Jahresbilanz der Haustextilien-Branche

2009 besser als befürchtet

Der deutsche Haus- und Heimtextilfachhandel hat ein ordentliches Jahr hinter sich. Die zum Jahresanfang befürchteten starken Umsatzeinbrüche sind weitgehend ausgeblieben. Nach ersten BTE-Hochrechnungen fiel der Umsatz im Jahr 2009 im Vergleich zum Vorjahr trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nur um einen niedrigen einstelligen Prozentsatz. Viele Textilfachhändler sind mit dem Ergebnis des letzten Jahres deshalb halbwegs zufrieden. Der Durchschnittswert darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen zum Teil groß sind. Eine ganze Reihe von Unternehmen hat 2009 ihren Umsatz gehalten oder sogar erhöht. Dem gegenüber stehen aber viele Unternehmen, die herbe Umsatzeinbußen hinnehmen mussten. Tendenziell haben größere, profilierte Geschäfte an stark frequentierten Standorten besser abgeschnitten als kleinere Läden in Nebenlagen.

Der Markt für Haus- und Heimtextilien hat sich 2009 nach BTE-Hochrechnungen uneinheitlich entwickelt. Während die Umsätze mit Bettwaren halbwegs stabil waren und in einigen Bereichen sogar zulegten, fielen Gardinen und Dekostoffe sowie Haus-, Tisch- und Bettwäsche zurück. Nach Schätzungen des BTE lag der Einzelhandelsumsatz in diesen Sortimenten 2009 mit hochgerechneten 8,25 Mrd. Euro leicht unter Vorjahresniveau. Nicht eingerechnet in diese Zahl sind die Umsätze mit Bettgestellen, Rahmen/Rosten, Wasser- und Polsterbetten, Sonnenschutz, Tapeten und Wandbekleidung sowie der große Bereich des Objektgeschäfts (Bürohäuser, Hotels, Krankenhäuser, Altenheime usw.). Erfreulich für den Fachhandel ist die Tatsache, dass sich auch im Jahr 2009 der Trend zu guten Qualitäten weiter fortgesetzt hat. Das absolute Luxussegment tat sich zwar - wie in allen Konsumbereichen - sehr schwer, die oft totgesagte "gute Mitte" hat im Umsatz zum Teil aber zugelegt. Der Kunde suchte 2009 verstärkt nach "value for money" und griff bevorzugt nach verlässlichen Qualitäten. Speziell bei Gardinen und im Dekobereich gab es eine gute Entwicklung bei wertigen Artikeln mit hohem Servicebedarf. Dagegen scheinen Billiganbieter und Discounter, die traditionell große Stückzahlen vermarkten, im Jahr 2009 deutlich schlechter als der übrige Markt abgeschlossen zu haben.

Die amtlichen Zahlen des Statistischen Bundesamtes für den Einzelhandel (Stichproben-Erhebung) liegen aktuell erst für die ersten zehn Monate des Jahres 2009 vor, bestätigen allerdings weitgehend die Schätzungen des BTE. Danach verzeichnete der spezialisierte Betten-, Haustextilien- und Meterwarenfachhandel aufgelaufen per Ende Oktober 2009 ein Umsatzminus in Höhe von 2,4 Prozent, während für den Fachhandel mit Heimtextilien, Bodenbelägen und Tapeten ein Umsatzminus in Höhe von 7,4 Prozent ausgewiesen wird. Der Unterschied zu den Veränderungsraten der Marktvolumina erklärt sich dadurch, dass bei den amtlichen Handelszahlen nur die Spezialgeschäfte erfasst werden, nicht aber die Warenhäuser, Möbelgeschäfte, Baumärkte sowie die Lebensmitteldiscounter. Wichtiger als die Umsätze sind für den Handel allerdings die Erträge. Und diese dürften im letzten Jahr aufgrund der Umsatzeinbußen rückläufig gewesen sein. Dabei war die Ertragslage schon im Jahr 2008 mit im Schnitt niedrigen einstelligen betriebswirtschaftlichen Renditen im Haus- und Heimtextilienhandel bestenfalls ausreichend. Nicht nur aus diesem Grund dürfte auch im Jahr 2009 die Zahl der Fachgeschäfte für Haus- und Heimtextilien leicht rückläufig gewesen sein. In den letzten Jahren verlor die Branche jährlich zwischen 100 und 300 Unternehmen. Laut letzter Umsatzsteuerstatistik gab es 2007 im Einzelhandel insgesamt 3.320 Betten- und Haustextilgeschäfte sowie 3.346 Unternehmen, die schwerpunktmäßig Teppiche und Gardinen verkauften. Für das Jahr 2010 ist der Haus- und Heimtextilhandel verhalten optimistisch. Die Branche setzt darauf, dass sich - wie in der Vergangenheit beobachtet - viele Verbraucher in schwierigen Zeiten auf ihr Heim zurückbesinnen und dort entsprechend investieren.

