"Zukunft Bodenhandwerk" nimmt Fahrt auf

Branche sucht dringend Nachwuchs

Wie viele andere Gewerke hat auch das Boden-Handwerk mit großen Problemen im Bereich der Nachwuchsgewinnung zu kämpfen. Sowohl auf der Domotex als auch auf der BAU stellte sich jetzt eine Initiative vor, die gegen den absehbaren Fachkräftemangel aktiv vorgehen möchte. Die "Zukunft Bodenhandwerk" will mit einer breit aufgestellten Medienkampagne junge Menschen für die Berufe im Bodenhandwerk begeistern und fand auf den beiden Messen auch schon die ersten Unternehmen, die diesen Weg mit unterstützen möchten. Bereits im Vorfeld konnten Karsten Krause und Sönke Stoltenberg vom Vorstand des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) bekannt geben, das die Verlegewerkstoff-Unternehmen Bona, Uzin, Pallmann, Wulff und Schönox ihre Mitarbeit zugesagt hatten.

Der Initiative "Zukunft Bodenhandwerk" ist damit ein vielversprechender Start gelungen, denn die Probleme liegen nicht nur im Fehlen geeigneter Auszubildender. Krause und Stoltenberg skizzierten in ihrem Vortrag die Entwicklung im Boden-Handwerk seit 2001 und zeigten auf, dass es seitdem einen massiven Rückgang der ausbildenden Unternehmen gegeben hat.

Seit dem Wegfall der Meisterpflicht ist die Zahl der Betriebe in Deutschland rasant gewachsen, allerdings ist der Umsatz der Gesamtbranche nicht in dem gleichen Verhältnis angestiegen. Die neugegründeten Firmen, die dabei von der entfallenen Meisterpflicht profitierten, sind oftmals Kleinstunternehmen, denen die Möglichkeiten fehlen, sich adäquat um einen Auszubildenden zu kümmern. Dieser "Wildwuchs" an Firmengründungen ist für Krause und Stoltenberg auch ein Grund, warum vielen altgedienten Meistern die Lust an der Ausbildung vergangen ist. Sie leiden unter Auftragsrückgängen, da die neuen Wettbewerber zum Teil zu äußerst niedrigen Preisen arbeiten. Wer weniger Aufträge hat, der bildet dementsprechend auch weniger aus. So ist die Ausbildungsquote zwischen 2001 und 2011 von 44% auf 8 % gesunken.

Auch die Zahl derer, die noch eine Meisterprüfung in den Boden-Gewerken erfolgreich absolvieren, ist ebenfalls stark rückläufig. Wurden 2001 noch 338 Meisterbriefe vergeben, so waren es zehn Jahre später nur noch 105. Völlig zurecht stellten Krause und Stoltenberg den anwesenden Industrievertretern also die Frage "Wer soll in zehn Jahren ihre hochwertigen Produkte noch hochwertig verarbeiten ?" Die Tendenz, dass sowohl Quantität als auch Qualität im Bodenhandwerk sinken, ist für Krause und Stoltenberg deutlich an den Zahlen abzulesen. Höchste Zeit also, gegen diese Entwicklung vorzugehen.

"Wir müssen Schulabgänger abholen"

Als wichtigstes Ziel der neu zu gründenden Initiative gaben Krause und Stoltenberg dann auch ganz klar die Nachwuchsgewinnung an. Hierzu müssen Handwerk und Industrie selber an die Schulen gehen, um den jungen Menschen dort die Perspektiven aufzuzeigen, die das Bodenhandwerk zu bieten hat. "Viele der Schulabgänger sind ohne Orientierung. Die müssen wir abholen. Das müssen wir auch selber machen, denn Lehrer oder Ausbildungsberater sind für Jugendliche oftmals keine Hilfe für den Start ins Berufsleben", erläuterte Krause in Hannover.

Darüber hinaus ist geplant, dass die Branche die Internet-Aktivitäten verstärkt. So ist angedacht, die Möglichkeiten von Social Media-Angeboten wie Facebook besser einzusetzen, um sich dort zu präsentieren, wo große Teile der Zielgruppe auch präsent ist. Eine Ausbildungsbörse ist ebenfalls im Gespräch. Für die gesamten Öffentlichkeitsmaßnahmen soll eine Werbeagentur eingeschaltet werden, die dann ein Gesamtkonzept entwickelt.

Dass eine gelungene Außendarstellung heutzutage unbedingt notwendig ist, zeigt ein Blick auf die Branchen, mit denen das Bodenleger-Handwerk um den Nachwuchs konkurriert. Viele der anderen Gewerke, wie beispielsweise das Bäckerei-Handwerk, sind auf diesem Gebiet schon deutlich weiter als die Bodenleger. Auch bei den eigenen Berufskollegen in der Schweiz und Österreich wurden die Zeichen der Zeit schon früher erkannt und angegangen. Die Eidgenossen feiern nach drei Jahren jetzt auch die ersten Erfolge ihrer Kampagne bei der Nachwuchsgewinnung.

Mitglieder gesucht

Finanzieren möchte "Zukunft Bodenhandwerk" die Kampagne aus den Beiträgen der Mitglieder. Als Kalkulation nannte Karsten Krause eine Summe von 90.000 EUR pro Jahr. "Handwerk und Industrie müssen jetzt Hand in Hand arbeiten. Hier geht es um die Sache. Eigentlich sind wir schon zu spät dran. Wenn wir es jetzt nicht hinkriegen, dann können wir dieses Buch zuschlagen", machte Krause die Wichtigkeit der Initiative noch einmal eindringlich deutlich.

Und diese Botschaft ist auch bei der Industrie angekommen. Nach den Messen in Hannover und in München berichtete Karsten Krause, dass es zahlreiche feste Zusagen gibt und man bei weiteren Unternehmen auf einem guten Weg sei. Zudem werde es in den nächsten Wochen noch einige Gespräche geben, so dass Krause guter Dinge ist, dass die Initiative über genügend Mitglieder und ein ausreichendes Budget verfügen kann.

Anfang März wird es zu einer weiteren Versammlung der Gründungsinitiative kommen, auf der man sich schon über erste Agenturkonzepte für den medialen Auftritt beraten wird. Der Vorstand des ZVPF hat bereits einstimmig für die Gründung der GmbH gestimmt und Krause geht davon aus, dass die Mitgliederversammlung im Mai diesem Schritt folgen wird.

Zukunft Bodenhandwerk im Überblick


Initiatoren: Die Innungen des Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF), Bona, Uzin, Pallmann,Wulff und Schönox.

Kontakt:
Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik
Industriestr. 19
53842 Troisdorf-Oberlahr
Tel.: 0 22 41/ 9 43 69 70
Fax: 0 22 41/ 9 43 69 71
E-Mail: info@zv-parkett.de
aus FussbodenTechnik 02/13 (Wirtschaft)