Dura: Interview mit dem geschäftsführenden Mitinhaber Dr. Christian Schäfer

"Unsere Gläubiger werden drei Jahre früher bedient als geplant"


Gute Nachrichten von der Dura. Deutschlands größter Tufter kann sämtliche Zahlungen an die Gläubiger bereits 2013 zurückzahlen - drei Jahre früher als es der Insolvenzplan vorgesehen hatte. Im Gespräch mit BTH Heimtex-Redakteur Jochen Lange erklärt Geschäftsführer und Mitinhaber Dr. Christian Schäfer, wie man das geschafft hat und warum er jetzt noch zuversichtlicher in die Zukunft schaut.

BTH Heimtex: Noch vor einem Dreivierteljahr hatten Sie auf der Domotex verkündet, dass vereinfacht gesagt alle Gewinne bis 2016 zur Tilgung der Ansprüche ihrer Gläubiger aus dem Insolvenzplan verwendet werden. Jetzt schafft die Dura dies ganze drei Jahre früher? Wie geht das?

Dr. Christian Schäfer: Entscheidend ist, dass der Zeitplan für den Insolvenzplan, dem die Gläubiger zugestimmt haben und der unsere Insolvenz in Eigenverwaltung im Januar offiziell beendet hatte, nicht in Stein gemeißelt ist. Es ist jederzeit möglich, den Plan auch früher zu erfüllen.

BTH Heimtex: Und was hat Sie jetzt in diese Lage versetzt?

Schäfer: Wir können das jetzt aus zwei Gründen tun. Erstens begleitet uns ein Finanzierer-Kreis, mit dem wir vertrauensvoll zusammenarbeiten, der an unser Konzept glaubt und es mitträgt. Zweitens waren mein Bruder Martin und ich als Hauptgesellschafter der Dura Tufting bereit, weiter in unser Unternehmen zu investieren. Hierdurch sind wir nun in der Lage gewesen, den Insolvenzplan schon im September 2013 zu erfüllen. Wie auch der ehemalige Sachwalter rechnen wir jetzt damit, dass die Planüberwachung kurzfristig aufgehoben wird.

BTH Heimtex: Wie konnten Sie die Banken als Hauptgläubiger überzeugen, Ihnen die hierfür notwendige Liquidität zur Verfügung zu stellen?

Schäfer: Wir haben uns mit den Banken geeinigt, unser ehemaliges Automobilzulieferwerk in Großenlüder bei Fulda zu verkaufen. Mit einem Teil der Erlöse können wir jetzt die Forderungen aller anderen Gläubiger bedienen und den Plan drei Jahre früher als vorgesehen erfüllen - also nicht 2016, sondern bereits 2013. Das ist vor allem auch möglich, weil mein Bruder Martin und ich als Mehrheitsgesellschafter den Banken für die Kaufpreisfinanzierung persönliche Bürgschaften und zusätzliche Sicherheiten zur Verfügung stellen konnten, die sich nicht im Besitz der Unternehmensgruppe befinden.

BTH Heimtex: Damit schließt die Duradas Kapitel Insolvenz und Insolvenzplan endgültig ab und schaut nach vorne?

Schäfer: So ist es. Wobei wir natürlich schon mit dem von den GläubigernEnde 2012 beschlossenen Insolvenzplan einen großen Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit der Gruppe gegangen waren. Die vorzeitige Erfüllung des Insolvenzplans sollte aber ein um so klareres Signal für die Branche sein. Und deswegen bin ich so begeistert, dass wir das gemeinsam mit den Banken hinbekommen haben.

BTH Heimtex: Was meinen Sie konkret mit klarem Signal?

Schäfer: Solche Verfahren dauern in der Regel länger als angenommen. Wir hingegen machen das Gegenteil und verkürzen. Das beweist doch eindrucksvoll, dass unsere Finanzierer hinter uns stehen und auch wir als Eigentümer-Familie fest an die Zukunftsfähigkeit der Dura glauben. Zudem rechnen wir damit, dass durch die vorzeitige Erfüllung des Plans unter anderem unsere Kreditwürdigkeit bei Kreditversicherern, Lieferanten und Banken wieder steigt.

BTH Heimtex: Gehen Sie davon aus, dass die immer noch vorhandene Verunsicherung Ihrer Kunden damit überwunden wird?

Schäfer: Für eine solche Verunsicherung habe ich jedes Verständnis. Ich gehe jedoch davon aus, dass sie im Angesicht der weiteren positiven Nachrichten aus dem Hause Dura noch einmal deutlich sinken und bald nicht mehr vorhanden sein wird. Das zeigt sich nicht nur in den Gesprächen, die wir mit unseren Handelspartnern führen, sondern auch in den aktuellen Befragungen im Groß- und Fachhandel, die in BTH Heimtex veröffentlicht wurden. Wir legen in den meisten Kategorien zu. Besonders gefreut hat uns, dass der Handel gerade unsere Zukunftsfähigkeit immer besser bewertet. Das ist ein klares Zeichen, dass unsere Kunden wieder Vertrauen in uns haben und wir hohes Ansehen genießen. Zumal wir bereits in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres - mitten in der Insolvenz - unsere neue Contract Objekt-Kollektion erfolgreich in den Markt einführen konnten und Listungen hinzugewonnen hatten.

BTH Heimtex: Konnten Sie hier noch weiter zulegen?

