Malerei, Bildhauerei und Knüpfkunst unter einem Dach

Begeisterung auf den Kunden übertragen

In dritter Generation handeln die Geschwister Helle und Martin Munkholm im dänischen Horsens mit persischen Teppichen und Kunst. Die Großeltern haben vor 55 Jahren hier an der Ostseeküste ihr Geschäft eröffnet. Der Ort blickt auf eine 1000jährige Geschichte zurück und gilt als Stadt der Museen. Da liegt es schon fast nahe, persische Teppiche und moderne Kunst unter einem Dach anzubieten.

"Das ist keine Arbeit, das ist eine Lebensstil", sagt Mutter Hanne, die noch heute im 20 Kilometer entfernten Stouby mit ihrem Mann Henning ein ähnliches Geschäft betreibt. Leidenschaft, Geschäftssinn und Savoir vivre, das hält offenbar fit und die Ausgeglichenheit mit der sie sich sowie ihr Haus mit Sonnenterasse und Bach im Garten präsentieren, lässt vermuten, dass keiner von beiden ans Aufhören auch nur einen Gedanken verschwendet. Im Wechsel mit Helle und Martin Munkholm reisen sie noch heute in den Iran und begutachten, was ihre Scouts vor Ort ihnen nahe legen oder gehen selbst auf Entdeckungstour.

Das ist es, was auch Martin offenbar umtreibt. Mit glänzenden Augen erzählt er von seinen Reisen, wie er einer kurdischen Nomadin im Einvernehmen mit ihrem Mann deren kompletten Dress abgekauft hat, den heute eine Schaufensterpuppe im Verkaufsraum trägt oder wie er und seine Schwester kreuz und quer durch den Iran reisen, um sich mit frischer Ware zu versorgen.

Die Geschwister ergänzen sich im Betrieb gut. Helle arbeitet gern im Büro und Laden, Martin macht es nichts aus, regelmäßig bis spät in den Abend Kunden zu besuchen. Von sich selbst sagt Martin: "Wir können unsere Begeisterung auf die Kunden übertragen." Das sei auch der Grund, warum er sein Sortiment in den vergangenen Jahren immer wieder kritisch durchforstet, Teppiche manchmal mit Verlust versteigert und mit hohen Kosten seine Durchschnittsqualität immer wieder verbessert habe.

Mutter Hanne sieht dies ähnlich, nennt einen ebenso leicht nachvollziehbaren wie pragmatischen Grund: Wer Massenware verkauft, muss täglich tonnenweise Teppiche bewegen. Sorgen machen sich die Munkholms über die stark gestiegenen Preise für hochwertige persische Teppiche. Doch wenn das so weiter geht, fürchtet Martin Munkholm, dürften echte Perser bald zu teuer für den europäischen Markt werden und Deutsche wie Dänen die Lust daran verlieren. Dann könnten sich nur noch Superreiche die horrenden Preise leisten. Die übrige Teppichproduktion sieht er nach Indien und China abwandern.

Seine Kundschaft stammt vorwiegend aus Dänemark. Viele Kunden kommen aus dem 260 Kilometer entfernten Kopenhagen. Teppiche im unteren und mittleren Segment sind in der Hauptstadt wegen der großen Konkurrenz zwar günstiger, wer aber Spitzenqualität zu einem fairen Preis sucht, fährt gern in die Provinz. Hier können die Händler wegen der geringeren Fixkosten günstiger anbieten.

Günstige Angebote heißen für die Munkholms fair kalkulierte Festpreise. Im Schaufenster erklärt ein Schild sinngemäß, dass keine phantasievollen Mondpreise auszeichnet werden, sondern ernst gemeinte. Räumungs- oder Schlussverkäufe gibt es nicht. Marketing über den Rotstift - womöglich zu Lasten der Qualität - ist ihm zuwider: "Da habe ich keinen Bock drauf." Gut, wenn ein Kunde auf einen Schlag sein ganzes Haus ausstatten lasse, gebe es schon mal einen Rabatt, aber das komme eher selten vor.

Mit vierseitigen Anzeigen in Dänemarks auflagenstärkster Tageszeitung erinnern die Munkholms ihre Kundschaft gelegentlich, dass sich ein Besuch lohnt. Das sei jedoch enorm teuer. Martin Munkholm greift daher gern auf indirekteres Marketing zurück: Er berichtet der örtlichen Presse von den Reisen in den Iran und hält Vorträge bei den Rotariern, im Kunstverein und bei anderen Gelegenheiten.

Hochwertige Teppiche erleben - so Munkholms Beobachtung - eine Renaissance: "Wer sich einen Mercedes kauft, stattet den auch nicht mit Billigreifen aus - das passt nicht - und allmählich kehrt das Bewusstsein zurück, dass zu einem anständigen Haus auch anständige Teppiche gehören."
aus Carpet Magazin 03/08 (Handel)