Israel zur Heimtextil

"Wir möchten gerne wieder in Europa vertreten sein"

Tel Aviv - Was Ende November 2008 im The Israel Export & International Cooperation Institute zwischen israelischen Haus- und Heimtextilien-Herstellern und der Redaktion Haustex zur Sprache kam, hatte nichts mit nostalgischem Rückblick zu tun, auch wenn der sich nicht vermeiden ließ. Nur - Israels Unternehmer denken nicht rückwärts gewandt, sie sind voll Elan und Begeisterung auf der Suche nach neuen Lösungen, Methoden und Technologien. Innovation - und das ist für sie eine sehr wichtige Tatsache - geht nicht ohne Mut und den lassen sie sich nicht nehmen.

Der prägt auch die jungen Unternehmer, die teils bereits in dritter Generation den Familienbetrieb führen. In unserem Gespräch waren es auffallend viele Frauen, die die Verantwortung für den Betrieb übernommen haben. Es handelt sich fast nur um Familienbetriebe, die Familie im weitesten Sinn ist das Um und Auf. Die Nachfolger/innen sind alle gut ausgebildet in betriebsfremden Berufen, sind aber dann, wahrscheinlich aus Pioniergeist, aber mit Überzeugung in die Führung des Unternehmens eingestiegen.

Sie haben Erfolg, können das in vielerlei Hinsicht für "Made in Israel" stehende Kreativitäts- und Qualitäts-Image auf den Weltmärkten einbringen, die auf Grund verschiedener Abkommen für Israel offen stehen. In den letzten zehn Jahren führte der Weg nach vorne vor allem in die USA, Südamerika, Australien. Auf der Strecke blieb gewissermaßen das seit vierzig Jahren florierende Geschäft mit Europa. Die Ursache dafür ist vereinfacht ausgedrückt in der Globalisierung zu suchen. Israels Textilindustrie konnte mit ihren hoch entwickelten innovativen und streng auf Qualität bedachten Produkten für Heim und Haus, Ober- und Unterbekleidungs-, Bade- und Strickmode und speziell entwickelten technischen Garnen nicht mehr Schritt halten im Wettbewerb mit wesentlich billigeren Produkten, in Asien gefertigt und von dort importiert. Mitte der 90er Jahre begann diese Entwicklung und war mit Einfallsreichtum und Verhandlungsgeschick - zum großen gegenseitigen Bedauern, so wurde es ausgedrückt - nicht mehr zu ändern. Besonders schwer wiegt für einzelne Gesprächsteilnehmer das fast völlige Zurücknehmen der teils seit den 1960er Jahren engen Kontakte zu deutschen Partnern. Namen wie Beged Or für Lederwaren oder Gottex für Bademode waren auch hierzulande mit Israel verbundene Begriffe für kreative Qualität. Vor allem aber deckten israelische Textilhersteller besonders für Tisch- und Bettwäsche die Spitzenklasse in deutschen Versandkatalogen ab. Dieser Bereich fällt fast gänzlich weg.

Die wirkliche Spezialität der israelischen Hersteller, nämlich das exakte Hinhören auf Kundenwünsche und in Folge das mutige Entwickeln neuer Technologien und Stoffe, Färbe- und Druckmethoden, besonderer Garne und individueller Dessinierungen, meist als private Labels und im zuverlässigen und flexiblen Joint venture-Verfahren, kommt nun dem USA-Markt zu Gute. In Europa fällt auch Frankreich als ehemalig guter Kunde weg, nur die Niederlande und England bedienen sich des israelischen Qualitätsangebots. Die weiterhin via Amerika für Hochwertigkeit geschätzten Hersteller sind auf allen Weltmessen mit Stand oder Showroom vertreten. Die Heimtextil in Frankfurt als weltgrößte Fachmesse rechnet sich laut bedauernden Aussagen für die meisten von ihnen nicht mehr als Aussteller, sie sind aber als Besucher auf der Messe oder haben Showroom und Besucherraum außerhalb angemietet.

