Lattoflex

Eine neue Generation der Unterfederung


Bermervörde. Das Unternehmen Thomas Sitz- und Liegemöbel in Bremervörde hat sich mit seiner Marke Lattoflex in den letzten Jahren sehr erfolgreich entwickelt. In den vergangenen fünf Jahren habe man den Umsatz um gut 50 Prozent steigern können, berichtete Geschäftsführer Boris Thomas auf der Lattoflex Convention in Unterschleißheim bei München. Dorthin hatte das Unternehmen seine Kunden im März eingeladen, um ihnen die neue Generation der Unterfederung vorzustellen. Denn ungeachtet der jüngsten Erfolge sei "die Zeit reif für etwas Neues", so Thomas.

Das Interesse der Lattoflex-Kunden an der neuen Unterfederung war groß. Mehr als 340 Teilnehmer kamen in das Unterschleißheimer Vier-Sterne-Hotel Dolce, um sich dort an zwei Tagen ausführlich über die neuen Produkte und das Marketingkonzept zu informieren. Diese Convention sei die laut Lattoflex-Geschäftsführer Boris Thomas weitaus größte Veranstaltung in der mehr als fünfzigjährigen Firmengeschichte gewesen. Sogar aus Taiwan und Hongkong waren gute Kunden angereist. Und Boris Thomas schürte die Erwartungen noch durch seinen Vortrag, den er mit starken Worten begann. Denn eingangs beklagte er die technologisch wenig inspirierende Möbelmesse, auf der er sich als Besucher selten so gelangweilt habe wie in diesem Jahr. Als imaginäre Überschrift über der Sleep-Halle 9 hätte seiner Meinung nach der Spruch stehen können "wir machen jetzt auch Boxspring-Betten'.

Damit leitete Thomas über zu den Innovationen, die Lattoflex in seiner Firmengeschichte für den guten Schlaf erfunden hat. "Praktisch alles, was es derzeit im Markt an Technik gibt, hat Lattoflex erfunden', so der jugendlich wirkende Geschäftsführer. Dazu zählen der Lattenrost an sich, der verstellbare Lattenrost und natürlich die aufgelöste Unterfederung, die Typen Lattoflex 200 und 300, die es bei der 300er mittlerweile in zweiter Generation gibt. Die Dritte sollte in Unterschleißheim offiziell das Licht der Welt erblicken. Rund fünf Jahre Zeit hat sich das Unternehmen gelassen, um "das Meisterstück' zu entwickeln, wie die Maßgabe von Boris Thomas lautete. Es sollte das größte, ehrgeizigste und auch teuerste Vorhaben der Bremervörder werden. Rund drei Millionen Euro wurden laut Thomas in den letzten Jahren in die Entwicklung gesteckt. Das neue Lattoflex-System sollte ganz anders werden, und dennoch ein typisches Lattoflex-Produkt bleiben.

"Wir wollten einmal von vorne beginnen, alles neu denken und das ohne Termindruck', erinnerte sich Thomas vor seinen Handelspartnern. Vor allem sollte der Kunde die Neuentwicklung sofort verstehen, und damit sicherlich auch der Endverbraucher. Lattoflex wäre nicht Lattoflex, wenn es nicht großes Gewicht auf ein möglichst angenehmes Liegegefühl gelegt hätte. Für das Unternehmen prägen drei Eigenschaften die Güte des Liegeerlebnisses: Es muss stützen, eine notwendige Weichheit aufweisen und idealerweise, so Thomas, sollte der Liegende ein Gefühl wie Schweben verspüren. Nach Analysen der verschiedenen Unterfederungssysteme erfüllt laut Lattoflex bislang kein Anbieter diese drei Punkte in Perfektion. Das neue Unterfederungssystem aus Bremervörde, der "Schlafbehörde', wie Udo Lindenberg das Unternehmen in einem seiner Lieder nannte, sollte so gut sein, dass es auch noch durch die dickste Matratze in seiner Wirkung zu spüren ist. Es verwundert somit nicht, dass die Entwickler eine so lange Zeit brauchten, um all diese Anforderungen zu erreichen.

