Neue Trends für Möbel und Dekorationen

Kühle Kolorits fürs Weihnachtsfest

Trotz geringerer Ausstellungsfläche und dem Fernbleiben asiatischer Anbieter für das Volumengeschäft: Die Stimmung auf der Tendence 2013 war gut. Unter den Neuheiten im Segment Living fielen vor allem die kühlen Farbtöne für die Weihnachtsdekoration ins Auge. Wie man als Fachhändler mit einem emotional gestalteten Schaufenster auch nach dem Fest der Liebe noch die Kunden anlockt, wurde im Rahmen von Workshops gezeigt.

Um einen Tag verkürzt und gegenüber 2012 mit einem Viertel weniger Ausstellungsfläche präsentierte sich in diesem Jahr die Konsumgütermesse Tendence. Dass 2013 nur noch 98.000 m zur Verfügung standen, lag einerseits am Aufbau für die Automobilmesse IAA in Halle 11.0, andererseits am Rückzug asiatischer Aussteller. Dies betrifft besonders Firmen aus China, Hongkong und Indien, die als Anbieter für das Volumengeschäft bislang in Halle 10 zu finden waren. "Diese Kunden waren unzufrieden mit der Messe, weil sie zu Weihnachten nicht mehr liefern konnten", so die Erklärung von Stephan Kurzawski aus der Geschäftsleitung der Messe Frankfurt.

Parallel zum Schrumpfungsprozess gab es zumindest in Teilen auch eine Neuorientierung: Erstmals fanden zeitgleich zur Tendence die Messeformate Ecostyle und Webchance statt. Auf der Ecostyle zeigten 76 Aussteller umweltbewusste, nachhaltige Lifestyle- und Designprodukte. Die Fachmesse Webchance informierte über erfolgreiches Verkaufen und Werben im Internet.

Mehr Besucher aus Osteuropa

Die Tendence nutzten 1.307 Aussteller aus 55 Ländern für die Präsentation ihrer Neuheiten zur Herbst- und Wintersaison sowie der Trends für das kommende Frühjahr. An den 4 Messetagen trafen sie auf rund 38.000 Besucher; 2012 waren es an 5 Tagen noch fast 45.500. Aber der deutsche und europäische Fachhandel war stark vertreten, um sich für das wichtige Weihnachtsgeschäft zu rüsten. Vor allem aus Osteuropa kamen signifikant mehr Interessierte in die Mainmetropole. Wohin man in den vier belegten Hallen auch schaute: Die Stimmung war gut.

Das bestätigte auch die Umfrage der Messe Frankfurt unter den Ausstellern. Die Mehrheit zeigte sich mit dem Orderverhalten der Fachbesucher sowie deren Qualität sehr zufrieden und betonte den hohen Stellenwert der Veranstaltung für die Branche. "Die Tendence bleibt eine der wichtigsten europäischen Orderplattformen in der zweiten Jahreshälfte", war denn auch Messe-Geschäftsführer Detlef Braun überzeugt. Stephan Koziol, Vorstandsvorsitzender des Europäischen Verbandes Lifestyle (EVL), bestätigte diese Einschätzung: "Vor dem Hintergrund eines für die Branche sehr schwierigen ersten Halbjahres ist die Tendence positiv verlaufen. Die Erwartungen wurden insgesamt übertroffen. Eine kompetente Konsumgüterveranstaltung für die zweite Jahreshälfte ist für die Branche enorm wichtig."

Das Messesegment "Living" mit seinen Neuheiten für die Tisch- und Wohnkultur zeigte für Facheinzelhandel, Fachmärkte, Warenhäuser sowie den Groß- und Außenhandel ein internationales Produktangebot aller Qualitätsstufen. Namhafte Unternehmen waren hier innerhalb der drei Produktgruppen Loft, Interiors & Decoration und Seasonal Decoration mit ihre Neuheiten zu den Themen Möbel und Einrichtung, Wohnaccessoires, Heim- und Haustextilien, Floristik, Festschmuck und -dekoration vertreten. Originelle, emotionale und trendige Geschenkartikel und Mitbringsel für jeden Anlass wie Papeterie-Artikel, Gourmetgeschenke, kunsthandwerkliche Unikate, Taschen, Gürtel oder Tücher waren im Bereich "Giving" zu sehen.

Farbtrends von Eisblau bis klassisch Rot-Grün

Kühl, modern und gut kombinierbar: Die Deko-Trends zu Weihnachten 2013 orientieren sich ganz klar an der aktuellen Mode. Dabei sind ausdrucksstarke, kühle Töne wie Türkis, Eisblau, Pistazie oder neue Kreationen wie kaspisches Grün die Must-haves für Trendoriente. In der Kombination mit Silber, Glitzer, Weiß und vereisten Oberflächen bringen diese Nuancen frischen Wind in die weihnachtliche Dekoration. So fand man auf der Tendence transparente Glaskugeln mit filigranen Sternen sowie Glasbeeren in zarten Grautönen für die winterlich-frostige Dekoration. Daneben sind auch die intensiven Violett-, Pflaume- und Beerentöne sowie leuchtendes Pink noch immer angesagt.

