Interview mit Christoph Bawart, dem Vorsitzenden des Österreichischen Fachverbandes der Parketthersteller

"Nur Holz hat echte Fugen"


Der rückläufige Markt 2013, die Konkurrenzsituation zwischen Parkett und Vinyl- sowie Laminatböden und die Auswirkungen des neuen europäischen Holzhandelssicherungsgesetzes hinterlassen auch innerhalb der österreichischen Parkettindustrie Spuren. ParkettMagazin besuchte Christoph Bawart in Sulz/Vorarlberg und fragte den Vorsitzenden des Österreichischen Fachverbandes der Parketthersteller und selber Produzent von Massivparkett und Terrassenböden nach seiner Sicht der Dinge.

ParkettMagazin: Der Parkettmarkt in Mitteleuropa hat unter der wegen des schlechten Wetters schwachen Baukonjunktur gelitten. Wie sieht es in Österreich aus?

Christoph Bawart: Im ersten Halbjahr 2013 haben unsere Hersteller auf die nachlassende Nachfrage mit einer Verringerung der Produktion reagiert.

PM: Gehen Sie davon aus, dass die Produktionsmengen im laufenden Jahr insgesamt zurückgehen werden?

Bawart: Ja, zumal der Export zurückgegangen ist, auch der nach Russland. Und in der Produktionsstatistik werden uns die Mengen der Bauwerk-Produktion in Salzburg fehlen. Andererseits dürfte der Übergang zu der Importware von Bauwerk wohl nahtlos vonstatten gehen, so dass der Markt das nicht spürt.

PM: Dabei klagt Österreich schon jetzt über zu viel Importware.

Bawart: Da drückt heimische Hersteller immer der Schuh. Anders als in der Schweiz sind in unserem Verband keine reinen Parketthändler Mitglied. Deren Importe kommen aus vielen Ländern, mit 45 % die meisten aber aus Deutschland. Insgesamt haben die Parkettimporte im vergangenen Jahr um 9,8 % an Menge, aber nur um 3,6% an Wert zugenommen. Das bedeutet, es war viel Billigware darunter.

PM: Welche wirtschaftliche Entwicklung erwarten Sie im 2. Halbjahr 2013?

Bawart: Ich bleibe skeptisch. Zumal auch der deutsche Holzhandel - für uns ein bedeutender Abnehmer - Verluste von 20 bis 25 % meldet. Massivparkett bleibt nach wie vor unter Druck.

PM: Wie reagieren Sie mit Ihrem eigenen Betrieb darauf?

Bawart: Wir haben unsere Produktion schon vor Jahren zurückgefahren. Außerdem produzieren wir zumeist auf Kundenauftrag. Und: Wir sind spezialisiert darauf, Sonderwünsche unserer Kunden zu erfüllen.

PM: Das muss man dem Kunden aber auch nahe bringen.

Bawart: Das tun wir. Wir haben zusätzlich zu unserer Ausstellung in Vorarlberg zusammen mit Admonter in Wien und Wels Parkett Studios eröffnet. Zudem zählen viele Architekten zu unseren Ansprechpartnern.

PM: Wie beurteilen Sie das Marktgeschehen im Bodenbelags-Bereich?

Bawart: Nun, zunächst gibt es einen ungebrochenen Trend zu Großflächenelementen. Schiffsböden und kleinere Stäbe gehen eher zurück. Was wir nicht wissen, ist, wie viel Quadratmeter das Designvinyl in Holzoptik unserem Parkett wegnehmen wird.

PM: Ersetzt der Vinylboden nicht eher den Laminatboden?

Bawart: Das ist nicht sicher. Beide, Laminat und Vinyl, imitieren Holzoberflächen sehr genau. Trotz Preisdruck dürfen wir uns den Markt für Parkett und Dielen aber nicht selber kaputtmachen - indem wir etwa mit dünnen Nutzschichten und schlechter Qualität falsche Erwartungshaltungen beim Kunden wecken. Zwar steuert geschicktes Marketing den Kundenwunsch, doch man muss sich immer fragen, ob der Verbraucher das überhaupt will. Beispielsweise eignen sich geölte Oberflächen nicht für jeden Haushalt und genauso ist es mit lackierten Oberflächen. Der Verkäufer muss herausfinden, was der Kunde erwartet.

PM: Hochglanzfotos mit perfekt aussehenden Parkettböden schüren natürlich eine hohe Erwartungshaltung beim Endverbraucher.

