WWF kritisiert russische Einschlagskonzessionen


Vor einigen Wochen wurden geschützte Wälder in der Region Primorje, nördlich von Wladiwostok, unweit der Grenzen zu Nord-Korea und der chinesischen Provinzen Jilin und Heilongjiang gelegen, trotz massiver Proteste der lokalen Bevölkerung und der russischen Sektion des WWF zum Einschlag freigegeben.

Die insgesamt 400 Waldparzellen gelten als Lebensraum der seltenen Amurtiger und Leoparden. Zudem sammelt die einheimische Bevölkerung in dieser Gegend Nüsse der dort u.a. wachsenden Korea-Kiefer sowie andere Pflanzen sowohl für medizinische Zwecke als auch für die Ernährung. In den Mandschurischen Mischwäldern wachsen neben der Korea-Kiefer auch Eiche, Ahorn, Esche, Linde und Ulme. WWF-Aktivisten beobachteten erst vor wenigen Wochen am Eisenbahnübergang zwischen Russland und China in Dalnerechensk eine Ladung von 10.000 - 15.000 cbm Korea-Kiefern. Die Menge der von den Chinesen stark nachgefragten Holzarten Eiche und Esche wird als zumindest ebenso groß eingeschätzt. Aus einem derartigen Volumen an Rundholz lassen sich die Laufschichten von ungefähr 750.000 qm herstellen. Diese Mengen, so beeindruckend sie auch klingen, sind in Relation zum russischen Rundholzexport an Chinas Nordgrenze in der Inneren Mongolei eher klein. Allein am Übergangsbahnhof in Erlianhot wurden nur im Februar 111.500 cbm Rundholz aus Ostsibirien verzollt. In der Stadt Manzhouli, nahe der russischen Grenze ebenfalls in der Inneren Mongolei, ist eine Sägewerkskapazität für 5 Mio. cbm Rundholz aufgebaut worden.

Interessenverbände der Ureinwohner dieser abgelegenen Gebiete beklagen die zynische Haltung der Regierung. In der Vergangenheit wurde den Ureinwohnern verwehrt, einzelne Bäume als Baumaterial und Brennholz zu fällen. Auf der anderen Seite gibt die Regierung nun große Flächen zum Kahlschlag frei. WWF-Vertreter bezeichnen den Einschlag als illegal, was wohl als emotionale Äußerung bewertet werden muss. Das Handeln staatlicher Behörden ist üblicherweise als legal zu betrachten. Deutlich macht dieser Vorgang den Konflikt zwischen den Begriffen des legalen und des nachhaltigen Holzeinschlages.
aus Parkett Magazin 04/09 (Holz)