Heimtextilien-Industrie 2008

Ausbremsung durch schwindende Konjunktur

Wuppertal - Recht viel versprechend startete die deutsche Wirtschaft ins Jahr 2008. Das Bruttoinlandsprodukt befand sich im Aufwind. Doch bereits im 2. Quartal setzte sich dieser Trend nicht weiter fort. Und in den Sommermonaten verschärften sich dann gravierend die Folgen der Finanzkrise; die Konjunktur in Deutschland ließ spürbar nach. Das Exportgeschäft - bisher der Erfolgsgarant der deutschen Wirtschaft - brach ein, in erster Linie als Folge der weltweit rückläufigen Nachfrage nach Investitionsgütern, aber letztlich auch nach Konsumgütern. Der private Konsum im Inland kam 2008 ebenfalls nicht in Schwung, die hohen Preise für Energie, Kraftstoff und Nahrungsmittel gelten hier als Haupthemmschuh. Die wirtschaftliche Basis für die Entwicklung der konsumnahen und immer stärker exportabhängigen deutschen Heimtextilien-Industrie verschlechterte sich folglich im Jahresverlauf.

Im 1. Halbjahr 2008 lag der Umsatz der deutschen Heimtextilien-Industrie immerhin marginal über dem Vorjahresniveau (0,1 Prozent). Das Inlandsgeschäft zeigte sich dabei insgesamt betrachtet nur unwesentlich schwächer (-0,2 Prozent) als im Vorjahr -, das Exportgeschäft legte dagegen sogar leicht zu (0,6 Prozent). In der zweiten Jahreshälfte ließ die Nachfrage nach Heimtextilien dann leider aufgrund der sich verschlechterten Rahmenbedingungen sowie des merklich schwindenden Konsumentenvertrauens deutlich nach. Per Ende November entwickelte sich der Umsatz der Unternehmen der Heimtextilien-Industrie um 3,3 Prozent rückläufig. Das Inlandsgeschäft wies ein Defizit von 2,7 Prozent aus. Prozentual stärker waren die Einbußen im Export (-4,8 Prozent). Gleichzeitig verringerte sich der Exportanteil gegenüber dem Vorjahr um 0,5 Prozentpunkte auf 28,8 Prozent.

Trotz der überwiegend negativen Vorzeichen gab es durchaus auch in allen heimtextilen Sparten Gewinner. Diese Unternehmen heben sich innerhalb der Branche ab, sei es durch ihre hohe Innovationskraft, konsequente Markenkonzepte oder durch ihre Stärke im Design. Die Anzahl der heimtextilen Produktionsbetriebe hat sich 2008 nach ersten Schätzungen um 3,0 Prozent auf 162 verringert. Die Anzahl der Beschäftigten nahm 2007 um geschätzte 2,4 Prozent auf 16.500 ab. In den einzelnen Sparten der deutschen Heimtextilien-Industrie war die Entwicklung 2008 wie folgt

Möbelstoffe

Die Produktgruppe Möbelstoffe für den Ausstattungsbereich erlebte 2008 kein gutes Jahr. Bereits im konjunkturell insgesamt noch recht positiven 1. Halbjahr entwickelte sich der Spartenumsatz der Möbelstoffe um 8,3 Prozent rückläufig. Im weiteren Jahresverlauf verschärfte sich die schwache Nachfragesituation für die Möbelstoffe. Per Ende November lag das Umsatzdefizit bei -12,6 Prozent. Mit -14,1 Prozent war das Inlandsgeschäft stärker betroffen als das Auslandsgeschäft (-10,3 Prozent). Der Exportanteil verstärkte sich 2008 um gut 1 Prozentpunkt auf 40,5 Prozent. Sowohl die Veloursstoffe (-9,1 Prozent) als auch insbesondere die flachgewebten Möbelstoffe (-14,2 Prozent) bekamen die rückläufige Nachfrage zu spüren. Einen erfreulichen Verlauf nahm die Entwicklung des durchschnittlichen Preisniveaus. Der Trend ging aufwärts (2,6 Prozent). Qualität setzt sich beim Verbraucher wieder stärker durch.

Dekorationsstoffe

Die Geschäftsentwicklung im Bereich Dekostoffe verlief ähnlich wie im Bereich Möbelstoffe. Zum Halbjahresende war ein Umsatzrückgang von 6,9 Prozent zu verzeichnen. Dieser Trend verstärkte sich dann per Ende November auf -8,3 Prozent. Uni-/buntgewebte Dekostoffe waren von der fehlenden Nachfrage prozentual etwas stärker betroffen (-8,4 Prozent) als die bedruckten Dekostoffe (-6,6 Prozent). Bei den uni-/buntgewebten Dekostoffen mangelte es vornehmlich an Nachfrage aus dem Inland (-11,9 Prozent). Der Exportumsatz entwickelte sich vergleichsweise moderat rückläufig (-2,8 Prozent) bei einem Exportanteil von 40,5 Prozent (2007: 38,2 Prozent). Das durchschnittliche Preisniveau blieb nahezu stabil (-0,3 Prozent).

