Forschung und Entwicklung bei Henkel

Interview mit Thomsit-Entwicklungsingenieur Thomas Tamcke


ParkettMagazin: Wie ist der Bereich Forschung und Entwicklung bei Henkel organisiert?

Thomas Tamcke: Wir haben hier den großen Vorteil, dass wir auf den gesamten Wissenspool aller Henkel-Marken zugreifen können. Es gibt neben den Forschungsabteilungen der einzelnen Marken acht übergeordnete Entwicklungsplattformen, die allesamt durch zahlreiche Querverbindungen in einem gemeinsamen Austausch stehen. So kann Thomsit von Erkenntnissen profitieren, die beispielsweise bei der Forschung von Pattex gewonnen wurden und umgekehrt.

PM: Wie lange dauert es von der ersten Idee bis zum fertigen Klebstoff?

Tamcke: Das ist unterschiedlich. Manchmal reicht ein halbes Jahr, es kann aber auch 2 bis 3 Jahre dauern. Es hängt immer davon ab, welche Rohstoffe für den Klebstoff verwendet werden. Wenn man für ein neues Produkt erst noch den Rohstoff entwickeln muss, dann dauert es natürlich länger. Gerade bei Nischenprodukten kann das viel Zeit in Anspruch nehmen. Es kann auch passieren, dass eine Entwicklung nach 2 Jahren wieder abgebrochen wird.

PM: Welche Eckdaten sind 2013 für Thomsit gesetzt?

Tamcke: Wir denken, dass es weiter Richtung elastische Klebstoffe gehen wird. Da sind wir mit den Flextec-Produkten schon gut aufgestellt. Der Parkettmarkt wächst nicht mehr und die Anteile sind verteilt. Da muss man überlegen, wie man mit seinen Produkten Raum gewinnen kann und was dem Kunden Spaß macht. Bei Thomsit versuchen wir nicht jeden Trend mitzumachen und unsere Produktpalette klein zu halten. Wir haben drei Produktgruppen für den deutschen Markt, die wir immer auf dem neuesten technischen Stand halten. Wir erkennen momentan keine Lücken in unserem Sortiment, so dass es nicht nötig ist, neue Produkte am Markt zu platzieren.

PM: Welche Auswirkungen hat der europäische REACH-Prozess auf Produkte sowie Forschung und Entwicklung?

Tamcke: REACH ist unberechenbar und oftmals absolut nicht logisch. So manches Mal kann man als Techniker nur mit dem Kopf schütteln, wenn bestimmte Rohstoffe plötzlich nicht mehr verwendet werden dürfen. Da gibt es ziemliche Überraschungen. REACH ist in erster Linie politisch geprägt, hat aber wenig mit dem Verbraucherschutz zu tun. Wir zahlen jetzt schon viel Geld für die verschiedenen Labels und oftmals hat der Kunde überhaupt keine Vorteile dadurch. Aber in jedem Land sitzen andere Beamte und jeder will mit seinem eigenen Label auch noch mal Geld verdienen. REACH ist sehr bürokratisch.
aus Parkett Magazin 03/13 (Wirtschaft)