Bawart: Das ist eine Gefahr, die ich bestätigen kann. Ich traf zum Beispiel auf einen Kunden, der bereits ein verlegtes Altparkett mit Fugen im Haus hatte. Nun sollte man annehmen, dass er Fugen für einen natürlichen Bestandteil von Holzböden ansieht. Das machte er auch. Aber nur in Bezug auf sein vorhandenes Parkett. Bei einem neu verlegten Parkettboden in einem anderen Raum reklamierte er die Fugen. Dass es auch bei einem modernen Parkettboden im Winter zu Fugen kommen kann, hatte er nicht erwartet.

PM: Wie kann man solche Reklamationen ausschließen?

Bawart: Hier sind die Verkäufer gefordert. Es geht um ehrliche Beratung. Schließlich bringen die Laminathersteller ja sogar Fugen in ihr Druckbild ein, damit ihr Boden nach echtem Parkett aussieht. Da stört es offenbar niemanden. Man müsste Parkett einfach besser positionieren. Warum nicht eine Marketingstrategie entwerfen mit dem Slogan "Nur die echte Fuge ist echtes Holz".

PM: Seit diesem Jahr ist das europäische Holzhandelssicherungsgesetz Grundlage für legale Holzimporte. Gibt es hierzu erste Erfahrungen?

Bawart: Das Holzhandelssicherungsgesetz ist noch wie ein großes Fragezeichen. Wir wissen immer noch nicht genau, welche Papiere wirklich vorgelegt werden müssen. Hier gilt es Kritik anzubringen. Wir wissen auch nicht, ob beispielsweise ein FSC-Zertifikat als Beleg für legalen Holzeinschlag ausreicht. Greenlabel nehmen zwar immer mehr zu, doch welche Papiere aus einem Ursprungsland gelten als Beweis?

PM: Es gibt ja auch Länder, die zwar nachhaltige Forstwirtschaft betreiben, aber keine Zertifikate vorlegen können.

Bawart: Ja, das gilt etwa für die USA und Kanada mit ihren Nussbaum- und Ahorn-Exporten. Und sicher auch für Südamerika. Ich habe mit Terrassendielen zu tun und bin öfter in Brasilien. Dort gibt es meiner Ansicht nach keine strengeren Regeln als in Europa. Zuständig für die Einschlagserlaubnis ist die IBAMA. In den lizensierten Gebieten muss man sich den Einschlag jedes einzelnen Baumes bewilligen lassen. Der wird mit einer Nummer versehen und wenn die genehmigten Bäume in einem Areal gefällt sind, darf dort 25 Jahre kein weiterer Einschlag mehr erfolgen.

PM: Wir sollten also Holz aus dem Regenwald nicht pauschal verurteilen?

Bawart: Die Brasilianer überwachen ihr Holz stark. Illegale Aktivitäten wird man nie ganz ausschalten können, aber die gibt es auch in nicht zur EU gehörenden Ländern Osteuropas. Gerade dort wissen wir als Einkäufer nicht, wie korrekt die Papiere sind und welche man uns überhaupt ausstellen kann und soll.

PM: Gerade solche Praktiken sollen durch das Holzhandelsgesetz ausgeschlossen werden.

Bawart: Dazu muss aber endlich gesagt werden, wie die Gesetzesvorgaben in der Praxis umgesetzt werden sollen und welche Papiere von den Behörden und Überwachungsorganisationen akzeptiert werden.

PM: Herr Bawart, vielen Dank für das Gespräch.


Verband der österreichischen Parkettindustrie


Aktuelle Projekte:
Seit vergangenem Jahr gibt es in Zusammenarbeit mit der FEP ein Projekt "Grundlagen für einheitliche europäische Regelung der Oberflächenqualität, Klimabeständigkeit und Verklebungsqualität von Parkettböden". Beteiligt daran sind die Holzforschung Österreich und aus Deutschland das IHD Dresden. Zurzeit laufen noch Förderungsanträge auf verschiedenen Ebenen. Auch viele namhafte Parkett- und Verlegewerkstoffhersteller werden sich finanziell beteiligen.

In weiteren Projekten geht es um Normung, nachhaltige Beschaffung, rechtliche Fragestellungen und die Treibhausgasbilanz des österreichischen Holzes.
Der Verband mit Sitz in Wien hat 22 Mitgliedsfirmen:
Admonter, Amashaufer, Bauwerk, Bawart, Drack, Fischer-Parkett, Haas, Hobra, Mafi, Meyer Parkett, Parador, Reinlein, Rutan, Karl Scheucher, Schönleitner, Stöckl, Sulmtaler, Vito, Weitzer, Wenisch, Wibeba.
aus Parkett Magazin 05/13 (Wirtschaft)