Hermann Pichler GmbH & Co. KG

Haustex persönlich

Dr. Thomas Wagner (59) ist in fünfter Generation Alleingesellschafter und Geschäftsführer der Firma Hermann Pichler GmbH & Co. KG im schwäbischen Laichingen. Außerdem ist er im Vorstand der Verbände Südwesttextil und IVGT engagiert. Das Unternehmen Pichler wurde im Jahr 1866 gegründet und fertigt heute mit 85 Mitarbeitern (inklusive Heimarbeitern und Teilzeitkräften in Laichingen) sowie unter Einsatz hochmoderner Jacquardweberei, Stickerei und Konfektion schwerpunktmäßig Tischwäsche und Kissenhüllen. Der Produktionsanteil Inland mit Weberei und Konfektion beläuft sich auf rund 50 Prozent, in Adana/Türkei agiert die Tochtergesellschaft PIBAY. Die Basis des Tischwäsche-Programms bildet das Lagersortiment mit ca. 2.000 Artikelpositionen. Davon werden jährlich 1.000 Artikel, insbesondere die Saisonmuster, erneuert. Der Facheinzelhandel als traditioneller Absatzkanal wird im Inland durch einen eigenen Außendienst, im Ausland (Exportanteil ca. 20 Prozent) durch Handelsagenturen bedient. Der Anteil des Facheinzelhandels am Gesamtumsatz von rund 7 Mill. Euro liegt heute bei 55 Prozent.

Was fasziniert Sie an Ihrer Branche und worüber könnten Sie sich maßlos ärgern?Selbst bei einem Produkt wie der Tischdecke ist es eine spannende Aufgabe, jede Saison mit einer neuen Kollektion um die Gunst der Kunden zu werben. Die Ursprungsregeln bereiten mit steter Regelmäßigkeit erheblichen Ärger. Wie kann es beispielsweise sein, dass eine Meterware keinen EU-Ursprung erhält, nur weil das Filamentgarn in der Kette aus einem Drittland kommt - bei einem Anteil von nicht einmal 15 Prozent am Verkaufspreis?
Wie definieren Sie ganz persönlich den Begriff Erfolg?Erfolg ist für mich, wenn nicht nur ich mit dem Ergebnis unserer Arbeit zufrieden bin.

Welchen Beruf außer dem eigenen könnten Sie sich ebenfalls noch vorstellen?Nach dem Abitur stand noch ein Medizinstudium zur Wahl. Die Frage "was wäre wenn" habe ich mir dann aber nie mehr gestellt. Ich arbeite sehr gerne mit Holz und könnte mir heute durchaus auch einen Beruf z.B. als Bootsbauer vorstellen.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?Nach überstandener Insolvenz von Pichler in den Jahren 2002 - 2005 sehe ich meine vorrangige Aufgabe darin, dem Unternehmen in meinen verbleibenden Berufsjahren eine zukunftsfähige Ausrichtung zu geben.

Welche Hobbys pflegen Sie, wo machen Sie am liebsten Urlaub, und wie können Sie sich am besten entspannen?Meine Hobbys sind Wassersport (Schwimmen, Segeln, Rudern) und Skifahren. Entsprechend sind unsere Urlaubsziele zumeist das Mittelmeer und die Alpen. Am besten entspanne ich mich tagsüber bei einer rund einstündigen Mittagspause zu Hause mit zehn Minuten autogenem Training, die mich für weitere sieben bis acht Stunden Büroarbeit fit macht.

Was war Ihre wichtigste Lebenserfahrung?Da möchte ich gleich zwei Einschnitte in meinem Leben nennen, die zunächst ausweglos erschienen, mich aber letztendlich entscheidend weitergebracht haben: Privat war es die Scheidung von meiner ersten Frau mit vier Kindern. Inzwischen bin ich wieder glücklich verheiratet mit nunmehr sechs Kindern, die mir sehr viel bedeuten. Beruflich war es die oben erwähnte Insolvenz: Durch den Zusammenhalt und den Einsatz unserer Belegschaft, die Treue unserer Kunden, das Geschick unseres Insolvenzverwalters und etwas Glück konnten wir uns Ende 2004 durch ein Planverfahren freischwimmen und stehen inzwischen ohne Bankverbindlichkeiten da. Der alte Lateinspruch "per aspera ad astra" ("durch viele Mühen zum Erfolg"; die Red.) hat sich mehr als bewahrheitet.

Konnten Sie sich einen Jugendtraum erfüllen?Ich bin mit 3 Brüdern aufgewachsen und hatte immer gerne viele Kinder.

Wer ist für Sie ein ganz besonderer Mensch in Ihrem Leben und warum?Ein ganz besonderer Mensch in meinem Leben war mein Ex-Schwiegervater Hans Filbinger. Über das Warum mache ich mir manchmal Gedanken, konnte es aber noch nicht restlos ergründen.

Ein gutes Essen hält Leib und Seele zusammen, heißt es. Was gehört zu Ihren Lieblingsspeisen?Spargel war seid jeher mein Geburtstagsessen. Das Besondere liegt wohl in der jahreszeitlichen Begrenzung.

Glück bedeutet was für Sie?Mit den Jahren bin ich in mich gegangen: Wenn nichts Schlimmes passiert, und da denke ich in erster Linie an Unglücksfälle in der Familie, dann bin ich rundum glücklich.

Immer wieder interessant - welche drei Dinge würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?Meine Frau, womit ich sie nicht zu einer Sache abstempeln möchte, aber ich bin eben ungern einsam. Ein Notebook mit Internetanschluss - das gehört heute selbst bei einem Segeltörn dazu. Eine Segeljolle - ein bisschen Spaß muss sein!

Mit was könnte man Ihnen eine ganz besondere Freude bereiten?Mit drei Tagen Sonderurlaub - das hatte ich seid meiner Bundeswehrzeit nicht mehr.
aus Haustex 02/09 (Personalien)