Massiver Einbruch im Exportgeschäft

Die Erwartungen der deutschen Wirtschaft waren bereits zu Jahresbeginn stark gedämpft. Zu massiv hatte die Krise in der 2. Jahreshälfte 2008 weltweit eingesetzt. Das Bruttoinlandsprodukt entwickelte sich zu Jahresbeginn zunächst stärker rückläufig mit sich dann abschwächender Tendenz im Jahresverlauf. Real -4,9 Prozent wurden vom ifo-Institut für die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im Gesamtjahr festgestellt. Auf die deutsche Exportwirtschaft und damit insbesondere die exportstarken Unternehmen wirkte sich die weltweite Rezession in erheblichem, mitunter bedrohlichem Maße aus. In den ersten drei Quartalen sind die deutschen Exporte um gut ein Fünftel zurückgegangen. Einen Gegenpol im Konjunkturgefüge bildete 2009 die Binnennachfrage. Der private Konsum wirkte konjunkturstützend. Neben dem ruhigen Preisklima trugen die Maßnahmen aus den Konjunkturpaketen dazu bei, die verfügbaren Einkommen zu erhöhen und damit den Konsum insgesamt betrachtet in Gang zu halten. Doch nicht jeder konsumnahe Wirtschaftszweig profitierte. Der Konsum wurde zum Beispiel durch die Abwrackprämie in ganz konkrete Bahnen gelenkt.

Die deutsche Heimtextilien-Industrie nahm an der stabilen Entwicklung des Konsumindikators nicht teil. Die Nachfrage nach Heimtextilien aus deutscher Produktion brach im 1. Halbjahr 2009 mit einem Minus von 17,4 Prozent erheblich ein. Eine Verschnaufpause war dann in den Sommermonaten festzustellen, mit prozentual einstelligen Umsatzruckgängen. Dieser Trend setzte sich im Herbst zwar nicht fort, dennoch waren die Einbußen insgesamt schwächer als zu Jahresbeginn. Per Ende November bezifferte sich der Umsatzrückgang der deutschen Heimtextilien-Industrie auf -13,8 Prozent. Im Inland blieben die Umsatzeinbußen mit -9,7 Prozent im einstelligen Prozentbereich. Dramatischer wirkte sich die fehlende Nachfrage aus dem Ausland aus. Der Exportumsatz der deutschen Heimtextilien-Industrie entwickelte sich in den ersten elf Monaten 2009 um 23,6 Prozent rückläufig. Dabei verringerte sich der Exportanteil gegenüber dem Vorjahr um 3,3 Prozentpunkte auf 25,7 Prozent.

Nur ganz vereinzelt manövrierten sich Unternehmen mit einer positiven Firmenkonjunktur durchs Jahr. Viele Unternehmen hatten erheblich zu kämpfen und nutzten bzw. nutzen das Instrument der Kurzarbeit, um angesichts gravierender Auftragsrückgänge die Arbeitsplätze zu sichern. Erfreulicherweise wurde die Kurzarbeit verlängert. Dennoch haben 2009 in der Heimtextilien-Industrie Unternehmen ihren Geschäftsbetrieb geschlossen; der Rückgang der Arbeitsplätze hat sich ebenfalls fortgesetzt. Die Anzahl der heimtextilen Produktionsbetriebe hat sich 2009 nach ersten Schätzungen um 4,9 Prozent auf 154 verringert. Die Anzahl der Beschäftigten nahm 2009 um geschätzte 7,2 Prozent auf 15.300 ab.