Das neue System von Lattoflex ist auch weiterhin als typisches Produkt des Unternehmens mit aufgelöster Unterfederung zu erkennen. Es stecken allerdings zahlreiche Neuentwicklungen darin, die in Summe im Vergleich zu den bisherigen 200er und 300er Bettsystemen ein deutlich verbessertes Liegegefühl aufweisen. Dies bestätigten der Haustex zahlreiche Bettenfachhändler, die im Anschluss an die Produktvorstellung ausgiebig Gelegenheit hatten, die Produkte zu testen - auf insgesamt 50 Liegesystemen, die man zur Veranstaltung in den Süden transportiert hatte. Generelle Aussage: Schon das neue 200er-System sei deutlich spürbar besser als das alte 300er. Und das neue 300er setze im Komfort noch einmal etwas drauf.

Einige Produkt-Details: Weiterhin setzt das Unternehmen auf die Flügel-Technologie. Aber um den Federweg weiter zu verbessern, hängt man nun die Flügel auf der Leiste auf, die zudem wegen der höheren Elastizität als Doppelleiste konstruiert ist. Durch die neue Aufhängung erreicht man laut Geschäftsführer Thomas einen um 83 Prozent höheren Federweg. Bei Lattoflex 300 verwendet das Unternehmen außerdem eine oval geformte Doppel-Drehleiste. Die Wirkungsweise leuchtet ein: Sind die Leisten aufrecht gestellt, ist der Druckwiderstand höher als bei waagerecht gestellten Leisten. Es gibt vier verschiedene Einstellpositionen für die Leisten. So ist es möglich, die Unterfederung an unterschiedliche Körpergewichte und -konturen anzupassen. Der Unterschied in der so genannten Zonenverstärkung durch Verstellung der Leisten liegt ebenfalls bei 83 Prozent. "Das sind Messwerte, die in einer Unterfederung niemals zuvor erreicht wurden', betonte Thomas stolz.

Auch der Gestaltung der Schulterzone schenkte das Unternehmen besondere Aufmerksamkeit. Lattoflex hat sich eine Konstruktion einfallen lassen, die optisch zwar ein einheitliches Oberflächenbild bietet, aber unter Belastung dem Druck besonders leicht ausweicht.

Der für die Unterfederung verwendete Holm ist in L-Form konstruiert, dadurch besonders leicht und dennoch verwindungssteif. Sein besonderer Vorteil tritt zutage, wenn man in einem Doppelbett zwei Rahmen nebeneinander legt. Die gefürchtete Besucherritze, also die Lücke zwischen den beiden Rahmen gibt es bei Lattoflex nicht mehr.

Der neue Motorrahmen hat eine um 43 Prozent geringere Bauhöhe und ist selbsttragend konstruiert. Besonderen Beifall erhielt die Tatsache, dass der Einbau des Rahmens Dank einer besseren Auflagefläche auf dem Bettgestellt keine Nachbearbeitung erfordert. "Die Zeiten der Kettensäge sind vorbei', verkündete der Lattoflex-Firmenchef seinen Gästen lächelnd. Die Detailbesessenheit von Lattoflex drückt sich auch darin aus, dass der Motorrahmen jetzt mit einem so genannten Softstart ausgestattet ist. Anfänglich bewegt sich der Rahmen ganz sanft und nimmt erst nach einigen Sekunden an Bewegung zu.

