Warenkunde: Sortierregeln für amerikanisches Laubschnittholz

Fragen & Antworten zum amerikanischen Laubholz

Die Sortierregeln für amerikanisches Laubschnittholz wurden vor 100 Jahren von der National Hardwood Lumber Association (NHLA), heute mit Hauptsitz in Memphis, Tennessee/USA, eingeführt. Damit handelt es sich nicht um eine offizielle Normierung, sondern um eine freiwillige Selbstbeschränkung. Die Regeln vermitteln das nötige Verständnis zur qualitativen Einstufung von Schnittholz und sind sowohl den Sägewerken als auch dem Holzhandel eine große Hilfe.

Aktuelle Fragen zu diesen Regeln kommen von Branchenvertretern aus dem internationalen Laubholzhandel. Geantwortet haben Fachleute vom American Hardwood Export Council (AHEC). Sinngemäß sind die Sachverhalte auch auf europäische Laubhölzer übertragbar. Der vorliegende Teil 1 möchte die Kenntnisse der Leser auffrischen, weitere Kenntnisse vermitteln und den Lesern Antworten auf möglicherweise offene Fragen liefern.

Frage 1: Für ein Hotelprojekt in Indien wurde im letzten Jahr Esche gekauft. Dieses Holz wurde überall im Hotel für Türen, Leisten und Fensterrahmen eingesetzt. Jetzt gibt es ein Problem, weil die Einbauten vielfach Risse zeigen und sich die Verbindungen gelockert haben. Insgesamt machen die Einbauten einen etwas schäbigen Eindruck. Es gab Zweifel, ob sich dieses Holz für das subtropische Klima eignen würde. Was ist hier schief gelaufen?

Antwort: Zunächst eine Gegenfrage. Wurde das Schnittholz aus importiertem Rundholz in Indien erzeugt und auch dort getrocknet, oder wurde es als technisch getrocknetes Schnittholz importiert? Die Vermutung liegt nämlich nahe, dass das Holz in Stammform importiert wurde und anschließend in Indien gesägt und getrocknet wurde. Dies dürfte der Grund sein, warum das Schnittholz aus Esche nicht alle Erwartungen nach dem Einbau erfüllt hat.

Die Trocknung von Laubhölzern aus gemäßigten Zonen setzt viel Fachwissen voraus. Es ist ein technisch aufwändiger Prozess, der viel Sorgfalt erfordert und nicht nur darin besteht, dass das Holz auf die richtige Holzfeuchte getrocknet wird, sondern auch, dass die Trocknungsspannungen durch das Konditionieren abgebaut werden. Wir sind überzeugt, dass das Holz mit zu hoher Holzfeuchte eingebaut wurde und dann über das Jahr nachtrocknete. Dadurch gab es Trockenrisse und die Verbindungen lockerten sich. Von solchen Problemen hören wir nicht zum ersten Mal und leider kann man jetzt nicht mehr viel daran ändern - es sei denn, man hofft darauf, dass das Holz in der Regenzeit wieder quillt.

Es besteht kein Zweifel, dass technisch getrocknete Esche für dies Projekt ideal gewesen wäre. Jedes Holz arbeitet während der Jahreszeiten. Aber die Endfeuchte ist entscheidend. Mit dem Kauf von Rundholz und der Umwandlung in Schnittholz wird ein sehr großes Risiko eingegangen. Indische Importeure und Verarbeiter sollten dies vor Abgabe ihrer Bestellung berücksichtigen.


Frage 2: Worin besteht der Unterschied zwischen Hickory und Pecan? Welche Rohdichte haben beide Hölzer?

Antwort: Beide Hölzer gehören zur Gattung Carya. Die Früchte tragenden Arten werden als Pecan-Hickorybäume, und die restlichen Arten der Gattung als echte Hickorybäume bezeichnet. Die Hölzer sind nahezu identisch und werden meist gemischt gehandelt. Als Faustregel gilt, dass in den nördlichen Regionen der USA und in den Appalachen das Schnittholz dieser Bäume als Hickory, das Holz aus den südlichen Regionen als Pecan gehandelt wird. Selbst in den NHLA-Sortierregeln für Laubschnittholz wird für beide kein Unterschied gemacht und es erfolgt auch keine Separierung. Die Hickories sind mit einer Rohdichte von 0,75 g/cm die härtesten amerikanischen Nutzhölzer. Im Vergleich dazu liegt die Rohdichte bei Eiche oder Ahorn um die 0,65 g/cm. Das sehr dichte Holz ist wechseldrehwüchsig und daher hoch belastbar, weshalb es sich ideal für Axt- und Hammerstiele eignet. Es wird sogar für die Herstellung der besonders elastischen Sortier- und Vermessungsstäbe, die in aller Welt von den Schnittholzinspektoren eingesetzt werden, verwendet. Hickory ist anfällig für "bird pecks", das sind Verletzungen, die durch die Schnäbel von Vögeln bei der Suche nach Insekten verursacht werden.

Für diese ,Hickory typischen Merkmale gelten Ausnahmen in den Sortierregeln. Die "bird pecks" sind meist V-förmige Verletzungen, von denen violett-schwarze Verfärbungen ausgehen. Das Splintholz ist cremeweiß bis gelb und das Kernholz ist hellbraun bis dunkelbraun. Das dichte Holz bietet sich besonders für Laubholzfußböden an, vor allem dann, wenn ein Boden mit ausgeprägtem Charakter gewünscht wird. Hickory ist in den USA sehr beliebt für die Fronten von Küchenschränken und für Möbel im Landhausstil.