Bettwaren (Naturhaar- und Faserfüllungen)

Die Geschäftsentwicklung in der Sparte Bettwaren (Steppdecken und Kissen gefüllt mit Naturhaaren und synthetischen Fasern) verlief bis zur Jahresmitte zunächst zunehmend rückläufig (-20,8 Prozent). Im Juli ging es kurzfristig aufwärts; die folgenden drei Monate waren dann wieder deutlich schwächer. Der November brachte ein Umsatzplus. Jahresdurchschnittlich bedeutete dies Umsatzeinbußen von -17,0 Prozent per Ende November. Die Unternehmen spürten die fehlende Nachfrage auf den Auslandsmärkten. Der Exportumsatz ging um deutliche 32,0 Prozent zurück. Der Exportanteil verringerte sich ebenfalls sichtbar um knapp fünf Prozentpunkte auf 21,9 Prozent. Das Inlandsgeschäft zeigte Einbußen von 11,5 Prozent.

Bei den Füllmaterialien verlief die Nachfrage nach Naturhaarfüllungen stärker rückläufig als die Nachfrage nach Füllungen aus synthetischen Fasern. Allerdings war bei den Naturhaarfüllungen ein Anstieg des durchschnittlichen Preisniveaus festzustellen. Bei den Kaufkriterien hatte Qualität Vorrang vor dem Preis. Das durchschnittliche Preisniveau der mit synthetischen Fasern gefüllten Bettwaren stieg bei den Steppdecken marginal an, im Kissenbereich verlief die Entwicklung dagegen konträr. Der enorme Wettbewerbsdruck verlangt von den Unternehmen innovative Produktentwicklungen. Hier sind die deutschen Hersteller stark. Gute Marken- und Lifestyle-Konzepte sichern die notwendige Positionierung im Markt.

Ausblick

Bereits im 2. Quartal 2009 und zunehmend in der zweiten Jahreshälfte zeigten sich konjunkturelle Aufwärtssignale. Die Binnenproduktion stabilisierte sich in vielen Branchen. Die internationalen Märkte, allen voran die der Schwellenländer, kamen infolge der weltweiten Konjunkturprogramme wieder in Schwung. Produktion und Handel steigen. Märkte wie China laufen bereits jetzt schon wieder auf Hochtouren. Die Arbeitslosenquote entwickelte sich bisher noch unerwartet moderat. Die Konjunkturprogramme der Bundesregierung waren notwendig und wirkungsvoll. Die Regierung sendet positive Signale an die Wirtschaft und die Gesellschaft. Werden diese nun auch tatsächlich in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen umgesetzt, dann erweitert sich der Handlungsspielraum der Unternehmen, und sie werden besser gerüstet sein für die Herausforderungen in 2010.

Die Unternehmen der deutschen Heimtextilien-Industrie sind positiv gestimmt. Sie betrachten die kommenden Monate realistisch und wissen, dass noch manche Hürde und Durststrecke zu überwinden sein werden. In schwierigen Zeiten verändern sich die Werte. Die neue Lust am eigenen Heim, der Trend zum Homing, der das Zuhause zum sozialen Mittelpunkt, zur zentralen Lebenswelt ernennt, festigt sich. Dies bietet gute Chancen für eine positive Entwicklung der Nachfrage nach Heimtextilien. Die deutsche Heimtextilien-Industrie hat viele Stärken, die ihre Wettbewerbsfähigkeit auch 2010 sichern. Hierzu gehören Qualität, Innovationskraft, Design, Flexibilität und Schnelligkeit.