Es versteht sich, dass auch der mit einem Finger bedienbare Handschalter für den Motorrahmen neu konstruiert wurde - asymmetrisch in der Form, damit der Anwender selbst in der Dunkelheit sofort erkennen kann, ob der Schalter richtig herum in der Hand liegt. Der Schalter erkennt automatisch, mit wie vielen Motoren der Rahmen ausgestattet ist. Außerdem ist er aufwärtskompatibel für etwaige Neuheiten, die noch kommen werden. Dazu gibt es optional eine elektrische Wärmfläsche, vulgo ein Wärmekissen, sowie ein Nachtlicht im Unterbau des Bettgestelles. Schließlich gibt es auch eine App, über die man per Smartphone den Motorrahmen und die daran angeschlossenen Features vom Wohnzimmer steuern kann. Kurz bevor man ins Bett gehe, könne man vom Sofa aus den Rahmen in die gewünschte Position fahren, die elektrische Wärmflasche starten und das Nachtlicht anschalten, so Thomas.

Besonders angetan waren die Convention-Teilnehmer, dass es Lattoflex gelungen ist, die Mehrkosten für die neue Unterfederungs-Generation im Rahmen zu halten. In der Grundversion als starrer Rahmen kosten der 200er und 300er etwa 50 Euro mehr im empfohlenen VK als die Vorgänger. Gelungen ist dies Lattoflex, weil man parallel zur Entwicklung der neuen Produkte eine komplett neue Produktion in Bremervörde auf die Beine gestellt hat. Dadurch erreichte man eine rationellere Herstellung und deutlich kürzere Laufwege.

Am zweiten Tag der Convention stellte Lattoflex seinen Handelspartnern das neue Vermarktungskonzept vor. Auch hier hatte man sich einige Neuheiten einfallen lassen. Generell bleibt man bei dem bewährten Kommunikationskonzept des Problemlösers. "Die Lattoflex-Werbung ist vielleicht nicht schön, aber sie wirkt', betonte der Firmenchef. Daher wiederholt man in diesem Jahr auch die Kampagne, mit der man Probeschläfer sucht. Beim ersten Mal hatten sich rund 70.000 Bewerber bei Lattoflex gemeldet. Anders als bei der Premiere arbeitet das Unternehmen diesmal mit dem Magazin Schöner Wohnen zusammen, worüber Thomas sehr stolz ist.

Brandneu ist das Präsentationssystem für den POS. Dabei wird das vom Unternehmen postulierte Schweben auf Lattoflex-Produkten auch visuell umgesetzt. Zu sehen war das in zwei Mustershops, die man im Tagungshotel aufgebaut hatte. Im Mittelpunkt standen vermeintlich schwebende Betten. Erreich wurde dieser Effekt durch die Positionierung der Betten auf Plexiglas-Gestellen, die dank eines dunklen Steinuntergrunds kaum sichtbar waren. Ein weiteres Element für den Verkaufspunkt ist ein Testermodul: ein Tisch, an dem der Verkaufsberater dem Kunden den Unterschied zwischen einem Lattenrost und der Lattoflex-Unterfederung erklären kann.

Einen unerwarteten Erfolg landete das Unternehmen mit seinem Sessel. Dabei handelt es sich um einen Freischwinger, der mit den Federelementen der 200er oder 300er-Serie als Auflagefläche versehen wurde - einschließlich der Schulterzone im Rückenteil. Die Besucher standen Schlange, um das besondere Sitzgefühl erleben zu können, und viele von Ihnen schmiedeten spontan Pläne, wie und wo sie den Sessel in ihrem Verkaufsraum einsetzen würden. Dabei ist der Sessel mit 920 Euro nicht gerade günstig.

In den Pausen zwischen den Convention-Terminen bestand Gelegenheit für kollegiale Fachsimpeleien. Dabei war ausschließlich positive Resonanz auf das durchdachte Konzept zu hören. Das mag auch einer gewissen Anfangseuphorie ob der zahlreichen Neuheiten geschuldet sein. Ein Verbandsgeschäftsführer zeigte sich deshalb auch gespannt, inwieweit sich diese Aufbruchstimmung in den Alltag übertragen lässt: "Das Konzept ist prima, wichtig ist aber, dass die Händler es auch tatsächlich umsetzen.'
aus Haustex 04/13 (Wirtschaft)