Bambus - ein ökologisch interessanter Rohstoff

Fünf bis sechs Millionen Hektar Bambus-Wälder in China

Ähnlich wie Kork nimmt Bambus eine Sonderstellung auf dem Bodenbelagsmarkt ein. Bambus sieht aus wie Holz, ist aber kein Holz. Botanisch gehört Bambus zur Gattung der Gräser. Kann man aus einem Gras Bodenbeläge herstellen? Diese Frage kann mit einem eindeutigen Ja beantwortet werden. In den letzten 10-15 Jahren hat sich eine beachtliche Verbreitung von Bambus-Böden in vielen Teilen der Welt entwickelt.

Es gibt viele verschiedene Arten von Bambus. Die Pflanze ist genügsam und braucht relativ wenig Wasser. Je nach Wuchsgebiet haben sich die Arten unterschiedlich entwickelt. Die Bambusstauden in unserem Garten werden etwa 3-4 m hoch und die Halme erreichen einen Durchmesser von ca. 2 cm. In tropischen Gebieten werden die Halme hingegen 10-12 m hoch und erreichen einen Durchmesser von 10-15 cm.

Wo wächst dieser Bambus?

Diese immergrüne Pflanze wächst in ganz Südostasien. Allein in den chinesischen Provinzen Jiangxi, Fujian, Henan und Zhejiang, d.h. im Südwesten des Reichs der Mitte, gibt es insgesamt ungefähr 5-6 Mio. ha Bambus-Wälder. Riesige Gräser wachsen insbesondere in den subtropischen Breiten von China. In China findet insbesondere die Art "Moso" Verwendung als Bodenbelag, in Vietnam hingegen wird dazu der heimische "Luong" eingesetzt. Ein wichtiges Zentrum für die Verarbeitung ist die Region Anji, ca. 250 km westlich von Shanghai gelegen.

Was ist der ökologisch interessante Aspekt?

Einige Hersteller behaupten, dass Bambus im Vergleich zu Bäumen durchschnittlich mehr CO2 in Sauerstoff umwandeln würde. Er bildet im Boden knapp unter der Oberfläche ein ungeheuer engmaschiges Wurzelgeflecht. Damit verhindert Bambus insbesondere auf Bergen und an Abhängen hervorragend die Erosion. Er eignet sich damit bestens, Berghänge, die in der Vergangenheit unter Abholzung und Waldvernichtung gelitten haben, wieder zu befestigen und zu begrünen.

Bambus wächst in Asien extrem schnell. In nur 3-5 Jahren wird die imposante Höhe von 10-12 m erreicht. Bei einem jungen Bambustrieb kann man dem Wachstum beinahe zusehen. Nachdem der Trieb über Nacht aus dem Boden gekommen ist, wird am selben Abend bereits eine Höhe von über einem Meter erreicht sein.

Die Ernte der ausgewachsenen Halme vernichtet nicht die Pflanze. Mit der Ernte eines Halmes wird Licht und Lebensraum für einen neuen Halm geschaffen. Binnen kürzester Frist wird das Wurzelgeflecht in der Erntezone einen neuen Trieb hervorbringen. Vereinfacht ausgedrückt beträgt die Zeit zur Erneuerung des nachwachsenden Rohstoffes bei Bambus nur ca. 5 Jahre. Bei der Korkrinde sind es 9 Jahre und der Baum benötigt je nach Art und Wuchsgebiet 25-100 Jahre.

Wie ist der Weg vom Wald bis zum Fertigprodukt?

Die Ernte der Bambushalme findet in Asien mit Ausnahme des Frühlings, wenn die jungen Triebe herauskommen, ganzjährig statt. Die Arbeit ist sehr mühsam und kann nur von Hand erledigt werden. An den Abhängen der Berge müssen die Arbeiter die frisch geschlagenen Halme von Hand zum Lagerplatz für den weiteren Abtransport schaffen.

Logischerweise verjüngt sich der Durchmesser der Halme von unten nach oben. Daher werden die Halme in Abschnitte unterschiedlicher Durchmesser gesägt. Zu Bodenbelägen wird der untere Teil verarbeitet. Aus der Mitte macht man Ess-Stäbchen und im oberen Teil reicht es nur noch für Zahnstocher.

Bevor man auf die Idee kam, Fertigprodukte wie Bodenbeläge, Möbel, Haushaltsartikel und dergleichen mehr herzustellen, wurden in Asien tatsächlich riesige Baugerüste aus getrockneten Bambusstangen aufgestellt. Hochhäuser von 20-30 Stockwerken, eingerüstet mit einem Bambusgerüst, waren keine Seltenheit. Noch heute sieht man in Asien oft, dass Bambusstangen frisch betonierte Tür- oder Fensterstürze stützen. Aus dieser kuriosen Anwendung lassen sich bereits einige Rückschlüsse auf die Eignung als Bodenbelag ziehen.

