Annette Sommerfeld: Wie lautet die Zwischenbilanz zur Bodenlegerausbildung?

Entwicklung der Bodenleger- und Parkettlegerausbildung in Berlin

Seit dem 1. August 2002 ist der Beruf Bodenleger ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf mit drei Jahren Lehrzeit im dualen System und einem Facharbeiterabschluss. In Berlin besuchen die Auszubildenden die Marcel-Breuer-Schule (früherer Name war OSZ-Holztechnik), in der auch die Parkettlegerauszubildenden im theoretischen Unterricht geschult werden.

Ein Beitrag von Annette Sommerfeld

Im ersten Ausbildungsjahr 2002 gab es in Berlin neunzehn Bodenleger-, eine Bodenlegerin- und sieben Parkettlegerauszubildende. Alle 27 Lehrlinge lernten in privaten Handwerksfirmen. Die relativ geringe Anzahl von Parkettlegerauszubildenden führte zu der Überlegung, beide Berufe in einer Klasse zu unterrichten, da eine fachliche Nähe zwischen beiden besteht. Um den Unterricht der beiden Ausbildungsberufe in einer Klasse zu ermöglichen war es notwendig, die Reihenfolge der Lernfelder aufeinander abzustimmen.

Die vorgesehenen Zeitrichtwerte der einzelnen Lernfelder im Rahmenlehrplan beziehen sich auf den Theorieunterricht in Blockform und nicht auf die Berliner Unterrichtsform an einem Berufsschultag in der Woche. Aus diesem Grunde mussten die Zeitrichtwerte auf den Unterricht von 6 Stunden plus 2 Stunden Sozialkunde pro Woche angepasst werden, wodurch sich eine Kürzung ergab. Es fehlten dadurch in drei Jahren 120 Unterrichtsstunden. Das stellte eine nicht zu vertretende Kürzung der Ausbildungsinhalte und somit eine klare Benachteiligung der Berliner Auszubildenden gegenüber denen dar, die in den übrigen Bundesländern nach der vorgeschriebenen Stundenzahl ausgebildet wurden.

Auch in Hinblick auf die abzulegenden Prüfungen, die inhaltlich anhand der gültigen Ausbildungsverordnung festgelegt sind, wurden die fehlenden Stunden problematisch. Durch 15 zusätzliche Berufsschultage innerhalb der drei Ausbildungsjahre konnten die fehlenden Unterrichtsstunden ausgeglichen werden. Diese zusätzlichen Unterrichtstage werden insbesondere genutzt, um den Kundenservice zu verbessern, die Teamfähigkeit zu fördern, PC-Kenntnisse und sicherheitstechnische Standards zu vermitteln. Sie ermöglichen somit, dass die Fachtheorieinhalte entsprechend dem geforderten Umfang gelehrt werden können. Für die ausbildenden Firmen bedeutet es, dass sie ihre Lehrlinge an fünf Freitagen pro Jahr für den zusätzlichen Berufsschulbesuch von acht Unterrichtsstunden freistellen müssen.

Unsere Lernfelder orientieren sich an konkreten beruflichen Aufgabenstellungen und Handlungsabläufen, die zu komplexen Problemstellungen zusammengefasst werden und somit den Arbeitsaufgaben der beruflichen Realität eher entsprechen als die bis dahin fächerstrukturierten Rahmenlehrpläne. Insgesamt wird von den Auszubildenden ein stärkeres Maß an Selbstständigkeit erwartet, als das vorher der Fall war.

Auf Grund all dieser Vorgaben haben wir uns entschlossen, alle Lernfeldplanungen und Durchführungen dem didaktischen Konzept des "Handlungsorientierten Unterrichts" zu unterstellen. Innerhalb dieses Konzeptes wählen wir immer wieder verschiedene Lehr- und Lernmethoden aus, wobei die schülerzentrierte Unterrichtsform, in der die Schüleraktivität im Mittelpunkt steht, unser Schwerpunktanliegen ist.