Der seit Jahren rückläufige Druckbereich setzte diesen Trend 2008 fort, allerdings in deutlich abgeschwächter Form. Von Januar bis November entwickelte sich der Umsatz um 6,6 Prozent rückläufig. Konträr zum Bereich der uni-/buntgewebten Dekostoffe mangelte es in diesem Jahr überwiegend an Auslandsnachfrage (-13,4 Prozent). Konform hierzu verringerte sich der Exportanteil um 2,6 Prozentpunkte auf 32,5 Prozent. Der Inlandsumsatz ging um 3,0 Prozent zurück. Positiv fiel der Anstieg des durchschnittlichen Preisniveaus auf (8,6 Prozent).

Gardinen

Auch die Sparte Gardinen konnte sich den Folgen der schwachen Konjunktur nicht entziehen. Allerdings verlief hier das 1. Halbjahr schwächer als die Folgemonate. Per Ende November bezifferte sich der Umsatzrückgang jahresdurchschnittlich auf -6,8 Prozent. Das Exportgeschäft war mit -7,8 Prozent prozentual stärker betroffen als das Inlandsgeschäft (-6,5 Prozent). Der Exportanteil der Gardinenhersteller blieb mit 25,5 Prozent stabil zum Vorjahr. Relativ gering waren die Umsatzeinbußen im Bereich der gewebten Meterware. Prozentual zweistellig war das Umsatzdefizit im Bereich der gewirkten Meterware. Die Nachfrage nach konfektionierten Gardinen entwickelte sich ebenfalls überdurchschnittlich rückläufig.

Bettwaren

Die Geschäftsentwicklung im Bettwarenbereich (fasergefüllte Steppdecken und Kissen) unterlag im Jahresverlauf erheblichen Schwankungen. Gute Geschäftsergebnisse erzielten die Unternehmen im April, Mai und Juni. Das 1. Halbjahr endete mit einem Umsatzwachstum von 7,8 Prozent. Im Juli und August brach die Nachfrage dann ein. Mit Einsatz der kälteren Jahreszeit, d.h. im September, Oktober und November ging es jedoch wieder aufwärts. Der Trend geht zum Jahresende folglich nach oben, auch wenn die Umsatzentwicklung per Ende November mit -1,9 Prozent (noch) ein negatives Vorzeichen hat.

Die Mehrzahl der Unternehmen der Bettwarensparte ist aktuell mit der Geschäftsentwicklung zufrieden. Einzelne Unternehmen waren im Ausland sehr erfolgreich. Insgesamt verstärkte sich der Exportumsatz um 1,1 Prozent. Das Inlandsgeschäft legte in den letzten Monaten ebenfalls zu, blieb aber insgesamt per Ende November noch um 3,0 Prozent schwächer als 2007. Die Unternehmen setzen zunehmend auf Markenkonzepte und Lifestyle. Wellness und Gesundheit sind weiterhin wichtige Themen für die Branche. Aktuelle Trends und Innovationen finden konsequent Berücksichtigung in der Produktentwicklung.

Ausblick

Die Vorzeichen für das Jahr 2009 sind bekanntlich alles andere als gut. Laut ifo stehen die Konjunkturampeln derzeit auf Rot. Es wird mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsproduktes von bis zu zwei Prozent in diesem Jahr gerechnet. Hinzu kommen wachsende Unsicherheit und mangelndes Vertrauen des Verbrauchers. Es wird mehr gespart und weniger konsumiert. Das ist die negative Seite für 2009.

Konkret positiv ist, dass ein 2. Konjunkturpaket von der Regierung vorbereitet wird. Dies mag je nach Ausgestaltung ein Richtung weisendes positives Signal für die Unternehmen und die Verbraucher sein. Generell sind alle vertrauensbildenden Maßnahmen notwendig und wünschenswert. Nur so kann die Wirtschaft wieder Fuß fassen. Und Vertrauen auf Verbraucherebene ist eine wesentliche Voraussetzung für mehr privaten Konsum.

Hiervon würden auch die Unternehmen der Heimtextilien-Industrie profitieren. Vielleicht profitieren sie aber auch bereits in diesem Jahr davon, dass sich die Menschen in Krisenzeiten stärker auf ihr Zuhause konzentrieren und dieses entsprechend schön (um-)gestalten. Der Begriff Cocooning sei an dieser Stelle genannt. Letztlich sind die Unternehmen der deutschen Heimtextilien-Industrie solide positioniert. In den letzten Jahren waren es die Globalisierung und die sich damit verändernden Märkte, Strukturen und der sich verschärfende Wettbewerb, die die Unternehmen in besonderem Maße gefordert haben. Jetzt ist es die weltweite Rezession, die um sich greift. Dennoch, der Vorteil der Unternehmen der deutschen Heimtextilien-Industrie ist ihre Flexibilität, ihre besondere Innovationskraft, ihre Designstärke und ihr hohes Qualitätsniveau. Die Unternehmen bedienen Nischen, und die werden auch in Krisenzeiten benötigt. Die Unternehmen blicken angriffslustig auf 2009.
aus Haustex 02/09 (Haustextilien)