Schäfer: Wir haben in der gesamten Insolvenzphase bis zum heutigen Tage lediglich eine wesentliche Listung verloren. Sonst haben unsere Kunden eine bemerkenswerte Loyalität zur Dura bewiesen. Nur so konnten wir unseren Listungsstand überall halten.

BTH Heimtex: Zur aktuellen Situation bei einem Wettbewerber, der Norddeutschen Teppichfabrik: Spüren Sie bei Ihrer Vertriebsarbeit, dass die Geesthachter Insolvenz beantragen haben?

Schäfer: Draußen im Markt bekommt man das natürlich mit. Wie sich jeder vorstellen kann, kann ich aus eigener Erfahrung nur all zu gut nachempfinden, wie es den Kollegen momentan geht und was sie durchmachen. Das ist eine schwere Zeit.

Die Beantragung der Insolvenz von Nordpfeil zeigt leider wieder einmal schmerzhaft die Schwäche unseres Marktes und ist schon allein deshalb keine erfreuliche Nachricht.

BTH Heimtex: Wie gehen Sie damit um?

Schäfer: Wir betreiben fairen Wettbewerb. Es gebietet bei unserer jüngeren Vergangenheit schon der Anstand, dass wir nicht das Gleiche machen, was der eine oder andere unserer Marktbegleiter im letzten Jahr mit uns gemacht hat. Ich habe dies gegenüber unserem Innen- und Außendienst sehr deutlich gemacht. Ich wäre allerdings ein Pharisäer, wenn ich nicht zugestehen würde, dass wir selbstverständlich sich im Markt bietende Möglichkeiten nutzen, wenn wir hierauf angesprochen werden.

BTH Heimtex: Noch einmal zur Dura selbst. Sie haben die Gruppe umstrukturiert. Zudem hat Jochen Rieger, Flooring Systems-Geschäftsführer und verantwortlich für den Objekt-Vertrieb, das Unternehmen verlassen. Wie ist der Bereich Bodenbeläge jetzt personell aufgestellt?

Schäfer: Nach der Konzentration der Vertriebs- und Entwicklungsaktivitäten besteht die Vertriebsleitung aus Markus von Keitz, der den Norden betreut, und Peter Leinweber, der den Süden der Republik verantwortet. Sie gehören sicherlich zu den Etabliertesten in der Branche. Ihnen muss man nicht erklären, wie sie ihr Geschäft zu machen haben.

BTH Heimtex: Für den Objektbereich haben Sie seit April einen neuen Mann?

Schäfer: Das ist Dirk Burmeister. Ihn haben wir gezielt geholt. Er ist zuständig für das Objektgeschäft in Deutschland und betreut zusätzlich die Schweiz und Österreich in den Bereichen Handel und Objekt. Die meisten anderen Aufgaben von Herrn Rieger habe ich übernommen.

BTH Heimtex: Das heißt, Sie kümmern sich wieder stärker um den Bereich Bodenbeläge in der Gruppe?

Schäfer: Das ist richtig. In den vergangenen Jahren habe ich unser zweites Standbein, den Bereich Automobil-Zulieferung, federführend betreut. Dort haben wir neben zwei Key Account-Managern vor einem Jahr einen hauptverantwortlichen Geschäftsführer für uns gewinnen können. Seitdem er da ist, kann ich mich wieder intensiver um den Bodenbelagsbereich kümmern.

BTH Heimtex: Noch eine abschließende Frage zur Produktion: Wo produzieren Sie heute was und wieviel?

Schäfer: Insgesamt stellen wir jährlich ca. 12 Mio. m2 Bodenbeläge her, die sowohl in die Bodenbelagsbranche als auch in die Automobilindustrie gehen. Hessisch-Oldendorf ist unser Hauptstandort für Tufting, in Schmallenberg produzieren wir als marktführender Industriehersteller Objekt-Nadelfilz-Beläge. Hier entsteht der allergrößte Teil für das Bodenbelagsgeschäft sowie für die Verformungsbetriebe der Automobil-Zuliefer-Industrie. Im Werk in Fulda werden der größte Teil des Teppichmaterials für Einlegematten für die Automobilindustrie sowie wesentliche Umfänge unserer neuen Premium-Kollektion hergestellt, die wir in diesen Tagen in den Markt einführen.


Dura Tufting Daten und Fakten


Dura Tufting GmbH
Frankfurter Straße 62
36043 Fulda
Tel.: 0661 / 82-0
Fax: 0661 / 82-400
vertrieb@dura.de
www.dura.de

Geschäftsführung:
Dr. Christian Schäfer
Dr. Falk Steuer
Prof. Heinz-Christian Knoll

Umsatz (2012): 100 Mio. EUR, davon jeweils ca. 50 Mio. in den Bereichen Bodenbeläge und Automobil-Zulieferung
Außendienstmitarbeiter (D/A/CH): 15
Export-Quote: 15 %
Mitarbeiter insgesamt: 489
Produkte: getuftete Teppichböden, Teppiche und Teppichfliesen, Nadelvlies, Sportstättenbeläge, Auto-Einlegematte
Produktionsmenge (2012): 12 Mio. m2
Produktionsstandorte: Hessisch-Oldendorf (Dura Teppichwerke), Fulda (Dura Teppichwerke), Schmallenberg (HorusTec), Empfingen (Hebu)
aus BTH Heimtex 10/13 (Wirtschaft)