Rug Star

Ein Forum nur für den Teppich


Die Teppichbranche klagt seit langem über den Bedeutungsverlust ihrer Produkte. An Problemanalysen mangelt es nicht: Der Teppich hat zu wenig Sichtbarkeit im öffentlichen Raum, wird zu schlecht vermarktet und ist allzu oft nur Beiwerk im Einrichtungshandel. Darüber hinaus wissen die Kunden zu wenig über seine Herkunft, Geschichte und Machart. Nur wenig hat sich zuletzt an diesem Zustand geändert. Mit Rug Star zeigt sich ein Marktteilnehmer innovativ und schafft eine breite Aufmerksamkeit für seine Produkte.

Der Designer Jürgen Dahlmanns hat jetzt einen geradezu unerhörten Weg eingeschlagen: Er inszeniert seine Knüpfwerke über den Zeitraum eines ganzen Jahres hinweg jede zweite Woche auf einer kompletten Seite im Zeitmagazin - der Magazin-Beilage der Wochenzeitung Die Zeit. Dabei bildet Dahlmanns nicht einfach nur seine Teppiche ab, sondern erzählt in aufwändigen Installationen Geschichten und regt den Leser so zum Mitdenken an. Die erste der insgesamt 26 Episoden ist am 21. März 2013 erschienen.

Kaum zuvor hat der moderne Teppich über einen so langen Zeitraum ein so breites Forum in der allgemeinen Öffentlichkeit bekommen. Die Zeit hat eine Verkaufsauflage von 520.000 Exemplaren und erreicht Woche für Woche 2,3 Millionen Leser. Schon heute kann sich Dahlmanns eine Fortführung der Kampagne über ein Jahr hinaus vorstellen, an Ideen mangele es nicht.

"Die Kampagne ist als Epos angelegt und stellt damit nicht nur jeweils ein spezielles Design vor", erklärt Dahlmanns seine Arbeit. "Sie erzählt auch eine Geschichte mit mehreren Charakteren und Handlungssträngen." Im Zentrum steht Dahlmanns selbst - als Erzähler -, begleitet von seiner Hündin Miss Happy, die in unterschiedliche Rollen schlüpft. Diese Rollen werden durch Strickkostüme der Berliner Designerin Claudia Skoda erzählt. Liegt das Thema des Bildes auf dem Begriff Wolle, dann steht Miss Happy als Tibetschaf im Zentrum. Ist das Thema ein Garten, dann erscheint sie als Insekt verkleidet. Die Anzüge, die Dahlmanns in den 26 Episoden trägt, stammen vom Modelabel Herr von Eden. Der Inhaber Bent Angelo Jensen bekommt vor jedem Shooting die Teppiche, die Requisiten und die Story zu jedem Bild erklärt und sucht die passenden Outfits. So ergänzen sich die drei textilen Themenfeldern der Bilder - Rug Star, Claudia Skoda und Herr von Eden - als Vertreter extremer Positionen in ihren Arbeitsfeldern.

Dem Leser Wissen vermitteln


Die Episoden werden in drei Drittel unterteilt, jedes Drittel hat eine Nebenfigur: einen Astronauten, einen Menschenaffen und die Science-Fiction-Figur Darth Vader. "Die Episoden zeichnen den epischen Verlauf der Menschheitsentwicklung", sagt Dahlmanns. Das Grundkonzept nennt Dahlmanns "X-Episoden", da der Teppich vertikal an einer Stellwand im Raum steht. In den "Y-Episoden" der bereits durchgeplanten zweiten Kampagne liegt der Teppich auf dem Boden und wird von oben fotografiert. Die X- und Y-Episoden bilden zusammen 52Bilder.

Die Requisiten hat Dahlmanns selbst entworfen und produziert. Sie zeigen in ihrer zweidimensionalen Machart Worte und reduzierte Formen, die im Bild helfen, eine Geschichte zu komponieren. Ursprung der Komposition ist der vorhandene Teppich, aber auch das dazu erdachte Thema. "Der Teppich ist als Produkt ja in erster Linie zweidimensional, daher spielt auch das Thema der Zweidimensionalität eine zentrale Rolle im Bildaufbau", sagt Dahlmanns. "Die Geschichten sind sehr geschichtet und arbeiten mit Überlagerungen von an sich zweidimensionalen Elementen."

Jenseits aller Abstraktion ist Dahlmanns aber auch die Informationsvermittlung ein wichtiges Anliegen. Schließlich ist der Teppich nicht nur Kunstobjekt, sondern vor allem auch ein Gebrauchsgegenstand. Sein Produktionsprozess ist sehr arbeitsteilig und erfordert viele verschiedene Fertigkeiten, die - eingebettet in verschiedene Kulturräume - auch die Geschichten der Knüpfer erzählen. Deshalb sollen die Kompositionen im Zeitmagazin den Leser zum Text am unteren Bildrand leiten, der Informationen über Entstehungsort und Produktionsprozess enthält. "Wir erzählen dort Hintergründe der Herstellung und wollen so ein Interesse für den Teppich als Handwerksprodukt schaffen", resümiert Dahlmanns.


Rug Star


Das Label Rug Star wurde 2001 vom Architekten Jürgen Dahlmanns gegründet, der auf einer Trekking-Tour in Nepal seine Liebe zu tibetanischen Teppichen entdeckte. Rug Star bietet heute sechs Kollektionen: I am Classic, Walking Fields, Love Stories, Rajastan, the ECO Project und Persia. Sie zeichnen sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Designs aus, in denen traditionelle Themen modern interpretiert werden. So finden sich Entstehungsort und Herstellungsprozess fortwährend in den Arbeiten wieder. Die Teppiche von Rug Star werden in jeweils zwei Manufakturen in Nepal und Indien handgefertigt. Sie haben eine besonders hohe Knüpfdichte. Die Vermarktung wird mit innovativen Fotostrecken und ausdrucksstarken Kampagnen begleitet. Rug Star hat Geschäfte in Berlin, Augsburg, Zürich und Peking.
aus Carpet Magazin 03/13 (Wirtschaft)