Tapeten

Trends 2010

Rascher Wandel prägt die heutige Zeit. Was gestern noch hip war, kann morgen schon der absolute Ladenhüter sein. Darauf reagiert auch die Tapetenindustrie. In immer schnellerer Abfolge bringt sie neue Kollektionen auf den Markt, die den kurzlebigen Modegeschmack der Kundschaft treffen sollen. Dabei legen sich die Hersteller - anders als in den Vorjahren - nicht allein auf vorhandene Trends fest, sondern versuchen zunehmend, diese selbst zu setzen.

Um dieses Ziel zu erreichen, stützen sich die Unternehmen auf außergewöhnliche Designer, die den Tapeten ihren markanten Stempel aufdrücken, sowie auf neueste Technologien wie Digitaldruck und Wandbilder mit individuell ausgewählten Motiven und Strukturen zum Anfassen. Der Ideenvielfalt sind keine Grenzen gesetzt, Fantasie gepaart mit Know-how bringt den Markt in Bewegung und erlöst die Tapete aus ihrem Dornröschenschlaf.

Die neu erwachte Freude am Spiel mit Mustern und Materialien lässt sich an den Kollektionen deutlich ablesen. Ob flippig oder brav, geometrisch oder romantisch - schön ist, was gefällt. Dieses Denken setzt sich mehr und mehr durch und verlässt damit die oft vorgefertigten Schablonen der trendbestimmten Jahre. Dennoch lassen sich auch in diesem Jahr Tendenzen ausmachen


Goldene Zeiten brechen an

Gold ist nicht mehr allein den Wänden in Russland, der Ukraine vorbehalten, wo das Edelmetall gar nicht üppig und gleißend genug sein kann, in deutlich reduzierter Form akzentuiert und veredelt es auch Kollektionen für Westeuropa. Oft in Verbindung mit Ornamentik, aber auch mit klassischen Streifen, am elegantesten im Zusammenspiel mit hellen Naturtönen. Ein starker Trend, den Omexco besonders gekonnt umsetzt.

Ein Meer von Blumen - und Spitzenträume

Die Flora ist kein neues Thema, aber eins, dass sich immer wieder neu interpretieren und variieren lässt. In den aktuellen Kollektionen wachsen Blumen, Blüten und Blätter zu großen Gebilden, wobei stilisierte, artifizielle Darstellungen gegenüber naturalistischer Wiedergabe bevorzugt werden. Graham & Brown verleiht ihnen mit Flockdruck zusätzlich Plastizität, Marburg koloriert sie im starken Zweiklang Gold/Fuchsia, Rasch in den Trendfarben Lila/Gold, mutig kombiniert mit einem klassichen Stoffdekor, dem Hahnentritt.


Moderne Mille-Fleurs

Außerdem entdecken die Designer den Reiz von Spitze. Das ist zwar ein durchaus feminines Thema, muss aber weder süßlich noch zweideutig daherkommen. Schöne Beispiele sind zu finden in der Rasch-Kollektion von Barbara Becker, die sich von ihrem Brautkleid anregen ließ, in der Lingerie-Serie der BN-Karte "Shadows on the Wall", für die Annet van Egmont die filigrane, durchbrochen Optik von gemusterten Seidenstrümpfen tapetengerecht übersetzte - übrigens besonders ansprechend in dunklen Tönen - und etwas konsumiger angelegt in der "Brigitte"-Kollektion von A.S. Création

Die Farben der Natur

Die aktuelle Farbwelt ist gegenüber den Vorjahren dezenter, gedämpfter, gebrochener, gemilderter. Immer noch "in" sind Lila, Violett, Lavendel und daran anschließend Beerentöne bis hin zu Fuchsia. Ganz wichtig bleiben auch Naturtöne vom lichten Creme- und Sandton - statt des früher allgegegenwärtigen Weiß und Beige - bis hin zu Taupe und Brauntönen, die aber nicht rötlich, sondern eher dunkel und matt erscheinen, in Richtung Kakao und Bitterschokolade. Außerdem stark in diesem Jahr: der Klassiker Schwarz-Weiß, oft in der Ausführung Offwhite-Anthrazit. In kaum einer Kollektion fehlte zudem der Zweiklang Lichtblau bzw. Türkis mit Taupe oder Braun.

Akzente setzen Pistazie und Lindgrün, Gold und Silber, P+S sieht zudem Nachtblau im Kommen und hatte seinen Stand damit dekoriert. Rasch- Design Direktor Bernhard Holzapfel propagiert einen ganz anderen Farbton als künftige Trendfarbe: "Ich würde lieber Gelb platzieren."


Leder-Wände und Schiefer von der Rolle

Die modernen Druck- und Veredelungstechniken erlauben heute Optiken und Haptiken, die sich dem ursprünglichen Original weitestgehend annähern. Oder es werden gleich natürliche Werkstoffe und Materialien auf einen Träger und damit an die Wand gebracht.

So punktet die Designer-Kollektion J & V 901 VIP von Schmitz mit authentischen Leder-Effekten auf Vlies, die um Klassen besser sind als alles, was man von früher kennt. Annet van Egmond hat für BN die kapitunierte Polsterung von Chesterfield-Sofas auf die Tapete gebannt.

A.S. Creation geht mit seiner Objektkollekton "Architect Papers" einen anderen Weg und realisiert in aufwändigem Spezialverfahren exklusive Lösungen mit echtem Sandstein und echtem Schiefer als Wandbekleidung.
aus BTH Heimtex 02/10 (Tapeten, Wandbeschichtungen)