martin Wartig, Vorsitzender des Verbandes der Bettenfachgeschäfte (VDB)

Werthaltigkeit und Qualität


Die meisten Bettenfachhändler sind mit dem Jahr 2012 zufrieden. Per Ende November dürfte die Mehrzahl der Bettengeschäfte im niedrigen einstelligen Bereich im Plus liegen. Mitunter war allerdings das Jahr 2011 so stark, dass es nicht erreicht werden konnte und der Umsatz dennoch als gut bewertet wird.

Umsatzsteigerungen brachten weiterhin vor allem die höherwertigen Großteile, weil der Fachgeschäfts-Kunde nach wie vor auf Werthaltigkeit und Qualität achtet. Billigware wird nur selten im Inhaber geführten Bettenhaus gesucht, in diesem Segment sind andere Vertriebswege stärker. Das Geschäft mit Zudecken verlief weitestgehend stabil, wobei Daunen Zuwächse erzielten, während Edelhaare Rückgänge hinnehmen mussten. Der gesamte Haustextilbereich tat sich unverändert schwer.

Meist wurden immer höhere Umsätze mit immer weniger Kunden erzielt. Allerdings sind die höheren Bons zum Teil auch Folge der gestiegenen (Rohstoff)Preise. Umgekehrt klagen die meisten Bettengeschäfte über rückläufige Kundenfrequenzen. Dies ist eine Entwicklung, die auch in anderen Branchen beobachtet und auf die wachsende Online-Konkurrenz zurückgeführt wird. Ohnehin entwickelt sich der (Preis)Wettbewerb im Internet für den Bettenfachhandel zu einem zunehmenden Ärgernis. Im Fokus sind dabei natürlich nicht die "seriösen" preisstabilen Online-Shops, wie sie einige Kollegen betreiben und die im Sinne eines Cross-Channel-Marketings zum Teil auch Sinn machen. Aber Internet-Shops, welche systematisch die unverbindlich vorgegebenen Verkaufspreise unterbieten, bringen den stationären Fachhandel immer wieder in Schwierigkeiten. Schließlich kommt es immer wieder vor, dass Kunden sich im Bettenhaus aufwendig beraten lassen, um anschließend die ausgesuchte Ware preisgünstiger im Web zu kaufen.

In diesem Zusammenhang müssen auch die weiter wuchernden Shopping-Clubs im Internet genannt werden, die bekanntlich auch Sortimente aus der Bettenbranche mit hohen Rabatten vermarkten. Nicht zu tolerieren ist vor allem, wenn Standardware ohne modisches Risiko über diesen Weg vertrieben wird, wie es bei Zudecken immer wieder vorkommt. Aber auch bei modischen Artikeln aus früheren Saisons sollte der Hersteller sich gut überlegen, ob es sinnvoll ist, die Ware unter dem Einkaufspreis des Handels anzubieten oder ob er damit nicht die Preisakzeptanz für die Marke nachhaltig beschädigt. Hier ist es die unternehmerische Aufgabe des Industriepartners, Überproduktionen durch bessere Planung zu minimieren oder gar nicht erst entstehen zu lassen.

Andernfalls muss der Bettenhandel künftig noch stärker die notwendigen Konsequenzen ziehen. Schon jetzt gibt es einen klaren Trend hin zu den Marken, die es schaffen, ihre Vertriebswege "sauber" zu halten und Preiskämpfe zu verhindern. Das Mittel dazu ist der so genannte selektive Vertrieb, der auch in benachbarten Branchen zunehmend Verbreitung findet. Mit dem prognostizierten Anwachsen des E-Commerce wird dieses Instrument sicher künftig noch wichtiger werden.

Trotz dieser vor uns liegenden Aufgaben und Problemstellungen sind auch für das Jahr 2013 die Aussichten für den Bettenfachhandel positiv. Wie bereits in den Vorjahren wird die Umsatzentwicklung in unserer Branche allerdings wieder sehr uneinheitlich verlaufen. Gefordert sind dabei weiterhin Unternehmer mit Weitblick, Kreativität und der Fähigkeit zum strategischen Denken. Anregungen dafür wird auch wieder die nächste VDB-Tagung geben, die am 24./25. April 2013 in Berlin stattfindet. Dessen Themenspektrum reicht von Möglichkeiten zur Frequenzsteigerung über Personalsuche und Menschenführung bis zur Energiekostensenkung. Auch Kollegen, die nicht Mitglied des VDB sind, sind herzlich eingeladen, unverbindlich an der VDB-Tagung teilzunehmen.
aus Haustex 01/13 (Wirtschaft)