Branchen-Insider zur aktuellen Situation

Kreativ und flexibel agieren

Die Lage ist ernst, aber doch nicht so hoffnungslos, wie sie von manchen "Zukunftsguckern" prognostiziert wird. Auch wenn sich in vielen Wirtschaftszweigen die Zeiger des Stimmungsbarometers nahezu auf dem Nullpunkt befinden, so bestehen doch für Industrie und Handel allemal Chancen, sich auf dem Markt zu behaupten. Vorausgesetzt, man bringt unternehmerischen Mut und eine gehörige Portion Weitblick ein. Sparsamkeit, wirtschaftliches Denken und das rechtzeitige Einstellen auf neue Gegebenheiten und Bedürfnisse des Marktes sind weitere Garanten für den Erfolg.

In unserer hoch technisierten Welt mit ihren Stress- und Umweltproblemen stellt sich bei vielen Verbrauchern vermehrt eine Sehnsucht nach Geborgenheit, Romantik und Behaglichkeit ein. Wo ließen sich diese Wünsche besser realisieren, als im eigenen Zuhause? Gefühle stehen hoch im Kurs - romantisches Wohnen ist wieder im Trend.

Davon profitieren kann auch unsere Branche, wenn sie bereit ist, ihren Teil dazu beizutragen. Industrie und Handel müssen an einem Strang ziehen, um den Konsumenten die Vorzüge ihrer attraktiven und dem gesunden Schlaf dienlichen Produkte überzeugend vor Augen zu führen. Wollen Bettenfachgeschäft und Fachabteilung nicht zu einer seltenen Spezies werden, gilt es, innovative Ideen in die Tat umzusetzen - weg vom quantitativen Denken und hin zum qualitativen Beratungsservice. Fachhandelstreue Produzenten und "unternehmende" Unternehmen des Handels werden auch in Zukunft zu den Gewinnern zählen.

Großzügige Präsentationen in Schaufenster und Verkaufsraum sind nach wie vor ein bewährtes Mittel, den Kunden an die Ware heranzuführen. Der Fachhandel gibt sich in dieser Hinsicht erfreulicherweise große Mühe, aber noch immer finden sich Händler, die mit ausdruckslosen Dekorationen operieren und sich dann wundern, wenn das Stück vom Umsatzkuchen immer kleiner ausfällt. Die gepflegten Einrichtungshäuser dagegen demonstrieren eindrucksvoll, wies gemacht wird. Gerade in von Stagnation gezeichneten Zeiten dürfen Kreativität und Flexibilität nicht nur Schlagworte sein, sondern sollten in Taten umgesetzt werden.

Den Konsumenten steht zweifelsohne ausreichend Kapital zur Verfügung - und sie geben es gerne aus, wenn sie das Gefühl gewinnen, der Preis einer Ware beziehungsweise Leistung sei angemessen. Dies nutzen clevere Händler und reagieren entsprechend. Für sie ist der "Preiskampf" eine fremde Vokabel, und Kampfpreise nehmen sie erst gar nicht zur Kenntnis. Ihr Geschäft machen sie trotzdem, oder gerade deswegen: weil sie gleichbleibend gute Ware und Qualität bieten und auch dem Service einen dominierenden Stellenwert einräumen. Und weil sie diese Politik kontinuierlich beibehalten, ist ihnen das unerschütterliche Vertrauen ihrer Klientel sicher. In diesem Zusammenhang muss aber auch auf den von der Politik immer wieder propagierten Aufschwung hingewiesen werden, dessen Auswirkungen sich leider am wenigsten im Portemonnaie der Verbraucher niederschlagen. Die Güter des täglichen Bedarfs schrecken mit exorbitanten Teuerungsquoten, zunehmende Energiekosten und zusätzliche Belastungen drücken auf die Kaufbereitschaft.

Trotz aller Unkenrufe sollten Fachhandel und Industrie der Bettenbranche mit Optimismus ins Jahr 2008 gehen - die Zeichen stehen durchaus positiv. Immer mehr werden erholsamer Schlaf und gesundes Liegen von den Medien als wichtige Themen erkannt. Das Motto "Klasse statt Masse" rückt verstärkt in den Vordergrund, die "Geiz ist geil"-Phase hat ihren Reiz verloren, das Schlafzimmer avanciert zum "Wohlfühlraum", und der gestiegene Qualitätsanspruch der Verbraucher verbreitet Optimismus. Der Stellenwert hochwertiger, langlebiger und natürlicher Produkte wird weiter ansteigen. Wer sich auf seine Stärken besinnt, eine klare Firmenpolitik aufzeigt und mit innovativen Produkten flexibel auf den Markt und die Situation reagiert, muss um seine Zukunft nicht bangen.

Dietram Neuper, Chefredakteur
aus Haustex 01/08 (Handel)