Umfrage in der Farben-Industrie

Mit Hoffnungsschimmer zur "Farbe"

Die Farbenindustrie zeigt sich kreativ. Auf der Messe "Farbe - Ausbau und Fassade" in München werden die Hersteller zahlreiche Innovationen präsentieren, die vor allem dem steigenden Umwelt- und Gesundheitsbewusstsein Rechnung tragen. Damit hoffen die Unternehmen trotz Wirtschaftskrise auf höhere Umsätze. Sie sehen sich gut aufgestellt.

Im Vorfeld der Messe "Farbe - Ausbau und Fassade", die vom 24. bis 27. März in München stattfindet, zeigen sich die Aussteller in guter Stimmung. Schließlich haben die Hersteller von Lacken und Farben die Wirtschaftskrise bisher ohne große Blessuren überstanden und blicken deshalb zuversichtlich bis verhalten optimistisch in die Zukunft. Ihr Schwerpunktthema ist Nachhaltigkeit, wobei Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) eine Hauptrolle spielen. Aber auch Nanotechnologie prägt die Branche. Was genau die Unternehmen aber auf der Messe an Neuheiten präsentieren werden, verraten sie nur spärlich, um die geplanten Überraschungen nicht vorwegzunehmen. Für Spannung ist also gesorgt, wie eine BTH-Umfrage unter den Herstellern ergab.
"Wir wollen unsere Position in allen Märkten, in denen wir heute aktiv sind, auch in Zukunft ausbauen", sagt der Vorsitzende der Caparol-Geschäftsleitung, Elmar Schmidt. Er macht deutlich, dass man in Ober-Ramstadt seine Hausaufgaben gemacht und Maßnahmen zur Einsparung sowie Effizienzsteigerung auf den Weg gebracht habe. Gute Wachstumschancen sieht Schmidt vor allem bei innovativen, umweltfreundlichen und gesundheitsschonenden Produkten. Daher investiere der Marktführer bei Bautenfarben weiterhin in Forschung und Entwicklung.

Ein Trendprodukt ist nach Ansicht Schmidts WDVS. "Schon aus Gründen der immer knapper werdenden Energieressourcen kommt nachhaltigem Bauen eine sehr hohe, wenn nicht sogar existenzielle Bedeutung zu. Energiesparende Fassadendämmung ist im Trend und bleibt daher ein Zukunftsmarkt."

Diese Einschätzung teilt auch Zero. "Insbesondere mit modernen Systemprodukten zur Fassaden- und Innendämmung, dem Zerotherm-Komplettprogramm, ist Zero gut aufgestellt. Denn private Bauherrn investieren zunehmend in die eigene Immobilie, um deren Wert zu erhöhen", meint Inhaber und Geschäftsführer Marcus Fischerbock. Der WDVS-Sektor mit Produkten zur energetischen Sanierung sei ein zuverlässig wachsender Zukunftsmarkt.

Fischerbock ist sicher, dass "die Branchenkonjunktur jetzt deutlich auffrischt - nach dem langen harten Winter". Um diese Entwicklung für Zero noch besser zu nutzen, will er das Händlernetz weiter ausbauen und die Großhandelspräsenz erhöhen. Allerdings nimmt Zero in diesem Jahr nicht an der "Farbe - Ausbau und Fassade" teil. Der Grund: Das Unternehmen feiert sein 50-jähriges Bestehen und will im Jubiläumsjahr, statt auf eine Messe zu gehen, mit verschiedenen Geburtstags-Aktionen an die Verarbeiter herantreten.

Die Alfred Clouth Lackfabrik hat der Messe ebenfalls eine Absage erteilt. Sie geht auf die "für unseren Produktbereich wichtigere Holz-Handwerk in Nürnberg", wie Marketingleiter Alexander Eisenacher mitteilt. Befragt nach dem künftigen Geschäftsverlauf gibt er sich verhalten optimistisch.

Akzo Nobel wird dagegen wieder einen Stand in München haben, nachdem das Unternehmen der "Farbe" 2007 ferngeblieben war. Der Farbhersteller plant, eine Reihe von Innovationen mit nach München zu bringen. "Wir haben unverändert in die Forschung und Entwicklung investiert mit dem Ziel, uns über intelligente und fortschrittliche Technologien und Produkte zu differenzieren. Insofern sehen wir unsere Innovationskraft als entscheidenden Erfolgsfaktor für die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens", sagt Marketingleiter Arjan Sissing.

Als Schwerpunkte gibt Sissing Nachhaltigkeit und Gesundheit an. "Vor allem mit unseren innovativen, umweltfreundlichen und gesundheitsschonenden Produkten sehen wir gute Wachstumschancen", meint er und gibt sich für dieses Jahr zuversichtlich.

Auf Wachstum setzen auch die Meffert Farbwerke. Vertriebsdirektor Karlheinz Wirth begründet die positive Einstellung unter anderem mit den Wirkungen der Konjunkturprogramme und verweist darauf, dass im Profi-Bereich im vergangenen Jahr trotz Wirtschaftskrise die Umsätze gestiegen sind. Die "Farbe - Ausbau und Fassade" wertet er als "weltweit wichtigste Fachausstellung". Sie biete die Gelegenhei, "als renommierter Marktteilnehmer Präsenz zu zeigen, bestehende Kontakte zu vertiefen und neue herzustellen".

Nach Angaben Wirths will Meffert sich auf der Messe dem gewandelten Qualitätsbewusstsein der Kunden stellen. "Man hat inzwischen erkannt, dass ein billiges Produkt unter Umständen teuer werden kann und setzt in der Relation Qualität und Preis andere Maßstäbe."

