China

Unerwartete Hilfe aus Finnland


Die chinesische Parkettindustrie ist in einer starken Abhängigkeit von Rohmaterialimporten. Neben umfangreicher Importe tropischer Hölzer kauft die chinesische Industrie enorme Mengen von Rundholz auch in Russland ein. Je nach Größe, Positionierung und geographischer Lage der Fabrik kaufen Hersteller von Mehrschichtparkett in China teilweise mehr als 50% ihres Holzbedarfes vom russischen Nachbarn. Dies betrifft insbesondere die Eiche.

Bereits in den Jahren 2007/08 hatten sich signifikante Erhöhungen der Kosten unter anderem bedingt durch die Einführung bzw. Erhöhung von russischen Exportzöllen auf Rundholz auf bis zu 25% ergeben. Vor einigen Wochen hatte die russische Regierung beschlossen, den Exportzoll am 1.1.2009 drastisch auf 80% zu erhöhen. Dies hätte unweigerlich zu erheblichen Problemen für chinesische Hersteller geführt (siehe ParkettMagazin Nr. 6/2008).

Auf der anderen Seite kauft auch die finnische Holz- und Papierindustrie große Mengen an Rundholz in Russland. Hierbei handelt es sich allerdings in erster Linie um preiswerte Nadelhölzer. Offensichtlich können die heimischen Wälder in Anbetracht der in Finnland praktizierten nachhaltigen Forstwirtschaft den riesigen Bedarf der weiterverarbeitenden Industrie nicht decken.

Anfang November ist der finnische Premierminister Matti Vanhanen nach Moskau gereist und hat mit seinem russischen Kollegen Vladimir Putin eine Unterredung geführt. In einem für die Politik typischen Handel konnten die Finnen erreichen, dass Russland einlenkt und die dramatische Zollerhöhung um 9 bis 12 Monate verschoben hat.

Aus verschiedensten Gründen wird ein wesentlicher Teil des russischen Außenhandels aus der Region von St. Petersburg nach wie vor über Finnland abgewickelt. Die russischen Lastwagen von und nach Westeuropa rollen entweder über Schweden und Finnland nach St. Petersburg oder nutzen die Fährverbindungen von Travemünde nach Helsinki. Nur ein geringer Teil der Lastwagen wird direkt nach St. Petersburg verschifft. Bedingt durch mangelhafte Infrastruktur im finnisch-russischen Grenzgebiet bilden sich täglich enorme Staus an der Grenze. Wartezeiten von mehreren Tagen sind keine Seltenheit. Bisweilen erreicht die Schlange der auf Abwicklung wartenden Lastwagen bis zu 100 km.

Als Gegenleistung für die Rücknahme bzw. Verschiebung der Zollerhöhung auf russisches Rundholz hatte Premierminister Vanhanen seinem Amtskollegen Putin besondere Anstrengungen Finnlands zur Verbesserung der Abwicklungsbedingungen für russische Lastwagen zugesagt. Putin machte allerdings deutlich, dass Russland weiterhin darauf hinarbeiten würde, die heimische Holzindustrie zu stützen und weiter auszubauen.

Vorerst ist das Problem des Exportzolls vom Tisch, allerdings voraussichtlich nur vertagt worden. Damit erhält automatisch auch die chinesische Parkettindustrie zusätzliche Zeit, sich auf verändernde Rahmenbedingungen einzustellen.
aus Parkett Magazin 01/09 (Holz)