G8-Länder wollen Regenwälder schützen

Positive Meldungen aus tropischen Waldgebieten

Die Forstwirtschaft in tropischen Regenwäldern wurde anlässlich des 35. G8 Treffens in LAquila/Italien an die Spitze der internationalen politischen Agenda katapultiert. Die Politiker der führenden Industriestaaten unterstützen ausdrücklich die von den Vereinten Nationen initiierten Programme REDD und SFM. Hinter REDD verbirgt sich die Reduzierung von Emissionen aus Waldvernichtung (deforestation) und Waldschädigung (degradation). SFM ist das Kürzel für Nachhaltige Forstwirtschaft (sustainable forest management). Die G8-Führer unterzeichneten eine entsprechende Deklaration zur Energiepolitik und zum Klimawandel.

Die hohe Bedeutung wachsender Wälder als Speicher für Treibhausgase wird von der Politik ausdrücklich anerkannt. Die führenden Industriestaaten haben sich verpflichtet, Entwicklungsländern bei der Aufforstung finanziell zu helfen. Gleichermaßen sollen Bemühungen der tropischen Entwicklungsländer, eine nachhaltige Forstwirtschaft einzuführen, unterstützt werden. Es ist beabsichtigt, die Maßnahmen in Koordination mit der Rahmenkonvention der UN zum Klimaschutz (UNFCCC) durchzuführen.

Ghana, das als erstes Land vor über einem Jahr ein FLEGT-Abkommen mit der EU geschlossen hatte, hat inzwischen ein anspruchsvolles Aufforstungsprogramm auf den Weg gebracht. Nicht weniger als 24 Mio. Bäume sollen zur Wiederherstellung des tropischen Regenwaldes und somit als Kohlendioxidspeicher in einem Gebiet angepflanzt werden, das in den vergangenen Jahren durch massiven Einschlag besonders gelitten hat. Die erste Million Setzlinge ist bereits im Rahmen eines Pilotprojektes gepflanzt worden. Es handelt sich dabei ausschließlich um heimische Hartholzarten.

Ein weiteres positives Beispiel zeichnet sich in Indonesien ab. Nach Informationen der Zeitung "The Jakarta Globe" hat der indonesische Forstminister Kaban angekündigt, dass ab 1. September alle Exporte von Holzprodukten von unabhängiger Seite zertifiziert werden müssen. Damit soll der Handel mit Holz aus illegalem Einschlag verhindert werden. Die Zertifikate sollen vom Institute of Independent Evaluators and Verifiers (LPVI) ausgestellt werden. Es bleibt abzuwarten, ob eine derart weitgehende Reglementierung innerhalb von nur wenigen Wochen umgesetzt werden kann.

Für Brasilien meldet die amerikanische Weltraumbehörde NASA einen rapiden Rückgang der Brandrodung im Amazonasgebiet. Hauptursache für Brandrodung war in der Vergangenheit die Umwandlung von tropischem Regenwald in Acker- und Weideland. Die brasilianische Regierung hat sich verpflichtet, den jährlichen Waldverlust bis zum Jahre 2018 um 70% zu reduzieren.

Die Erklärung der G8-Staaten nimmt auch ausdrücklich zum illegalen Holzeinschlag Stellung. Die Bedeutung einer nachhaltigen Forstwirtschaft und des Handels mit Holzprodukten aus illegalem Einschlag erreicht somit einen neuen Stellenwert. Damit sind der amerikanische Lacey-Act und das europäische FLEGT-Programm keine Insellösungen, die auf die USA und die EU beschränkt bleiben, sondern von globaler Bedeutung.

Auch seitens der UN ist mit weiteren Aktivitäten in diesem Zusammenhang zu rechnen. In diesen Wochen wird die UN Konvention zum Klimaschutz, die im Dezember 2009 in Kopenhagen stattfinden wird, in Sitzungen vorbereitet. Geplant ist, in Kopenhagen das Kyoto Protokoll frühzeitig durch ein Kopenhagen Protokoll zu ersetzen. Momentan besteht allerdings noch keine Einigung in wesentlichen Detailfragen. So favorisieren die hochentwickelten Industriestaaten gesetzlich bindende Regelungen, die Entwicklungsländer wollen eher auf Freiwilligkeit setzen. Die Finanzierung ist ein weiterer Streitpunkt. Kontrovers werden in dem Zusammenhang Pläne zum Handel mit Emissionsrechten diskutiert. Ist es sinnvoll, wenn sich Industriestaaten weiteren massiven Ausstoß von Treibhausgasen mit umfassenden Neuanpflanzungen von Wäldern in Entwicklungsländern erkaufen können? Brasilien fordert eher die Einrichtung von Fonds in den tropischen Ländern. Industriestaaten könnten so Mittel für lokale Aufforstungsprogramme bereitstellen. Schuldenerlass ist ein weiterer Weg, Neuanpflanzungen zu ermöglichen. Die amerikanische Regierung hat hier ein erstes Zeichen gesetzt und Indonesien Schulden in einer Größenordnung von 30 Mio. USD erlassen.

Umweltschutzorganisationen empfinden die geplanten politischen Maßnahmen der UN grundsätzlich als zu lasch und unzureichend, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten.
aus Parkett Magazin 06/09 (Nachhaltigkeit)