Formesse

Spannbetttücher aus heimischer Produktion

Löffingen. Formesse gilt als Pionier für hochwertige Spannbetttücher mit Elastananteil. Das Familienunternehmen aus dem Schwarzwald hat mit dem innovativen Materialmix den Markt für elastische Baumwolljersey-Qualitäten neu geschaffen. Jetzt ist der Betttuch-Klassiker Bella Donna 20 Jahre alt geworden.

Die Majestät unter den Betttüchern", wie das Unternehmen Formesse für seine Marke Bella Donna wirbt, feiert Jubiläum. Vor 20 Jahren hat der Schwarzwälder Anbieter die hochwertige Jersey-Qualität mit Elastan erstmals dem Fachpublikum auf der Heimtextil-Messe präsentiert.

"Wir wurden von einem Kunden aus Holland darum gebeten, ein spezielles Spannbetttuch für Wasserbetten zu entwickeln. Das war die Initialzündung für uns" erinnert sich der geschäftsführende Gesellschafter Volker Jaschke an die Anfänge. Bei dem neuen Produkt stand die Funktionalität im Vordergrund, die Kosten hätten keine Rolle gespielt. Vor allem das bei Wasserbetten problematische Pilling sollte verhindert werden.

Die Lösung fand der Firmeninhaber in Kooperation mit einem Strickereibetrieb, der das damals neue, besonders dehnbare Material Elastan als Beimischung empfahl. "Mit dem Baumwollzwirn wird in der Strickmaschine gleichzeitig ein feiner Elastanfaden mitgeführt", beschreibt Juniorchef Matthias Jaschke das sogenannte "Platieren", eine spezielle Fertigungstechnik, die bei Bella Donna Jersey zum Einsatz kommt. Die Besonderheit: Die Oberseite des elastischen Betttuchs besteht aus reiner Baumwolle, das Elastan befindet sich auf der Warenrückseite.

Volker Jaschke und sein Sohn Matthias führen das 1947 gegründete Familienunternehmen mit rund 70 Mitarbeitern gemeinsam. Formesse stuft sich in seinem Segment als marktführend in Deutschland und in Teilen von Europa ein. Die Kundenzielgruppe ist der einschlägige Fachhandel: Bettenfachgeschäfte und Fachabteilungen von Premium-Kaufhäusern bilden mit einem Anteil von 80 Prozent den Schwerpunkt. Möbelhäuser im oberen Segment sowie renommierte Versender sind weitere Absatzkanäle.

"Generell haben wir einen selektiven Vertrieb, so dass wir nicht jeden mit unserer Ware beliefern", erklärt der 63-jährige Seniorchef, der für seine Markenprodukte eine gewisse Exklusivität wahren will. Keinesfalls soll im Fachhandel "über einen Preisvorteil" verkauft werden. "Es ist uns gelungen, aus einem vermeintlichen Low-Involvement-Artikel ein Markenprodukt zu machen, für das die Konsumenten bereit sind, gutes Geld auszugeben", ergänzt Matthias Jaschke.

Formesse agiert bundesweit mit Handelsvertretern, geschulte Textilfachleute, die ein eigenes Verkaufsgebiet betreuen. Mit einer, so Jascke, "extrem hohen" Exportquote von etwa 40 Prozent ist der Betttuch-Spezialist zudem erfolgreich im Auslandsgeschäft aktiv. Kernmärkte sind Österreich, die Schweiz und sehr stark Benelux. "Da ist Bella Donna noch viel bekannter, als in Deutschland", meinen die beiden Geschäftsführer. Neben einer Präsenz in allen europäischen Ländern gäbe es "gute und langjährige Kunden", die über die ganze Welt verteilt seien, wie in Russland, Israel, Japan oder Australien.

Das mittelständische Unternehmen stellt seine Artikel in Eigenregie her. Formesse sucht seine Lieferanten nicht global und nach Preisvorgaben aus, wie oft in der Textilindustrie üblich. Die Stationen der Herstellung - stricken, färben, veredeln, konfektionieren - befinden sich alle in der Region rund um den Hauptsitz Löffingen. Das Netzwerk der Produzenten ist historisch gewachsen. "Dabei handelt es sich um eine kleine Anzahl von ausgewählten Familienbetrieben, mit denen wir exklusiv - teilweise seit über 30 Jahren - zusammenarbeiten", lobt Matthias Jaschke "die enge Verzahnung mit den Zulieferern und die Möglichkeit der kurzen Wege."