Das wird von Peter Bräunlein, Geschäftsführer der Pigrol Farben, bestätigt. "Geiz ist geil" verschwinde allmählich wieder aus den Köpfen. Damit einher gehe das Bedürfnis nach fachlicher und kompetenter Beratung. Darauf eingestellt, will Pigrol in diesem Jahr moderat wachsen.

Mit Profiqualität geht auch Meyer Chemie auf die Messe und wähnt sich damit auf dem richtigen Weg.

"Wir sind für 2010 verhalten optimistisch", betont auch Hans-Dieter Hiedels, Geschäftsführer der Alligator Farbwerke. "Insbesondere durch die gestiegene Nachfrage nach Wärmedämmverbundsystemen und Konjunkturprogramm-II-Objekten hat das Maler-Handwerk eine gute Auslastung. Demzufolge haben wir bisher kaum Auswirkungen der Wirtschaftskrise gespürt." Auch er will die Besucher der "Farbe" überraschen und umschreibt deshalb nur vage, was sein Unternehmen auf der Messe vorstellt: Schwerpunktthema werde die energetische Modernisierung sein. Außerdem würden Neuheiten in nahezu allen Sortimentsbereichen gezeigt.

Etwas mehr verrät Diessner-Geschäftsführer Bernd Kanand. "Wir präsentieren eine Reihe von innovativen Highlights", kündigt er an. Als Beispiel nennt er die Fassadenfarbe Diesco N-Tec 9 aus dem Bereich der Nanotechnologie. Diese wird auf der Messe breiten Raum einnehmen. Aber auch neue dekorative Produkte will Diessner mit nach München bringen. Stark im Trend sind laut Kanand ganzheitliche Problemlösungen für Maler- und Stukkateurbetriebe.

Der Geschäftsführer sieht das Unternehmen Diessner gut aufgestellt. "Mit dem Neubau unserer Produktionsanlage im Jahr 2008 haben wir die Weichen für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung gestellt", ist er sicher. "2009 sind wir um 20 % gewachsen und streben ein ähnliches Wachstum in diesem Jahr an." Seine Aufgabe bestehe darin, das Unternehmen langfristig zu entwickeln. "Wir unterliegen nicht dem Shareholder Value." Überzeugt von dieser Ausrichtung blickt Kanand optimistisch in die Zukunft.



Kommentar von Cornelia Küsel

Innovationen braucht das Land


Die Messe "Farbe - Ausbau und Fassade" wirft ihre Schatten voraus. Kurz vor Beginn dieses Branchenevents, bei dem die Hersteller dem Handwerk und dem Handel ihre Neuheiten vorstellen, herrscht ein erstaunliches Maß an Zuversicht. Wie eine BTH-Umfrage ergab, blicken die Unternehmen optimistisch in die Zukunft - mindestens verhalten -, was in einer schweren Wirtschaftskrise ein sehr gutes Zeichen ist.

Damit sind die Unsicherheiten, die sich aus der weltweiten Rezession ergeben, längst nicht überwunden. Der derzeitige kleine Aufschwung ist fragil. Denn nach wie vor stellt sich die Frage, ob der Arbeitsmarkt auch weiterhin halbwegs stabil bleibt. Schließlich ist Deutschlands Wirtschaft im vergangenen Jahr kräftig geschrumpft. Auch die Entwicklung in Griechenland muss mit Sorge beobachtet werden. Ein Staatsbankrott der südeuropäischen Nation würde das in der Bundesrepublik zart wachsende Pflänzchen Aufschwung wieder verdörren lassen.

Alles in allem also noch kein Grund für Jubelschreie, aber immerhin für leichte Vorfreude, wie sie die Farbindustrie zeigt. Denn im Gegensatz zu den Bedenken überwiegen die Hoffnungssignale: Viele Hersteller von Lacken und Farben haben das vergangene Jahr ohne die befürchtete Delle überstanden, bei zahlreichen deutschen Firmen ziehen die Umsätze wieder an, die Konjunkturprogramme sowie das Kurzarbeitergeld wirken fort und stabil niedrige Zinsen sorgen für ein anhaltend günstiges Investitionsklima.

Günstige Faktoren also, auf die sich die Farb-Branche allein allerdings nicht verlässt. Sie hat darüber hinaus selbst Maßnahmen ergriffen, um wirtschaftliches Wachstum aktiv zu unterstützen. Viele Unternehmen haben die Kosten gesenkt, die Effizienz gesteigert - und alle investieren in Innovationen, die sie auf der Messe in München präsentieren werden. "Sparmaßnahmen bei den Sachkosten allein führen nicht zum Erfolg", sagt Elmar Schmidt, Vorsitzender der Caparol-Geschäftsführung. Sein Unternehmen investiere daher unverändert in die Forschung und Entwicklung, ums sich über intelligente und fortschrittliche Technologien und Produkte vom Mitbewerber abzuheben.

Dass dieser Weg der richtige ist, bestätigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW): Deutschland gehört demnach weltweit zu den größten Produzenten und Exporteuren forschungsintensiver Güter. Mittel- und langfristig habe die Bundesrepublik aufgrund dieser Spezialisierung im internationalen Wettbewerb eine sehr gute Ausgangsposition. Daraus folgt, dass die deutsche Industrie gut vorbereitet ist, wenn die Märkte nach der Krise wieder anspringen.

Dieses Signal wird die "Farbe - Ausbau und Fassade" deutlicher denn je aussenden. Schließlich heißt es schon in einer alten, doch gleichwohl immer noch aktuellen Redensart ganz simpel: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt." Das gilt insbesondere in Krisenzeiten.
aus BTH Heimtex 03/10 (Farben, Lacke)