Der Dauerbrenner Rot-Grün hat bei vielen Anbietern eine Verjüngungskur erhalten und wird gerne mit Orange- und Brauntönen kombiniert. Mit metallisch glänzenden Oberflächen im Kontrast zu natürlichen Materialien und klassischen Weihnachtsmustern wird der Spagat zwischen Tradition und Moderne gewagt. Längst ist Weihnachten nicht mehr nur ein Fest für Traditionsbewusste - auch Trendsetter kommen bei Adventsdeko und Baumschmuck voll auf ihre Kosten: Neben klassischen Kugeln und Lebkuchenherzen hängen zum Fest 2013 frisch und frech auch Frösche, Gartenzwerge und allerlei Waldtiere im Weihnachtsbaum. Wer es mondän mag: Sogar mit Miniatur-Pumps oder Champagnergläsern kann man Tannenzweige verschönern.

Exklusives Flair schaffen erdige Nuancen wie Mokka, Kupfer und Braun sowie ein dunkles Aubergine. Gold wird bewusst im Hintergrund eingesetzt, etwa für eine indirekte Beleuchtung, mit der die Wärme der intensiven, natürlichen Farben noch unterstrichen wird. Passend zur Jahreszeit sorgen natürliche Materialien wie Wolle, Filz, Naturfasern und strukturierte Oberflächen für winterliche Gemütlichkeit. Und natürlich Holz, egal ob geölt, fein geschliffen oder farbig lasiert. Neben Hirschen und Rentieren finden sich hier und da Eichhörnchen und Füchse als Newcomer. Und die Eule ist in allen erdenklichen Variationen präsent: fein aus Porzellan, grob aus Holz oder kuschelig als Kissen und Decke, aber auch mundgeblasen aus feinstem Glas. Sie prangte überall, auf Tassen, an Tannenbäumen oder als Figur auf der Fensterbank. Auch das Hirschgeweih an der Wand reiht sich nahtlos in dieses Waldthema ein.

Das Kontrastprogramm zum naturigen Ambiente bilden ungewöhnliche Dessins und außerordentliche Oberflächengestaltungen. In der bevorstehenden Herbst- und Wintersaison darf es gerne ein wenig extravagant, ja opulent sein. Schalen und Vasen präsentieren sich in Übergröße, Kommoden und Sideboards haben glänzende oder verspielte Fronten. Thronartige Sessel, glitzernde Lüster, Samt, Seide und große, mit barocken Schnörkeln verzierte Spiegel: Kombiniert wird was gefällt und es darf immer auch etwas mehr sein.

Eri Textiles zeigte auf der Tendence hochwertig bestickte Tischdecken, Sets, Servietten und Bettwäsche aus Leinen, die in reiner Handarbeit entstehen. Kunstvolle Seidenvorhänge für den Privat- und Objektbereich - entweder handbestickt oder kunstvoll gefärbt - sind das Markenzeichen von Rica Riebe. Die Designerin hat außerdem eine Goldfarbe erfunden, die Stoffe nach dem Druck aussehen lässt als wären sie mit Blattgold belegt. Auf Materialvielfalt setzt Katrin Leuze mit ihrer Kollektion. Neben klassischen Fertigungsmaterialien wie Wolle, Baumwolle oder Fleece werden auch Decken, Kissen, Taschen und Wärmflaschen aus Echt- und Webfell, Samt, Frottee oder Mohair angeboten. Linum hat sich für seine Herbstkollektion von eindrucksvollen Kunstwerken inspirieren lassen und diese auf Textilien neu interpretiert. Dabei entstanden zwei ganz besondere Themen: Gloria ist eine Hommage an die Pop Art und erhält durch das harmonische Zusammenspiel von Rot und Grau einen modernen Charakter. Autumn Flowers verbindet grafische Prints mit verspielten Designs und kräftige Farben mit sanften Naturtönen.

Schaufenster werden zu Kundenmagneten

Praktisch wurde es auf der Tendence beim Thema Schaufenstergestaltung. Die Auslage ist die Visitenkarte eines jeden Geschäftes: Mit ihr entscheidet sich häufig, ob ein Kunde den Laden betritt oder nicht. Vor allem in der Weihnachtszeit legen viele Einzelhändler großen Wert auf ein besonders dekoriertes Fenster. Im Januar und Februar fehlen dann oftmals gute Ideen und so wird die Zeit bis zu den Frühjahrssortimenten mit lieblosen Themen überbrückt. Hier setzten die Workshops unter der Überschrift "Schaufensterdekoration live. Winter shopping" an.

Karin Wahl, 2012 mit dem europäischen Award for Best Visual Marketing ausgezeichnet, präsentierte kreative Schaufenster mit dem Fokus auf der Wintersaison. Sie gab Tipps und Anregungen, wie man das eigene Schaufenster in der dunklen Jahreszeit zu Anziehungspunkten für Passanten und Spontaneinkäufer verwandeln kann. In kurzen Vorträgen zeigte sie darüber hinaus Möglichkeiten für die Präsentation von Produkten im Geschäft.

"Gegenüber der Konkurrenz aus dem Internet besteht die große Chance für den Handel darin, mit seinen Produkten Geschichten zu erzählen und Emotionen zu wecken. Dabei sollte den Händlern klar sein: Sie brauchen Herzblut und sie müssen investieren, um Kunden zu begeistern", so Wahl. "Wieder mehr Aufmerksamkeit erregen durch emotionale Schaufenster. Das individuelle Schaufenster als Lockmittel nutzen. Gerade kleinere Einzelhändler haben die beste Möglichkeit, sich mit ihrem wichtigsten Werbemittel von Anderen zu unterscheiden."

Der Termin der nächsten Tendence ist vom 30. August bis 2. September 2014. Dann sollen auch wieder Ecostyle und Webchance stattfinden.
aus BTH Heimtex 10/13 (Wirtschaft)