Die Auszubildenden sollen somit zum selbstständigen Planen, Durchführen und Kontrollieren, also schließlich zur Ausübung einer qualifizierten beruflichen Tätigkeit befähigt werden. Dazu nutzen wir vor allem auch praxisnahe Projekte und Schulungsveranstaltungen. Hierbei werden wir von der Industrie wie z.B. Forbo, DLW, Bostik, Thomsit, RZ-Chemie, Lägler, Berger Seidle, Bona, Osmo, Mafell, Kellermaschinen oder Saicos hilfreich und großzügig unterstützt. Unser nächstes Projekt "Verlegen eines Linoleumbelages" wurde für den gemeinnützigen Verein Menschen helfen Menschen durchgeführt.

Probleme und Schwierigkeiten

Um das Lernfeld-Konzept konsequent umzusetzen waren einige Veränderungen notwendig. So haben wir zum Beispiel das Fächer- und Fachlehrerprinzip aufgehoben. Jeder Kollege muss nun alle Lerninhalte unterrichten können, was eine große Herausforderung darstellt. Die Unterrichtsinhalte werden von uns gemeinsam, also im Team, geplant und die Arbeitsblätter werden gemeinsam erstellt. Derzeit besteht unser Lehrerteam aus sechs Kollegen, welche für insgesamt 8 Klassen verantwortlich sind.

Zusammenarbeit zwischen Theorie und Praxis

Um die ausbildenden Firmen über die Veränderungen und Neuerungen der Ausbildung zu informieren, laden wir jährlich alle Ausbilder zu einem so genannten Ausbilderabend ein. Die anwesenden Meister/Ausbilder können sich vom Ausbildungsstand ihrer Lehrlinge im theoretischen Unterricht ein konkretes Bild machen. Hier werden verschiedene Ansichten diskutiert und Unklarheiten können ausgeräumt werden. Diese Abende bestärkten bei allen die Meinung, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen Theorie und Praxis absolut notwendig ist, um eine wirklich optimale Ausbildung im dualen System zu erreichen. Bisher konnten wir eine sehr gute Resonanz bei Ausbildern und Auszubildenden sowie gute Unterrichtserfolge verbuchen.

Für die Zukunft wünschen wir uns eine noch stärkere Beteiligung der privaten ausbildenden Firmen an den Ausbildertreffen und, dass noch mehr Handwerksbetriebe Ausbildungsplätze bereitstellen. Die obige Tabelle zeigt die Entwicklung der Lehrlingszahlen und leider auch die Tendenz, dass das Handwerk teilweise die Ausbildung den Ausbildungsdienstleistern (freie Träger) überlässt. In der Handwerksrolle der Handwerkskammer Berlin sind derzeit 1.094 private Boden und Parkett verlegende Firmen eingetragen. Leider bilden nur 16 bis max. 32 Firmen Lehrlinge aus. An dieser Stelle möchte ich diesen ausbildenden Firmen meinen Dank dafür und für die gute Zusammenarbeit aussprechen.

Berlin hat derzeit im Vergleich zu den anderen Bundesländern die größte Anzahl Auszubildender im Bodenlegerhandwerk. Das beruht auf der Tatsache, dass die "freien Träger" (Ausbildungsdienstleister), welche letztendlich durch die Bundesagentur für Arbeit finanziert werden, jeweils 12 bis 18 Auszubildende einstellen. Hier liegt die Quote der Ausbildungsabbrecher sehr hoch. Bis zur Prüfung nach drei Jahren Lehrzeit verringert sich deren Zahl erfahrungsgemäß um die Hälfte. Die Ursachen für die Lehrabbrüche liegen überwiegend bei den jungen Leuten selbst. Es handelt sich hierbei um so genannte "schwer vermittelbare oder benachteiligte Jugendliche", welche auch vorhergehende Bildungsgänge oder Lehrstellen bereits abgebrochen haben.

Die vergleichsweise hohe Zahl von 64 Auszubildenden bei freien Trägern im Jahr 2006 entstand, durch das Förderprogramm APP. Im Jahr 2006 haben wir als Schule die Ausbildung für Bodenleger mit zwei Klassen einer Lernortkooperation übernommen. Von 44 Auszubildenden mussten bis jetzt 6 diese Maßnahme verlassen, da sie die Probezeit auf Grund ihrer Leistungen nicht bestanden haben. Die verbliebenen 38 Schüler haben gute Aussichten die Abschlussprüfung zu bestehen.
aus FussbodenTechnik 06/07 (Handwerk)