Interview mit Norbert Neher und Matthias Geist

"Wir liefern praktisch ,just in time"


Neher Systeme konzentriert sich auf das Geschäftsfeld Insektenschutz-Technik und treibt mit viel Innovationskraft die Branche voran. BTH Heimtex-Redakteurin Petra Lepp-Arnold sprach mit dem Alleingesellschafter Norbert Neher und Marketingleiter Matthias Geist über den Insektenschutz-Markt für Raumausstatter, die Komplexität der Produktpalette, aktuelle Neuentwicklungen und Expansionsvorhaben.

BTH Heimtex: Herr Neher, ein kurzer Blick zurück. Wie ist das vergangene Geschäftsjahr verlaufen?

Norbert Neher: 2012 war für uns das erfolgreichste Jahr in der Firmengeschichte. Wir konnten beim Umsatz im hohen einstelligen Prozentbereich zulegen und haben auch zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten.

Insektenschutz ist zwar immer noch ein Wachstumsmarkt, aber nicht mehr so stark wie früher. Das Produkt ist unglaublich saisonabhängig. Im Vergleich zu den Wintermonaten machen wir von März bis Juli das fünffache an Umsatz.

BTH Heimtex: Wie verteilen sich die Umsätze regional?

Neher: Wir haben den europäischen und den Weltmarkt im Visier. Unsere Exportquote liegt bei rund 20%. Die wichtigsten Auslandsmärkte sind Österreich, Schweiz, Benelux und Frankreich. In den USA ist der Highend-Bereich sehr interessant für uns, gleichermaßen auch in Osteuropa.

BTH Heimtex: Insektenschutz galt früher als Nischenprodukt im Sortiment des Raumausstatters. In den vergangenen Jahren haben sich die maßgefertigten Gittersysteme zunehmend zu einem attraktiven Geschäft entwickelt. Wo sehen Sie die Gründe dafür?

Neher: Ja, das Raumausstatter-Handwerk ist für uns zu einer ganz wichtigen Kundengruppe geworden. Das war sie früher nicht, sondern eher der Fensterbereich. Ein Raumausstatter kann jedoch hochwertig verkaufen und unsere Insektenschutz-Systeme sind hochwertig angesiedelt. Was den Vertriebsweg und die kostenintensive Dienstleistung anbelangt, passt das Produkt mit Kundenberatung, Aufmaß und Montage also perfekt in das Portfolio des Raumausstatters.

Dass der Insektenschutz für die Branche zu einem großen Markt geworden ist, hängt letztlich auch damit zusammen, dass die Sonnenschutz-Konfektionäre - also unsere Systemnehmer MHZ, Erfal und Germania - das Produkt aufgegriffen und in der Breite populär gemacht haben.

Matthias Geist: Ein weiterer Vorteil des Raumausstatters ist, dass er Ladengeschäfte mit Laufkundschaft hat. Im Verkaufsraum oder in einem Showroom können Insektenschutzgitter anhand von Musterelementen angemessen präsentiert werden.

Fakt ist aber auch: Insektenschutz ist sehr kleinteilig. Ein Raumausstatter muss sich auf die Produktqualität hundert Prozent verlassen können. Die Anlagen müssen gut funktionieren. Bei einer Reklamation ist die Marge sofort weg.

Neher: Insektenschutz ist im Laufe der Jahre sehr viel komplexer geworden. Ich weiß noch, dass wir mit drei Profilen angefangen haben. Mittlerweile haben wir über 80 verschiedene Varianten im Programm. Diese Komplexität hat mit dem Fenster-, Rollladen- und Sonnenschutzmarkt zu tun. Hier gibt es heute die unterschiedlichsten Formen, Arten, Geometrien und Öffnungsvarianten.

BTH Heimtex: Kann sich der Raumausstatter in dieser Vielfalt zurechtfinden?

Geist: Genau deshalb bieten wir in unserem Schulungszentrum in Frittlingen zahlreiche Seminare an für Konfektionäre und Fachhändler. Große Systemnehmer haben sogar extra einen Schulungsbeauftragten für Insektenschutz, um ihre Fachberater und Kunden für das Produkt fit zu machen.

Für den Raumausstatter, der ja kein Fensterbau-Spezialist ist, haben wir vor acht Jahren unseren Katalog umgestellt und die komplizierte Technik mit einfachen Zeichnungen und 3D-Ansichten visuell verständlich gemacht.

BTH Heimtex: Sie werben neuerdings mit dem Slogan "Die Nr. 1 im Insektenschutz" und demonstrieren damit Ihre Markt- und Alleinstellung offensiv. Was sind Ihre Stärken?

Neher: Wir haben den Anspruch, für jede Einbausituation die passende Insektenschutz-Lösung zu finden und zudem immer innovativ zu sein. Die Vielfalt der technischen Detaillösungen, verbunden mit einer soliden Produktqualität, gelten als zentrale Eckpfeiler unserer Unternehmenskultur. Durch die enge Kooperation mit Fensterherstellern sind wir über Zukunftsentwicklungen schon weit im Voraus informiert. So können wir den Insektenschutz bereits auf Spezialkonstruktionen abstimmen, bevor diese auf den Markt kommen.

Eine weitere Stärke ist unsere Logistik: Für unsere Halbzeuge haben wir eine Lieferzeit von nur vier Arbeitstagen, auch in der "Insektenschutz-Hochsaison". Diese Zustellung praktisch "just in time" ermöglicht es den Konfektionären, ihre Lagerkapazität zu reduzieren und dennoch in der Lage zu sein, ein so komplexes Programm mit einem vertretbaren Aufwand an Kapitalbindung zu fertigen.

BTH Heimtex: Wie geht die technische Entwicklung bei Insektenschutz-Produkten weiter?

Neher: Unsere hauseigene Entwicklungsabteilung arbeitet stetig an neuen Ansätzen und Lösungen. Mehr möchten wir nicht verraten.

Aber wir haben jetzt sicherlich mit dem nahezu unsichtbaren, patentierten Gewebe Transpatec das Highlight-Produkt schlechthin. Fiberglas war lange Jahre der Stand der Technik. Seit es Transpatec gibt, versuchen auch andere Anbieter, ein dünneres Gewebe zu entwickeln. Mit dem dünneren Fiberglasgewebe wird die Durchsicht zwar besser, doch die Gaze ist oft schon nach drei bis fünf Jahren defekt. Wird Material gespart, geht das auf Kosten der Reißfestigkeit; vor allem aber leidet die Witterungsbeständigkeit besonders stark darunter.
aus BTH Heimtex 05/13 (Wirtschaft)