Holz-Zertifizierungen neben FSC und PEFC

Neue Zertifizierungen in Malaysia und China

Der Druck der Konsumenten und des Handels auf die Holzindustrie ist in den vergangenen Jahren ständig gewachsen. Öffentliche Auftraggeber und unzählige private Konsumenten stellen auch beim Einkauf von Parkett zunehmend die Frage nach einer Garantie, dass das verwendete Holz aus legalem, nachhaltigen und tunlichst auch zertifizierten Einschlag stammt. Sowohl für den Parketthersteller als auch für den Parkettimporteur und Einzelhändler ist es nicht immer einfach, diesen Nachweis zu erbringen.

Das bislang bekannteste Zertifikat wurde von dem "Forest Stewardship Council", kurz FSC, geschaffen. Die FSC-Organisation wurde 1993 nach dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro gegründet. Der Gründungsvorstand wurde in Washington gewählt und das erste Sekretariat in Mexiko eingerichtet. Im Jahre 2003 wurde das Sekretariat nach Bonn verlegt. Der FSC ist nach eigenen Angaben eine gemeinnützige Organisation ohne Absicht der Gewinnerzielung. Nationale Arbeitsgruppen gibt es bisher in 43 verschiedenen Ländern. Der FSC finanziert sich zur Zeit zu ca. 60% aus Spenden und zu 40% aus Gebühren für die Zertifizierung. Mittelfristig ist geplant, den Anteil der Finanzierung aus Gebühren prozentual zu erhöhen.

Inzwischen sind weltweit über 100 Mio. ha Wald vom FSC zertifiziert worden. Dies erscheint auf den ersten Blick viel zu sein. Der Vergleich zur Fläche von Deutschland relativiert allerdings diese Zahl. Die in Deutschland zertifizierte Fläche beträgt ca. 37,5 Mio. ha. Obwohl der FSC in Washington gegründet worden ist, sind offensichtlich bisher in den USA nur ca. 3% der Wälder vom FSC zertifiziert.

Der FSC hat insgesamt 10 Grundsatzprinzipien und 56 Kriterien als Basis der Zertifizierung aufgestellt. Anscheinend gingen die Prüfkriterien einigen Staaten zu weit. Andererseits haben wohl auch nationale Befindlichkeiten zu einer eher geringen Akzeptanz geführt.

Nachdem es parallel zum FSC in Europa schon seit vielen Jahren ein europäisches Zertifikat mit dem Namen PEFC gibt, suchen nun auch asiatische Länder nach einer eigenen Lösung. Das Institut für Forstwirtschaft in Malaysia (Malaysian Timber Council = MTC) genießt in der Branche weltweit einen guten Ruf. Dieses Institut hat eine eigenes Zertifizierung mit dem Namen MTCS geschaffen. Nach Angaben der Malaysier entsprechen die Prüfkriterien denen des FSC. Trotzdem erkennt der FSC das malaysische MTCS bisher nicht an.

Auch die chinesischen Behörden, die FSC bisher mehr oder weniger ignoriert hatten, sind momentan im Begriff, eine eigene Zertifizierung auf den Weg zu bringen. Die chinesische Akademie für Forstwirtschaft lehnt sich nach eigenen Angaben an die Kriterien des internationalen FSC sowie des europäischen PEFC an. Begründung für diese nationale Lösung sind die geringeren Kosten im Vergleich zum FSC.

Eine Vielzahl verschiedenster und miteinander konkurrierender Zertifikate kann nicht im Interesse des Konsumenten und des Handels sein. Die Übersichtlichkeit geht verloren und es verbleibt Unsicherheit. Eine Harmonisierung der verschiedenen Systeme und eine möglichst gegenseitige Anerkennung erscheint die einzige Lösung zu sein, die aktuelle Verunsicherung zu überwinden.

Dass etwas dringend geschehen muss, dürfte wohl unstrittig sein. Nur über den richtigen Weg ist man sich wohl noch nicht einig. In einigen Bereichen liegen die Nerven blank. Die Europäische Kommission denkt, wie aus gut unterrichteten Quellen zu hören ist, laut darüber nach, einen Gesetzentwurf einzubringen, der dem Handel und der verarbeitenden Industrie eine Sorgfaltspflicht in Hinblick auf die Legalität des Holzes auferlegt. Im britischen Unterhaus liegt sogar bereits eine Gesetzesvorlage auf dem Tisch, die den Verkauf von illegal eingeschlagenem Holz unter Strafe stellt. Selbst derjenige, der unwissentlich illegal eingeschlagenes Holz in den Verkehr gebracht hat, kann mit einer Strafe in Höhe von 10.000 Pfund (= ca. 12.500 EUR) belegt werden. Wie Handel und Industrie die Legalität des Holzes überprüfen und nachweisen sollen, wird nicht gesagt. Die einzige Abhilfe erscheint eine mehr oder weniger flächendeckende Zertifizierung der Wälder der ganzen Welt zu sein. Dabei verbleibt allerdings noch das Problem der konkurrierenden Systeme.

Eine interessante Entwicklung zeichnet sich zu dieser Problematik in Hamburg ab. Im Auftrag der Stadt Hamburg und des Malaysischen Institutes für Forstwirtschaft hat die Universität Hamburg eine Analyse der malaysischen Zertifizierung angefertigt und eine große Übereinstimmung in Höhe von 88% zu konkurrierenden Bescheinigungen festgestellt. Als Ergebnis dieser Studie hat nunmehr die Stadt Hamburg die malaysische Zertifizierung vorerst anerkannt und den Malaysiern auferlegt, eine Anerkennung durch das PEFC zu beantragen. Die endgültige Entscheidung des PEFC wird innerhalb von 6-12 Monaten erwartet. Damit ist die Stadt Hamburg von der bisherigen Politik, ausschließlich das FSC Zertifikat zu akzeptieren, abgerückt.
aus Parkett Magazin 04/08 (Holz)