Frage 3: Gelten Mineralstreifen bei Rot-Eiche als Fehler?

Antwort: Mineralstreifen gelten nicht als Fehler. Die Sortierklasse FAS erlaubt allerdings als Maximum ein Zwölftel der Fläche (8,34%) des fehlerfreien Bereiches. Die Vermessung der Mineralstreifen erfolgt nicht immer ganz genau, denn meist ist es nur eine Abschätzung der Fläche durch den Inspektor. Falls ein Brett zu viel Mineralstreifen aufweist, wird die Sortierklasse um eine Stufe reduziert.


Frage 4: Warum gibt es so viele unterschiedliche Angebote und Preise für amerikanischen Ahorn (American hard maple)? Was bedeuten die Bezeichnungen Nummer 1 und 2 white, unselected, saps, brown, usw.

Antwort: Hard maple wird oft nach farblichen Gesichtspunkten sortiert. Die angeführten Bezeichnungen sind Hinweise auf den Splintholz-Anteil beziehungsweise den Anteil an weißem Holz in einem Brett. Nummer 1 und 2 beziehen sich auf die Reihenfolge der Wertigkeit, das heißt des Preises.
Die Farbsortierung Nummer 1 white (weiß) bedeutet, dass die beiden breiten Flächen und die Längskanten (clear cuttings) aus Splintholz, das heißt weißem Holz bestehen müssen.

Die Farbsortierung Nummer 2 white setzt voraus, dass eine breite Fläche und beide Längskanten aus Splintholz bestehen. Dabei muss die Rückseite auch mindestens 50 Prozent Splintholz aufweisen. Nummer 1 und 2 White werden nahezu immer als eine Farbsortierung geliefert. Falls sich (dunkles) Kernholz auf einer breiten Fläche zeigt, darf es sich nur in der Mitte des Brettes und nicht an den Längskanten befinden.

Sap (Splint) hard maple: Diese Farbsortierung bedeutet, dass eine breite Fläche Splintholz aufweisen muss. Auf der Rückseite und den Längskanten ist unbegrenzt dunkles Kernholz erlaubt.

Unselected (farblich unsortiertes) hard maple: Bei dieser Sortierung wird die Farbe nicht berücksichtigt. Die Sortierklassen entsprechen den Standard-NHLA-Klassen. Der Käufer erhält besäumte Bretter, wie sie beim Einschnitt des Rundholzes anfallen. Splint- und Kernholz ist dabei in unbegrenzter Verteilung zulässig.

Brown (braunes) hard maple: Bei dieser Sortierung enthalten die meisten, wenn nicht sogar alle Bretter, in den sauberen Abschnitten einen großen Anteil Kernholz. Hier wird das Material zusammengestellt, das nicht den Farbsortierungen Nummer 1 und 2 white sowie sap hard maple entspricht.

Ergänzend ein wichtiger Hinweis: Zwischen Splint- und Kernholz besteht nur ein Farbunterschied, aber kein Qualitätsunterschied. In den USA sind die Spielfeldböden beim Basketball aus farblich nicht sortiertem Ahorn hergestellt. Fleischerblöcke und Schneidebretter werden oft aus Kernholz produziert, während die "weißen" Sortierungen üblicherweise für hochwertige Möbel, Parkett und Leisten verwendet werden.

Frage 5: Wie wird zwischen dem metrischen System und dem amerikanischen System für Zoll und "board feet" umgerechnet?

Antwort: Inzwischen fast alle Exporteure bereit, ihre Angebote auch per Kubikmeter oder sogar per Kubikfuß abzugeben. So kann die Menge einer kompletten Ladung leicht umgerechnet werden. Die Umrechnungsfaktoren lauten:

1 Zoll (1") = 25,4 mm
1 Meter (1 m) = 3,281 feet (Fuß)
1.000 board feet = 2,36 cbm
1 cbm = 35,315 cubic feet (cu ft)
1 lineal foot (ein laufender Fuß) = 0,3048 m

In einen Standard-Container (40 Fuß) können etwa 12.000 board feet getrocknetes Schnittholz gestaut werden. Diese Menge entspricht etwa 28 bis 30 cbm, je nach Holzart, Dicke und Längenverteilung.


Frage 6: Nach welcher Sortierregel wird American black cherry (Kirsche) Schnittholz sortiert?

Antwort: Die Sortierung von Kirsch-Schnittholz erfolgt nach den Regeln der National Hardwood Lumber Association (NHLA). Bei Kirsche sind allerdings mehrere charakteristische Merkmale zu beachten, die aber nicht als Fehler bewertet werden.

Das betrifft besonders Gummiadern und Harzflecke (gum streaks und spots) und kleine Punktäste (pin knots) mit maximal Durchmesser (3,18 mm), die auch an den Längskanten ohne Begrenzung erlaubt sind. Splintholz ist nach den Standard-Sortierklassen ebenfalls kein Fehler. Käufer und Lieferant können jedoch ihre eigenen Beschränkungen bezüglich des erlaubten Splintholzes vereinbaren. Dies ist jedoch eine Ausnahmeregelung von der Standard-Sortierung, die deshalb im Kaufkontrakt für die Lieferung erwähnt werden muss.
aus Parkett Magazin 06/09 (Holz)