Interview mit Tan Sri Bernard, Minister für Plantagenwirtschaft und Rohstoffe Malaysia

"Unser Regenwald ist kein Zoo"

Im weitgehend abgeschlossenen Regierungsviertel Putrajaya traf ParkettMagazin-Redakteur Henrik Stoldt den malaysischen Minister für Plantagenwirtschaft und Rohstoffe, Tan Sri Bernard Dompok. Hier zeigt sich Malaysia mit gepflasterten Großflächen, englischem Rasen, repräsentativen Gebäuden sowie dem Parlament und Nationaldenkmal in all seiner Pracht und Herrlichkeit. Der Minister, ein Finanzexperte, ist erst seit April 2009 im Amt.

ParkettMagazin: Herr Minister, welche Maßnahmen unternimmt die Regierung Malaysias um die heimische Holzwirtschaft in Krisenzeiten zu stützen? Gibt es Steuererleichterungen?

Tan Sri Bernard Dompok: Wir versuchen, der Industrie so weit wie möglich zu helfen. Immerhin ist unser Export im Jahr 2009 schon um 30% gesunken. Es gibt ein allgemeines Paket zur Unterstützung der Wirtschaft. Darunter fällt die Subvention von Transportkosten. Vor allem aber fordern wir die Banken auf, der Industrie wieder mehr Kredite zu gewähren.

ParkettMagazin: Wie sehen Ihre Vorstellungen aus in Bezug auf das Wachstum der Holzwirtschaft unter dem Nationalen Holzindustrie Plan (NATIP)? Und wie verträgt sich das mit dem Ziel, den Regenwald zu schützen? Können wirtschaftliche und ökologische Interessen vereint werden?

Tan Sri Bernard: Wir wollen unseren Wald erhalten. Er dient nicht allein der Holzwirtschaft, sondern einer gesunden Umwelt und auch dem Tourismus. Gerade die Tourismusindustrie ist eine Lobby, die besonders auf Ökologie setzt.

In der Landwirtschaft müssen wir unsere Produktivität steigern. Platz für neue Palmöl-Plantagen ist kaum noch vorhanden. Wegen des höheren Gewinns haben sie schon Gummibaum-Plantagen verdrängt. Man kann aber ihren Ertrag von 4 Tonnen pro Hektar auf 6 Tonnen steigern. In diese Richtung wollen wir gehen. Das Holz der Palmen kann zudem für Furniere und andere Holzprodukte genutzt werden. Bei Möbeln setzen wir auf Gummibaum-Plantagen, denn 80% dieser Produkte sind aus diesem Holz.

ParkettMagazin: Gibt es in Südostasien Pläne, unter den Ländern eine gemeinsame Politik gegen illegalen Holzeinschlag und illegalen Holzhandel zu verfolgen?

Tan Sri Bernard: Der Wirtschaftsraum ASEAN ist nicht wie die EU. Es ist ein sehr langer Weg hin zu einer gemeinsamen Gesetzgebung. Wir müssen versuchen, unser eigenes Land sauber zu halten. Indonesien möchte, dass wir die Ausfuhr von Rundholz komplett stoppen. Von der malaysischen Halbinsel darf schon jetzt kein Rundholz mehr exportiert werden.

ParkettMagazin: Plant die Regierung Malaysias, den Export von Rundholz auch von Sarawak und Sabah zu unterbinden?

Tan Sri Bernard: Unser Ziel ist, weniger Rundholz zu exportieren. Malaysias Politik läuft darauf hinaus, Rohstoffe im Land zu halten und nur bearbeitete oder fertige Holzprodukte auszuführen. Wir können als Rohstofflieferant auf dem Weltmarkt nicht mithalten. Wir würden den Konkurrenten China günstig mit Holz versorgen und dann verkaufen die Chinesen ihre billigen Möbel an uns zurück. Außerdem haben wir viele Fremdarbeiter, die beschäftigt werden müssen.

ParkettMagazin: Werden die eingeborenen Dorfgemeinschaften im Regenwald in die Pläne der Forst- und Holzwirtschaft einbezogen?

Tan Sri Bernard: Wir sind uns der grundlegenden Rechte der eingeborenen Bevölkerung sehr bewusst. Sie wollen, dass ihre Regionen entwickelt werden. Diese Menschen leben nicht in einem Zoo, den ausländische Umweltaktivisten schützen müssen. Wir werden eine verbesserte Infrastruktur anstreben. Es gibt eine Menge Land mit Gummibaum-Bestand im Besitz dieser Gruppen. Wir möchten, dass sie das nachhaltig bewirtschaften und neue Bäume anpflanzen. Und zwar auf organisierte Weise, wie Unternehmen es tun würden.

ParkettMagazin: Betrachtet Malaysia die Forderungen der EU-Regelung nach "gebührender Sorgfalt" im Holzimport als positive oder negative Maßnahme? Und hat das Einfluss auf die Regeln und Praktiken innerhalb Malaysias?

Tan Sri Bernard: Entscheidend ist, dass Holz aus Malaysia legal gefällt wurde. Wir sind bereit, uns allen Kontrollen zu öffnen. Nur Sarawak hat noch Bedenken, seine Territorien einem internationalen Monitoring zu unterstellen. Man fürchtet einen Verlust an Souveränität. Das Argument lautet: Warum sollen wir uns der EU-Kontrolle unterziehen, wenn wir doch nur 2% unserer Erzeugnisse nach Europa liefern? Die Importländer sind ja nicht einmal bereit, etwas mehr für zertifiziertes Holz zu bezahlen.

ParkettMagazin: Wann wird Malaysia die freiwillige Vereinbarung zum EU-Aktionsprogramm gegen illegalen Holzeinschlag und Handel (FLEGT) unterzeichnen?

Tan Sri Bernard: Es ist wichtig, dass solche Vereinbarungen auch praktikabel und für die Handelnden nachvollziehbar sind. Im Moment haben wir genug Scherereien mit dem amerikanischen Lacey Act, weil die Leute nicht wissen, wie sie die Forderungen im täglichen Geschäftsverkehr umsetzen sollen. Mit den Vorgaben von FLEGT ist das ähnlich. Aber das Grundproblem in der Holzwirtschaft ist ja auf der ganzen Welt vergleichbar: Unternehmen wollen so viel wie möglich ernten und wir als Regierung müssen diesen Verbrauch regulieren.
aus Parkett Magazin 05/09 (Holz)