The Israel Export & International Cooperation Institute

Dieses Institut wird auf der Heimtextil als Kontaktstelle fungieren, um den internationalen Messebesuchern Einblick in die leistungsfähige Textilindustrie Israels zu geben und Geschäftsverbindungen zu vermitteln oder wieder zu beleben. Mit Sitz in Tel Aviv ist es fast so alt wie der Staat Israel (1948), wird getragen von etwa 2.600 Mitgliedsfirmen (keine Gewähr für aktuelle Richtigkeit der Zahl!) und dem Staat Israel. Es sorgt für gute Geschäftsbeziehungen zwischen exportierenden israelischen Unternehmen und Übersee-Organisationen sowie Handelspartnern. Im Vordergrund seiner Aufgaben stehen das Vermitteln erfolgreicher Joint ventures, strategischer Alliancen und Handelspartnerschaften. Die israelische Fashion & Textiles Industry ist seit jeher ein wichtiger Bereich in der Abteilung Konsumgüter, wobei Haus- und Heimtextilien zu den rasch und erfolgreich wachsenden Gütern gehörten. Laut eventuell etwas veralteter Angaben gibt es in Israel mehr als 140 Fashion- & Textil-Firmen. Kontaktadresse in Israel: Ms. Mira Geshel, Executive Textile & Fashion 29, Hamered St., Tel Aviv 68125, Tel. +972-3-5142878, E-Mail: geshel@export.gov.il

Offis Textile, Azor

"Ihr Erfolg ist unser Erfolg!" Die Produktqualität und der entsprechende Verpackungs- und Lieferservice haben oberste Priorität bei diesem Hersteller nahe Tel Aviv - mit 250 Mitarbeitern zur großen Fishman Group gehörend -, der seit 30 Jahren enge Kontakte zu Europa, vor allem auch Deutschland, USA, Südamerika, Kanada, Far East und Australien pflegt. Ramzi Gabbay, der Geschäftsführer, gibt den Umsatz mit 63 Mill. US-Dollars an, wobei 50 Prozent mit dem Export erzielt werden. Begonnen wurde ursprünglich mit Druckaufträgen, heute bietet Offis Textile eine breite Service-Palette als Drucker, Färber und Ausrüster von Heimtextilien-Webwaren, Jacquards und Möbelbezugsstoffen. Stolz ist man auf die schöne Rohware (greige fabrics), die man qualitätsbewusst einkauft - 7 bis 9 Mill. Meter sind stets auf Lager - und nach Auftrag bearbeitet, mit hohem technologischem Einsatz und Anspruch sowie unter strengen Qualitätskontrollen. Geliefert wird per laufenden Metern oder konfektioniert als Bettwäsche, Vorhänge, Tischwäsche, immer als private labels an international bekannte Kunden (z.B. Designers Guild). Besonderen Ruf für guten und kreativen Service und kurze Lieferzeiten genießt die Offis Design-Abteilung mit einer umfangreichen Design-Bibliothek. Liora Lenger, verantwortlich für Marketing und Export, bietet vor allem den Kunden das, wofür israelische Lieferanten bekannt sind: gutes Hinhören, rasches Reagieren mit persönlichem Einsatz und ansteckendem Ideenreichtum. Seit 2006 nutzt die Firma Biogas zur Produktion und erhielt den Green Globe Award von der Live & Environment Organisation.

Yehuda Silberberg, Caesarea

Das Unternehmen ist seit gut drei Jahrzehnten Lieferant hochwertiger und durch Design und Qualität bestechender Bett- und Tischwäsche. Bis Mitte der 90er Jahre war besonders die Zusammenarbeit mit deutschen Versendern sehr eng, wo Silberberg mit seinen Produkten qualitativ und im Preisgenre die obere Spitze abdeckte. Seit gut zehn Jahren, seitdem die israelische Firma den erwähnten Wettbewerbsgründen in Europa nachgeben musste, konzentriert sie sich auf die USA und hat sich dort im hohen Genre, aber noch in guter Preisklasse mit ihren ganz auf den einzelnen Kunden abgestimmten no label-Produkten einen guten Marktwert erarbeitet. Jacquards, Perkal, Satin und andere Bindungen in unterschiedlichen Güteklassen, aus Organic Cotton, Cotton oder Leinen, aber immer aus erstklassigen Garnen, begründen dort bei Mode- und Heimtextilienkunden die besondere Anerkennung israelischer Qualität und Designs. Dazu kommen handwerklich scheinende Ausarbeitung wie Stickereien, Bordüren, Ajour, Spitze und raffinierte maschinelle Verarbeitungsmethoden. Die vertikale Ausrichtung des Unternehmens mit 270 Mitarbeitern im modern angelegten Industriepark von Caesarea ermöglicht rasches Reagieren auf spezielle Trends, die in Geweben, Druck und Farben auftragsgerecht für Kunden aus aller Weit umgesetzt werden - zu kurzen Lieferzeiten und mit den Zoll- und Einfuhr-Erleichterungen, die Israel bieten kann.

