Interview mit Andreas Zachlod, Projektdirektor Messe Leipzig

"Die Branche muss entscheiden, ob sie die Comfortex braucht"


Trotz Rückgang bei den Besucher- und Ausstellerzahlen glaubt Andreas Zachlod, Projektdirektor der Messe Leipzig, an eine Zukunft für die Comfortex. Er bringt das Konzept einer kompletten Einrichtungsmesse ins Spiel, sieht aber auch die Branche in der Pflicht. Die müsse sich zur Comfortex bekennen.

BTH Heimtex: Herr Zachlod, wo sehen Sie die Probleme der Comfortex?

Andreas Zachlod: Die zentrale Frage lautet: Haben wir regional noch genügend Raumausstatter, die die Comfortex besuchen, oder müssen wir mehr überregional aktiv werden?

BTH Heimtex: Also eine stärkere Orientierung gen Osten, wie es in den Anfangstagen der Comfortex geplant war.

Zachlod: Das sehe ich weniger. In Polen gibt es eigene Veranstaltungen und dort orientiert man sich auch eher an französischer oder italienischer Mode. Und der tschechische Markt wird stark von Russland bestimmt.

BTH Heimtex: Können neue Produktgruppen die Comfortex attraktiver machen?

Zachlod: Das Thema Innenausbau bietet aus meiner Sicht gute Chance - als Kombination mit Tischlerhandwerk, Kleinmöbeln und Raumausstattung. Die Comfortex als komplette Einrichtungsmesse. Da sind wir mit den entsprechenden Verbänden auch schon im Gespräch.

Aber man darf nicht außer Acht lassen, dass die einzelnen Produktgruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen verbunden sind. Maler und Farbenhersteller brauchen nicht unbedingt jedes Jahr eine Messe; sie orientieren sich auch stark an der Farbe und der BAU. Stoffverlage hingegen wollen und müssen jährlich ihre neuen Kollektionen zeigen. Und auch viele Tapetenfirmen wünschen sich den Jahresrhythmus.

BTH Heimtex: Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, die Messe auch für den Endverbraucher zu öffnen?

Zachlod: Das wäre eine Möglichkeit, denn wir müssen dafür sorgen, dass das Thema Heimtextilien nicht aus dem Bewusstsein der Konsumenten verschwindet. Vielleicht machen wir auch eine Sonderschau zum Thema Wohnen in der Glashalle.

BTH Heimtex: Die Raumtex Hamburg ist momentan sehr erfolgreich. Was macht die anders als die Comfortex?

Zachlod: In Hamburg sind Präsentation und Standbau völlig anders. In Leipzig ist die Halle groß und man muss sich hier größer präsentieren. In Hamburg fahre ich meine Stoffbügel rein und habe einen ganz einfachen Standbau.

Auf Hausmessen ist das ganz ähnlich: Da habe ich als Aussteller einen kleinen Aufwand mit maximalem Erfolg. Und diese Firmen brechen uns weg.

Aber ich bin der Meinung, dass wir die großen Plattformen immer noch brauchen, weil der Händler auch Dekorationen sehen muss.

BTH Heimtex: Ganz so groß sind die Unterschiede zu Hamburg nicht - und dort werden auch Fensterdekorationen gezeigt.

Zachlod: Hamburg hat auch den Vorteil, eine Weltstadt zu sein. Ein toller Standort für eine Messe.

BTH Heimtex: Aber Leipzig hat als Stadt auch viel zu bieten.

Zachlod: Mir geht es um die Klientel. Hamburg hat mit Abstand die besten Wohnläden, da lassen sich Millionäre einrichten. Es gibt eine ganz andere Kaufkraft als in Leipzig.

BTH Heimtex: Gibt es dennoch eine Zukunft für die Comfortex? Wenn man heute über die Messe geht, hat man den Eindruck, dass Schluss ist, wenn demnächsten noch mehr Aussteller weg bleiben.

Zachlod: Die Branche muss entscheiden, ob sie diese Veranstaltung braucht. Darüber werden wir mit den Innungen sprechen. Und auch die Besucher müssen entscheiden, ob sie diese Messe brauchen. Aber eines ist klar: Wir als Veranstalter müssen auch Geld verdienen und das bedeutet, dass wir gegebenenfalls eine andere Messe zu diesem Termin ins Programm nehmen.

BTH Heimtex: Ganz konkret: Wird es eine Comfortex 2014 geben?

Zachlod: Davon bin ich felsenfest überzeugt.
aus BTH Heimtex 11/13 (Wirtschaft)