Die 2-3 m langen Stangen aus dem untersten Teil des Halmes werden zur Produktion von Bodenbelägen genutzt. Der Halm ist hohl. Die Wandstärke beträgt ungefähr 10-15 mm. Alle 30-40 cm gibt es einen Knoten. An diesen Stellen ist der Halm nicht hohl, sondern durchgängig massiv. Entweder per Hand mit einem Spezialmesser oder mit einer Spaltmaschine wird der Halm längsseits und damit auch längs zur Faserrichtung in halbrunde Stäbe aufgetrennt. Dieser Verarbeitungsschritt muss unmittelbar nach der Ernte erfolgen. Nach 3-4 Tagen wäre der Halm bereits zu stark ausgetrocknet und der Spaltvorgang wäre nicht mehr möglich. Es folgt ein Bad in kochendem Wasser, um etwaige Insekten und Fungi abzutöten.

Die Stäbe müssen an der Innenseite grob geglättet werden, um die Reste der Knoten zu entfernen. Anschließend werden Sie sortiert und getrocknet. Frischer Bambus enthält ca. 65% Feuchtigkeit. Es folgt eine 4-seitige Hobelung. Aus dem halbrunden Stab wird ein rechteckiger Stab gehobelt. Der Querschnitt weist nun eine Abmessung von ca. 20 x 6 mm auf. Die Länge variiert von 1 bis zu 2,5 m.

Die entstehenden Bambusstäbe verbleiben entweder in ihrer natürlichen, gelblichen Farbe oder sie werden in Druck- bzw. Räucherkammern braun eingefärbt. Dieser Prozess wird auch irreführend Karbonisierung genannt. Es werden allerdings keine Chemikalien für die Farbveränderung benötigt. Später werden die Stäbe - ähnlich wie bei Leimholzplatten - stumpf aneinander geleimt. Die Dicke beträgt nur ca. 4-6 mm.

In der anschließenden Endbearbeitung ähnelt die Produktion von Bambus-Bodenbelägen sehr der Herstellung von Mehrschichtparkett. Nut und Feder, Klick-Verbindungen, gefaste Kanten, handgehobelte Oberflächen, Einfärbungen, Oberflächenversiegelung oder werksseitige Ölbehandlung - verschiedenste Ausführungen finden sich am Markt.

Welche technischen Eigenschaften weist ein Bambus-Boden auf?

Hierzu müssen einige Hersteller in Übersee noch viele Hausaufgaben erledigen. Die technischen Daten, die den Unterlagen der Fabriken zu entnehmen sind, entsprechen teilweise nicht dem europäischen Informationsbedürfnis.

Als sicher gilt, dass Bambus extrem hart ist. Ein Hersteller beziffert die Brinell-Härte mit 5,4 kp/mm2. Damit erreicht Bambus die Werte von harten Tropenhölzern und ist deutlich härter als zum Beispiel die Eiche. Die Dichte vom Bambus liegt bei ca. 790 kg/cbm.

Alle Hersteller sprechen von einer "hohen" Dimensionsstabilität. Zumindest einer nennt Daten, ohne jedoch die Testnorm anzugeben. Daher kann man mit dieser Information nicht viel anfangen.

Ferner wird dem Bambus ein hoher Brandwiderstand attestiert. Nach der amerikanischen Norm ASTM E648 wird ein Bambusboden in Klasse 1 eingestuft. Leider fehlt in diesen Unterlagen ein Testergebnis nach den EN-Normen.

Wie groß ist der Markt für Bambus-Böden?

Nach Informationen des chinesischen Holzverbandes betrug die Produktionsmenge von Bambus-Bodenbelägen in 2007 ca. 20 Mio. qm. Gleichzeitig wird der chinesische Marktanteil auf mindestens 70% geschätzt. Diese Einschätzung dürfte eher untertrieben sein. Insgesamt kann man wohl von einer Gesamtproduktionsmenge von ca. 25 Mio. qm ausgehen. Damit beträgt die Produktion von Bambusböden im Vergleich zu Korkböden ungefähr das Doppelte.

Wesentlichster Absatzmarkt ist Nordamerika. Daraus lässt sich ableiten, dass in Europa noch ein erhebliches Wachstumspotential liegen dürfte. Mit Hinblick auf die Umweltfreundlichkeit ergeben sich damit auch für den europäischen Markt gute Zukunftsperspektiven für diesen interessanten Bodenbelag.


Bambus-Boden - 4 Konstruktionen

1. Die vorstehend beschriebene dünne "Leimbambusplatte" wird als Laufschicht in 4 mm Dicke eines typischen dreischichtigen Bodens mit Massivholz-Mittellage und -Gegenzug eingesetzt.

2. Als Alternative können Laufschicht und Gegenzug aus Bambus mit einem HDF-Träger verleimt sein.

3. Von Massiv-Bambus sprechen die Hersteller, wenn jeweils 3 Bambus-Platten zu einer Gesamtdicke von 15 mm aufeinander geleimt werden. Bei einer typischen Breite von nur knapp 100 mm werden alle 3 Schichten in Längsrichtung verleimt. Bei größeren Breiten von bis zu 150 mm wird die mittlere Bambusschicht hingegen querverleimt.

4. In jüngster Zeit ist als vierte Variante der so genannte "strand woven bamboo" hinzugekommen. Hier werden grobe Bambusstücke und Fasern ähnlich einer OSB-Platte direkt verpresst.
aus Parkett Magazin 05/08 (Holz)