S. Jaeger, Bnei-Brak

"Tablecloth Styling since 1960" steht auf den Produktkarten der auf dem heimischen Markt bestens bekannten Tischwäsche-Marke. Miri Rosenberg, die Chefin, liebt es, den deutschen Namen Jaeger auch deutsch auszusprechen, verriet sie. Ihre Eltern hatten das Unternehmen - heute 18 Mitarbeiter - als Stickerei gegründet, mit Design, Herstellung und Vertrieb. Heute hat die Tischwäsche der Marke Jaeger einen modischen Touch durch lebhafte Druckdessins und immer wieder neue Materialentwicklungen, die in Nord- und Südamerika sowie Australien und, über Großhandel vertrieben, in England gut ankommen. Europa und besonders Deutschland bleiben bisher außen vor, was die Firmenchefin, die so gerne deutsch spricht, sehr bedauert. Sie informiert sich auf den großen Übersee-Messen, ist in New York mit einem Stand vertreten und will auch die Heimtextil besuchen. Zweimal jährlich wird eine neue Tischwäsche-Kollektion entwickelt, mit besonderem Augenmerk auf die Garne. Bekannt ist Jaeger für Jacquards aus PES oder Baumwolle/PES (Polycotton) in markanten Farben, oder für die hauseigene Spezialität "Jute", ein Jute ähnliches, farblich strukturiertes Gewebe, das als Design in Kombination mit frischen Druckdessins die besondere Note erhält. Die Marke "Jaeger" ist bei Vollsortimentern mit gehobenem Genre, Wohn-. und Küchenshops gut vertreten. Miri Rosenberg nimmt man gern die Freude an Neuentwicklungen und frischen Ideen für den Tisch, modern und unkompliziert, ab.

TIV Textile Group, Bat Yam

1948 als Familienbetrieb gegründet, erweiterte die zweite Generation und schuf eine breite Unternehmensbasis, auf die jetzt bereits die Enkelkinder aufbauen. Die beiden Schwestern Tamar und Michelle Gutreich hatten zwar ihre eigene Berufswahl getroffen, vertreten aber jetzt mit Schwung und Elan die Interessen ihres Familienbetriebs. Tamar Gutreich interpretiert in Kürze ihre Familiengeschichte und worin der große Erfolg beruht, an dem intensiv weiter gearbeitet wird. Ursprünglich hat TIV begonnen als Färberei unterschiedlicher Garne, dann wurde kräftig expandiert und heute gibt es fünf Niederlassungen. Die Holding Company nennt sich TIV Textile Group 1969 Ltd. und gilt weltweit als einer der modernsten Lieferbetriebe von gefärbten Garnen, während innovative und attraktive Strickgarne im Bereich von TIV Industries 1991 Ltd. liegen. Zwei weitere Niederlassungen sorgen für die Vermarktung der Garne in Israel. Um internationalen Bedürfnissen und Marktentwicklungen zu entsprechen, entstanden Niederlassungen in UK und Spanien für internationale Handelsbeziehungen und Marketing. Den Anforderungen in Sachen prompter Lieferung kommt TIV nach mit weltweit zahlreichen logistisch fortschrittlich organisierten Lagerhallen. TIV entwickelt, produziert und vertreibt also weltweit über Joint ventures Garne in breiter Vielfalt, mit großem Know-how, qualitativ anspruchsvoll und preisgerecht. "Tradition und Innovation gehen bei uns Hand in Hand. Wir folgen den Strömungen des Marktes und wir wollen wissen, was der Kunde will. Das ist Tamar Gutreich sehr wichtig, "ich habe gelernt, exakt hinzuhören, wenn unsere Kunden Wünsche äußern und Wege zur Realisierung suchen. Ich weiß, dass wir von TIV sofort und zuverlässig Garne für sämtliche Bereiche und in allen Qualitäten liefern können".

