Gefunden bei t-online.de/shopping

"Penner-Bettwäsche"


Bei t-online.de/shopping in der Kategorie Haus & Garten wurde jüngst diese Offerte gemacht: "Unter der Brücke-Bettwäsche für daheim", verbunden mit der Empfehlung (O-Ton): "Richten Sie Ihr Schlafzimmer doch mal neu ein - im Penner-Stil. Einfach mal das Gefühl haben, wie sich Obdachlose unter der Brücke so fühlen." Zugleich erklärt sich Christian Hauzar als Autor der Offerte. Zitat: "Zugegeben, das ist ein wenig sehr überspitzt und auf den ersten Blick hat eine weiche, kuschelige Bettdecke zum Einmummeln natürlich nichts mit dem Leben auf der Straße zu tun. Mit der Bettwäsche im Pappmaschee-Stil werden sich sicher erstmal einige Leute auf die Füße getreten fühlen und das Ganze als geschmacklosen Quatsch abtun, doch auf den eigentlichen Hintergrund wird damit toll übergeleitet. Ursprung der seltsamen Bettbezüge ist eine holländische Organisation, die versucht, heimatlose Jugendliche von der Straße zu holen. Die Bettwäsche mit dem selbstsprechenden Namen Le Clochard gibt es leider nur in Holland und England zu kaufen. Dort fließen 30 Prozent der Einnahmen - die Preise reichen von 14,95 Euro für zwei Kopfkissenbezüge bis zu 79,95 Euro für die große Variante - direkt zur Unterstützung an die holländische oder englische Obdachlosenbetreuung für Jugendliche." PS von Christian Hauzar: "Ich wollte kurz anmerken, dass wir nichts mit dem Hersteller zu tun haben und an dieser Bettwäsche auch nichts verdienen."

Im Shoppingblog von t-online.de war dann nachzulesen, dass die Offerte "Pennerbettwäsche" eine heftige, kontroverse Diskussion ausgelöst hat; Kommentare für und wider - nahezu 70 in vier Tagen, hier einige Auszüge:

Axel: Einerseits ziemlich pervers, weil menschenverachtend, andererseits aufgrund der Erlösvergabe vielleicht keine schlechte Idee ...
HAVOBU: Wenn die CDU und SPD weiter so wurschteln und Frau Schmidt am Gesundheitsfond weiter drehen darf, wird für die Rentner diese Wäsche bald im Original als Standardausrüstung vom Staat finanziert ...
Bärbel Schreml: Wie geschmacklos! Gibt es keine originelleren Designs ? Alle die, die ein Dach über dem Kopf haben, sollten froh und dankbar sein und diese armen Leute nicht noch verhöhnen! Und 30 Prozent vom Gewinn sind wohl auch nur ein Alibi ...
Til Eulenspiegel: Geschmacklos. Gibt es den Tetrapack Rotwein als Zugabe?
Judith: Im ersten Moment dachte ich auch: Was für ein Schwachsinn! Da profitiert wieder jemand vom Schwächeren. Aber wenn man genauer darüber nachdenkt: Hier werden auch die Augen geöffnet, hier wird geholfen ...
Theophil: Wenn ich hier "Pennerbettwäsche" und "Obdachlosenfeeling fürs Schlafzimmer" lese, dann hat das für mich schon vom Wortlaut her etwas abwertendes für die Menschen, die ihr Leben auf der Straße verbringen (müssen). Egal ob ein guter Zweck damit verbunden ist ... Den obdachlosen Jugendlichen kann man sicher auch durch Spenden helfen, ohne dass dabei eine Firma verdient.
Michael: Menschenverachtend, auch wenn 30 Prozent Bemäntelungsabgabe vorgegaukelt werden. Ich arbeite nahe an den Betroffenen und wer die Verzweifelung, den Schmutz und Gestank und die menschliche Gebrochenheit sieht, dem vergeht der Humor über solche degenerierten, als Lösungsansätze völlig fehlgeleiteten Ideen. Selbst wenn es gut gemeint war: Die meisten Käufer werden kaum aufgerüttelt, sondern eher in ihrer "Hachwasbinichdochsozial"-Mentalität bestärkt und glauben echt, ein gutes Werk getan zu haben ... Völlig daneben.

t-online.de-Redaktion: Grundsätzlich berichten wir im Shoppingblog über interessante und ungewöhnliche Trends aus dem Shopping-Bereich. Bei diesem Produkt liegt der Fokus nicht darauf, dem Wohlstandsbürger das Gefühl eines Obdachlosen zu geben, sondern darauf, auf Missstände hinzuweisen und das Thema in nicht betroffenen Kreisen auf die Tagesordnung zu bringen.
aus Haustex 11/08 (Haustextilien)