Ebenfalls Kontinuität schafft die 1979 etablierte Tochtergesellschaft Formesse France. Das grenznahe Werk im elsässischen Marckholzheim dient als Konfektionsstandort. Die aus einer Färberei in Südbaden angelieferte Meterware wird dort auf Maß geschnitten, genäht, verpackt und schließlich zur Firmenzentrale in das angeschlossene Großlager transportiert. Hier durchlaufen die Spannbetttücher eine vollautomatische Legestraße, wo sie gefaltet werden. Schließlich münden sie als Fertigverpackung in der Kommissionsabteilung, die die bestellten Aufträge auf den Weg zum Fachhandel bringt.

Formesse will weiterhin auf "Made in Germany" setzen. Die "hochtechnisierte und automatisierte Produktion" in Deutschland sei profitabel. Eine Verlagerung ins Ausland planen Volker und Matthias Jaschke nicht. Der Anteil der Lohnkosten an der Wertschöpfung sei "relativ gering", da im Vergleich zu einem billigen Spannbettlaken deutlich mehr Material eingesetzt werde. Die Differenz würde sich bei einem Import mit den Transportkosten aufwiegen, haben die Inhaber errechnet.

"Wir besetzen mit unseren Markenartikeln eine Nische", verweisen sie auf die immense Vielfalt an Farben-, Größen-, Formen und Sondermaße in den Kollektionen, so dass eine aufwändige und permanente Lagerhaltung erforderlich sei. Bei der heimischen Fertigung gibt es einen schnellen Zugriff auf das Sortiment. "Würden wir zum Beispiel in der Türkei disponieren, könnten wir binnen zwei Tagen überhaupt nicht liefern." Ein weiterer Grund sind Qualitätsschwankungen. Im Hinblick auf die im Top-Segment angesiedelte, anspruchsvolle Kundenklientel wolle man diese unbedingt vermeiden.

Die Entwicklung der Produkte und die technischen Vorgaben sind bei Formesse Chefsache. "Wir beobachten den Markt und geben unsere Vorstellungen an den Stricker weiter", sagt Volker Jaschke. Die Strickmaschinen, die zur Fertigung des Maschengewebes mit Elastan-Anteil eingesetzt werden, sind Spezialanfertigungen und mussten extra dafür gebaut werden. Das Garn wird importiert.

Mit seiner Kernkompetenz Spannbetttuch hat der Spezialist in der Branche ein Alleinstellungsmerkmal. Bei klassischen Bettwäsche-Herstellern stehen normalerweise die Garnituren-Dessins im Mittelpunkt, das Betttuch-Programm wird zugekauft. So sieht sich der Löffinger Anbieter als Vorreiter und treibt Innovationen ständig voran. Der neueste Zuwachs in der Bella Donna-Familie wurde im Januar auf der Heimtextil-Messe in Frankfurt gezeigt. Bella Donna Premium präsentiert sich mit Glanzeffekt, der durch eine zusätzliche Mercerisierung entsteht. "Wir sind die ersten, die ein Elastan-Betttuch mercerisieren. Das bedeutet im Normalfall, dass die Ware nicht mehr so elastisch ist. Doch es ist uns gelungen, die Elastizität beizubehalten", erklären die Jaschkes.

Bei der Sortimentserstellung orientiert sich ihr Unternehmen an aktuellen Trends der Bettwäsche-Industrie, so dass es für alle Kollektionen die passenden Spannbetttuch-Farben gibt. Ende Oktober werden die neuen Töne zusammengestellt und über das ganze Jahr hinweg immer wieder farblich angepasst.

Vor knapp zwei Jahren hat das Familienunternehmen seine Corporate Identity verändert. Unter Federführung von Matthias Jaschke wurde eine neue Wort-Bildmarke in einem modernen, gesättigten Blauton konzipiert. In der Mitte des Logos, über dem Schriftzug Formesse steht ein stilisiertes "F", das einer Nadel beim Jersey-Stricken nachempfunden wurde.

Der 37-jahrige Diplom Ökonom und Marketingexperte stieg nach einer Tätigkeit im Produktmarketing beim Internet-Anbieter Ebay 2006 in die elterliche Firma ein. Parallel dazu hatte er die hochwertige Unterwäsche "Wundervoll" aufgebaut. Seit Juli 2012 hält der Juniorchef die Mehrheit als Gesellschafter von Formesse, so dass die Übergabe jetzt schon in die Wege geleitet wurde. Aus eigener Erfahrung weiß Senior Volker Jaschke, wie wichtig es ist, frühzeitig die Weichen für die Nachfolge zu stellen. Er studierte ursprünglich Jura, als sein Vater ihn 1972 aufgrund einer Erkrankung um seine Unterstützung bat.