2009 war für die deutsche Bettfedernindustrie ein schwieriges Jahr. Die inländische Nachfrage nach daunen- und federngefüllten Bettwaren entwickelte sich zu Beginn des vergangenen Jahres noch relativ zufriedenstellend, sank im Frühsommer jedoch stark ab. Ab August flammte die Konsumfreude der inländischen Verbraucher wieder auf und bestätigte das etablierte Grundmuster: Die Nachfrage nach daunen- und federngefüllten Bettwaren hat ihren Schwerpunkt stets in der zweiten Jahreshälfte. Auch die schon seit Jahren zu beobachtende "Qualitätsschere" verfestigte sich zusehends: Einerseits hielt die Polarisierung zu günstigen Konsumartikeln an, andererseits stabilisiert sich das Segment der qualitativ hochwertigen Produkte weiter.

Der Export von daunen- und federgefüllten Bettwaren dagegen entwickelte sich 2009 eher unbefriedigend. Das Verbraucherinteresse an den im Markt fest etablierten Zertifizierungs- und Qualitätssicherungssystemen für daunen- und federgefüllte Bettwaren (z.B. Traumpass, Nomite oder Daunasan/Downafresh) ist weiter gestiegen. Diese Systeme, die dem Verbraucherschutz dienen, schaffen Transparenz in Sachen Qualität und besondere Eigenschaften der jeweiligen Produkte. Ständige Kontrollen dieser Produkte durch Zertifizierungsorganisationen bzw. akkreditierte Prüfinstitute belegen das nachhaltige Interesse aller Beteiligten an der Stabilisierung eines gleichbleibend überdurchschnittlichen Angebots.

Die deutsche Bettfedernindustrie blickt abwartend auf das Jahr 2010. Prognosen und Planungen gestalten sich schwierig, denn die Entwicklung der beiden Unbekannten, Inlandsnachfrage und Export von daunen- und federngefüllten Bettwaren, ist in Anbetracht der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise kaum einschätzbar. Beide Faktoren, die den Absatz so maßgeblich mitbestimmen, hängen davon ab, welche Ergebnisse durch die expansive Finanz- und Geldpolitik erzielt werden, die sowohl im Inland als auch im Ausland der Ankurbelung des Wirtschaftswachstums dienen sollen.

Derzeit ist bei der Nachfrage nach daunen- und federngefüllten Bettwaren keine Kaufzuruckhaltung zu beobachten; ob sich dieser Trend allerdings zu Beginn der klassischen Kaufsaison mit dem zweiten Halbjahr fortsetzen wird, bleibt abzuwarten. Neben der Nachfrageentwicklung ist die bisher so selbstverständliche Versorgung der Industrie mit Daunen, Federn und Inletthüllen ein großer Unsicherheitsfaktor: Die Volkswirtschaften der asiatischen Lieferländer scheinen die Wirtschaftskrise überstanden zu haben. Ihre Inlandsnachfrage steigt kontinuierlich an und hat zur Folge, dass ein stetig wachsender Anteil des Aufkommens an Daunen und Federn durch deren Binnenmärkte aufgesogen wird und damit für den Export nicht mehr zur Verfügung steht.

Der VDFI rechnet zudem damit, dass die klassischen Lieferländer für Daunen und Federn (u.a. VR China, Taiwan, Osteuropa) ihr Angebot an Fertigprodukten ausweiten werden, um diese Produkte nach Deutschland zu importieren. Der Anteil importierter Fertigprodukte auf dem deutschen Markt beläuft sich gegenwärtig auf ca. 23 Prozent. Auch für 2010 wird nicht mit einem Rückgang gerechnet. Angesichts der Voraussagen, die durch Wirtschaftsforschungsinstitute und die Bundesregierung zur wirtschaftlichen Entwicklung des deutschen Marktes 2010 verbreitet werden, erwartet die Industrie fur das laufende Jahr eine stagnierende bis mäßig ansteigende Inlandsnachfrage nach daunen- und federngefullten Produkten. Eine Stabilisierung der ausländischen Volkswirtschaften vorausgesetzt, könnten die Mitgliedsunternehmen des Verbandes ihren Auslandsabsatz wieder steigern, so dass es möglich sein wird, die in der Vergangenheit erlittenen Einbußen wieder auszugleichen.
aus Haustex 02/10 (Haustextilien)