Dr. Ali Ipektchi über die Situation bei handgeknüpften Teppichen 2003

"Ende der Talfahrt scheint erreicht"

Wie hat sich der deutsche Markt für handgefertigte Teppiche 2003 entwickelt? Dr. Ali Ipektchi, Vorsitzender des Bundesverbandes der Orientteppich-Importeure, skizziert einen wechselhaften Jahresverlauf, der vielversprechend anfing, dann einbrach, gegen Ende versöhnlich stimmte und für 2004 sogar vorsichtigen Optimismus aufkeimen lässt. Gefragt sind moderne Handtufts in Rot und Terracotta und Original-Klassiker aus dem Iran und Persien.

Die Anbieter von handgefertigten Teppichen erlebten 2003 ein Wechselbad der Gefühle. "Obgleich die Domotex zum Jahresanfang einige positive Signale ausgesandt hatte, erwies sich das Geschäft mit handgeknüpften Teppiche im weiteren Jahresverlauft wieder als sehr schwierig", konstatiert Dr. Ali Ipektchi, Vorsitzender des Bundesverbandes der Orientteppich-Importeure.

Nach wie vor sei das Geschäft durch die anhaltende Verunsicherung und Kaufzurückhaltung geprägt gewesen, die durch die politische Lage und die wirtschaftlichen Eckdaten für Deutschland und Europa begründet waren. "Zudem trieb der Jahrhundertsommer viele Konsumenten ins Schwimmbad und in die Eisdielen statt in die Kaufhäuser. Der Einzelhandel berichtete teilweise von katastrophalen Umsätzen, die sich durch alle Branchen ziehen."

Doch nach dem Abflauen der Hitzewelle und dem Ende der Ferienzeit in Deutschland hätte beim abgepassten Teppich ein verstärktes Kaufinteresse verzeichnet werden können. "Die Stimmung wurde deutlich besser, es machte sich sogar gedämpfter Optimismus für das kommende Jahr breit", blickt Ipektchi zurück. Das häufig zitierte Licht am Ende des Tunnels sei zwar nicht ganz zu sehen gewesen, aber "es dämmert bereits". Es würde reger nachgeordert, "ich habe wirklich das Gefühl, dass das Geschäft anzieht."

Die Importzahlen für handgeknüpfte und gewebte Teppiche, sähen allerdings noch nicht erfreulich aus, räumte er ein, verwies aber gleichzeitig darauf, dass sie nur retrospektive Aussagen träfen. Danach schrumpften die Importe in Deutschland 2002 um 28,7% im Wert und 27,6% in der Menge. Mit Abstand am meisten verloren hat dabei China (-48,07%), aber auch Nepal (-43,25%), Indien (-35,47%), Afghanistan (-29,05%) und Marokko (-28,88%) mussten empfindliche Einbußen hinnehmen, hier nach Wert gerechnet. Europaweit wurden auch deutliche Minuszahlen verzeichnet, allerdings mit -22,5% im Wert und -19,5% in der Menge nicht ganz so hohe wie in Deutschland. Angesichts der Tatsache, dass die Bundesrepublik in Europa immerhin wertmäßig noch fast 60% der Teppiche importiert, sind diese Zahlen auch ein Beleg dafür, dass die Ergebnisse in den meisten europäischen Staaten deutlich besser ausgefallen sind.

Im ersten Halbjahr 2003 hat sich der Rückgang etwas verlangsamt: Per 30. Juni sanken die Importe nach Deutschland im Wert um 20,8% und in der Menge um 15,5%, in Europa waren es -19,3% bzw. -10,5%.

Der Strukturwandel in der Teppichbranche hat sich nach Ipektchis Beobachtung auch 2003 fortgesetzt. Die Zahl der klassischen Facheinzelhändler nimmt weiter ab. "Wir haben deshalb auch im Herbst zunehmend glaubhafte Räumungsverkäufe gesehen". Das Geschäft verlagere sich immer mehr zu Großanbietern, Fachmärkten und Möbelhäusern.

Darüber hinaus stellt Ipektchi fest, dass die Importeure ihre Bedeutung weiter ausbauen konnten. "Direkt Importe nehmen ab, während das Knowhow und die Serviceleistungen, die Importeure ihren Kunden bieten, sei es auf dem Werbesektor oder bei der schnellen Belieferung aus dem gut sortierten eigenen Lager, mehr denn je gefragt sind."

Trends seien wie immer schwer zu identifizieren; im modischen Bereich sieht Ipektchi weiterhin moderne Muster in mediterranen Farben vorne, besonders in Rot und Terracotta. "Hier muss besonders die handgetuftete Ware erwähnt werden, die ihren Marktanteil sichtbar gesteigert hat, weil sie preisgünstig und hochmodisch ist."

Klassische Muster, insbesondere die Nachknüpfungen aus Indien, täten sich dagegen etwas schwerer. Die Originale aus dem Iran hingegen konnten ihren Marktanteil weiter erhöhen.

Zwischenzeitlich würden aus allen Ursprungsgebieten Klassiker mit zeitgemäßen Farben und überarbeiteten Mustern angeboten. Als gutes Beispiel dafür nennt Ipektchi die Ziegler und Choubi Teppiche aus Pakistan.

Der Gabbeh verkaufe sich nach wie vor gut, die Nachfrage nach Indo-Gabbehs nehme jedoch ab. Farblich muss es gar nicht immer Beige oder Rot sein: "Wir verkaufen auch eine Menge blauer und grüner Teppiche". Speziell in Ostdeutschland seien grüne Teppiche gefragt.

Die Preise bleiben nach Ipektchis Einschätzung bei Waren aus Nepal und Indien "einigermaßen stabil", der Iran könnte aber anziehen, weil dort deutlich weniger geknüpft worden sei.
aus BTH Heimtex 01/04 (Teppiche)