Die Familie ist seit vier Generationen mit der Textilbranche verbunden. Alfred Rupp, Großvater und Urgroßvater der Formesse-Geschäftsführer, gründete in den Zwanziger Jahren eine Fabrik für Arbeitskleidung. Seine Tochter spezialisierte sich 1947 zuerst auf die Konfektion von Aussteuer, wie Schürzen, Tischwäsche und später Bettwäsche. Dreizehn Jahre später folgte ein eigenes Stickerei-Programm mit Blumen und Ornamenten auf zugekaufter Linon-Ware.

In den 1970er-Jahren folgte eine kurze Phase, in der mit Bettgarnituren aus Indien gehandelt wurde um bald darauf in das damals boomende Geschäft mit Frottee-Stretch-Spannbetttüchern einzusteigen, die man in kleinen Strickereien auf der schwäbischen Alb herstellen ließ. Der neue Firmenname "Formesse" wurde etabliert, ein reines Kunstwort. Schließlich zwang die große Konkurrenz mit Importware aus Griechenland, der Türkei und Pakistan zu einer Neuausrichtung, hin zum innovativen Materialmix der Jersey-Qualität Bella Donna mit Elastan.

Die Einführung der eingetragenen Marke vor 20 Jahren hat sich zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt und soll mit Kunden gefeiert werden, "die den Weg mit uns mitgegangen sind." Die Erstüberzeugungsarbeit müsse im Fachgeschäft erfolgen, ist Volker Jaschke stolz darauf, "ganz stark" vom Empfehlungsmarketing zu profitieren. Geplant ist unter anderem ein Reise-Preisausschreiben. "Was wir nicht machen ist eine "Rabattschlacht", betont der Geschäftsführer. Spannbetttücher seien für den Handel ein wichtiger Umsatzträger, allerdings auch ein Produkt, um das man sich wenig kümmern will.

Die Dehnbarkeit der Elastan-Ware von 140 bis 160 Zentimeter sowie 180 bis 220 Zentimeter hat für das Fachgeschäft einen weiteren Vorteil: Die Lagerhaltung ist geringer, weil statt zwei Größen nur eine vorrätig sein muss. Für die Verkaufsförderung am PoS hält Formesse emotional aufgemachte Prospekte, Farbkarten und Farbdisplays bereit. Warenpräsenter mit Schalen, bei denen der Konsument den Griff und das Gewicht der unterschiedlichen Qualitäten prüfen kann, punkten als Argument in Beratungssituationen.


Markenqualität mit eigenem Charakter


Innerhalb der Dachmarke Formesse wird mit verschiedenen Marken gearbeitet. Jede Spannbetttuch-Qualität hat dabei einen eigenen Charakter und ein Eigenleben. Der Spannbetttuch-Klassiker mit 97 % Makobaumwolle und 3 % Elastan wird zu einem empfohlenen Verkaufspreis von ca. 50 Euro angeboten. Unterhalb von Bella Donna, gibt es Bella Sephina für ca. 35 Euro und als Einstieg die konsumigere Qualität Bella Gracia in einer Preislage von ca. 28 Euro.

Formidabel gilt als Luxusprodukt und ist vom Preis- und Qualitätsniveau deutlich über Bella Donna positioniert. Das Gewebe aus einem Zwirn, der besonders fein verstrickt wird, ist von der Optik und der Haptik noch eleganter. Der hochwertige Neuzugang Bella Donna Premium tritt mit Glanzeffekt auf. Für die mercerisierte Elastan-Qualiät beginnt der Verkaufspreis bei ca. 80 Euro.

Boxspring-Betten kann Formesse mit Spannbetttüchern in Spezialgrößen für die Untermatratze und die Auflage ausstatten. Man habe mit Boxspring schon viele Jahre Erfahrung im belgischen Markt sammeln können, heißt es.


Formesse - das Unternehmen


Formesse GmbH & Co. KG
Sägestraße 1
D-79843 Löffingen
Tel:. 07654 - 91 12-0
www.formesse.de

Geschäftsführer: Volker Jaschke, Matthias Jaschke
Umsatz: k.A.
Mitarbeiter: rund 70 (Löffingen und Elsass)

Produkte: Spannbetttücher, Schon- und Kissenbezüge, Sommerdecken
Tochtergesellschaft: Formesse France in Marckolsheim (Konfektion)
Produktionsstandorte: Südbaden und schwäbische Alb (Strickerei, Färberei, Ausrüstung in Lohnbetrieben)
Exportquote: rund 40 % (u.a. Benelux, Österreich, Schweiz)
aus Haustex 05/13 (Wirtschaft)