Arliktex, Yehud

1961 begann Arliktex als Weberei von hochwertigen Perkals, Satins und Jacquards und entwickelte sich zur heutigen international bekannten Bettwäsche- und ebenso Tischwäsche-Marke, gut eingeführt im amerikanischen Markt, in Kanada, aber auch in Europa - zum Beispiel in den Niederlanden - und besonders im Hotelleriebereich. Eileen Diner, die Export Managerin, verschweigt nicht, dass trotz aller Anerkennung im anspruchsvollen und modisch orientierten Genre in den Staaten bereits deutlich Konsumzurückhaltung zu spüren ist. Für die gut eingeführte Marke ist es wichtig, neue Kunden zu finden und auf internationalen Messen präsent zu sein. Das gilt besonders auch für die Heimtextil. Neben den hochprozentigen Baumwollqualitäten, vor allem edlen Jacquards - auch für Tischwäsche und großflächigen Tafeltüchern - sind es die exklusiven und markanten Druckdessins, die die Marke prägen, aufwendig verarbeitet und dekorativ verbrämt mit Säumen. Dafür sorgt die eigene Designabteilung, die drei Mal im Jahr Kollektionen kreiert. Strenge Qualitätskontrollen garantieren gleichbleibend hohen Standard für die international bekannten Kunden. In Israel hat Arliktek unter dem Logo darlain in Kooperation mit der Kosmetikmarke des Models Penina Rosenblum eigene Shops für Bett- und Tischwäsche eröffnet.

Renby home decoration, Tel Aviv

Benjamin Moran hat 1978 mit dem Großhandel von Leder und Möbelbezugsstoffen begonnen. Nach seinen eigenen Worten rutschte er immer tiefer ins textile Angebot, fing an, sich mit Inneneinrichtung zu beschäftigen und Mitarbeiter und Firmen für kreative und handwerkliche Arbeiten um sich zu sammeln. So entstand das Designhaus oder sogar als Design-Center bezeichnet mitten in einem lebhaften Viertel in Tel Aviv, das nicht exklusiv und elegant ist, sondern eher bunt und eben nach kreativem Handwerk wirkt. Im schmalen, dreistöckigen Haus sammeln sich Schätze internationaler Textilmarken für dekorative Ausstattung, Möbelbezugs- und Dekostoffe, Tapeten und Wandbespannungen, Teppiche und hochwertige Leinenbettwäsche. Das Familienunternehmen Renby ist inzwischen von Israel aus zum weltweit bekannten Shooting Star geworden, mit dem Designer, Architekten und Innenraumausstatter, besonders von renommierten Hotels, arbeiten und kreative Ideen und Beratung einholen. Der Firmeninhaber und seine 50 Mitarbeiter sorgen dafür, dass Ideen nicht nur im Hause erarbeitet, sondern auch von speziellen Handwerkern aus allen Bereichen im Renby-Stil realisiert werden. Der wird zum Beispiel immer wieder im Showroom interpretiert, mit starker Raumatmosphäre und vielseitigen Designanregungen, nicht nur höchster Preisklasse. Das ist wichtig für das Einzelhandelsgeschäft im Erdgeschoss, wo eine große Stoffauswahl, Kissen und interessante Kleinmöbel zu kaufen sind: völlig up to date, jung und von guter Qualität. Neben dem Shop, der unter dem Namen Renby weithin zur Marke geworden ist, hat der Familienbetrieb eine eigene Großhandelslinie kreiert. Die Marke RED bietet alles, was der Ausstatter benötigt, auch das nötige handwerkliche Know-how. 2.500 qm Lagerhausfläche nahe dem Renby-Haus und ein gut funktionierender Stab von Herstellern, die nach Bedarf produzieren, ermöglichen Renby rasche Reaktion auf Kundenwünsche. Benjamin Moran hat noch viele Ideen und Pläne. Er spürt, was in der Luft liegt, sagt er, aber richtig interessant werden solche Dinge erst im Gespräch mit Kunden und Partnern.
aus Haustex 01/09 (Haustextilien)