Indonesien: Umweltaktivisten fordern Artenschutz für Merbau

Illegaler Holzeinschlag noch nicht unter Kontrolle

Die Republik Indonesien besteht aus tausenden von Inseln und erstreckt sich in Ost-West-Richtung über ungefähr 4.500 km. Das Land war einst mehr oder weniger vollständig mit tropischem Regenwald bewachsen. Exzessiver Raubbau der vergangenen Jahrzehnte hat zu einer sehr großen Waldvernichtung geführt. Jetzt hat die amerikanisch-britische Umweltschutzorganisation Environment Investigation Agency (EIA) in Zusammenarbeit mit der indonesischen Telapak einen Bericht vorgelegt, der den andauernden illegalen Raubbau und Rohholzschmuggel von Merbau vornehmlich nach China, Korea und Indien bestätigt.

Die indonesische Regierung bemüht sich seit Jahren, das Problem des illegalen Holzeinschlages in den Griff zu bekommen, was hinsichtlich des schwer kontrollierbaren Inselmeeres, den vielen nahezu unzugänglichen Gebieten und schlechter Infrastruktur nicht immer einfach ist. Aus diesem Grund führte die Regierung vor einigen Jahren ein staatlich kontrolliertes Legalitäts-Verifizierungssystem ein, schaffte Kontrollpunkte insbesondere in den Häfen des Landes und nahm Verhandlungen mit der EU über ein FLEGT-Abkommen (Forest Law Enforcement, Governance and Trade) auf, die allerdings noch nicht zum Abschluss gekommen sind. Darüber hinaus verbot die Regierung den Export von Rund- und Schnittholz der Holzart Merbau.

Trotz eines erheblichen Fortschritts bei der Bekämpfung des illegalen Holzeinschlages zeigte sich Indonesiens Präsident noch im Frühjahr diesen Jahres frustriert über unzureichende Erfolge der Bekämpfungsmaßnahmen und etablierte eine Antikorruptions-Kommission. Bis zum Jahre 2005 wurde der finanzielle Schaden aus dem illegalen Holzexport seitens der indonesischen Regierung noch auf 2 Mrd. USD jährlich beziffert.

Schon 2005 veröffentlichten die Umweltschutzorganisationen Environment Investigation Agency (EIA) und Telapak eine Studie über den massiven Holzschmuggel aus der indonesischen Provinz Irian Jaya insbesondere nach China. Die Studie trägt den Titel "The Last Frontier". Gemäß Feststellungen der Umweltschützer sind in dieser Zeit monatlich allein 300.000 cbm Merbau Rundholz illegal nach China verschifft worden. Parketthändler in Europa mussten in dieser Zeit frustriert und verwundert feststellen, dass es Merbauparkett eher in China als im Ursprungsland Indonesien zu kaufen gab. Dies beruhte durchaus nicht auf einer fehlenden Industrie zur Weiterverarbeitung. Die indonesischen Parketthersteller bekamen einfach keine ausreichenden Mengen Merbau, da dieses Holz in dunklen Kanälen in Richtung China verschwand.

Trotz massiver Anstrengungen der indonesischen Regierung, das Problem in den Griff zu bekommen, bestand aus Sicht der Umweltschützer noch weiterhin Handlungsbedarf. 2005 schickte die indonesische Regierung 1.500 Beamte nach Irian Jaya, um dort den Holzeinschlag zu überwachen. Trotz über zweihundert Anklagen nach festgestelltem Fehlverhalten der Holzfäller kam es nur zu einigen wenigen Verurteilungen.

Verdeckte Ermittler im Einsatz

EIA/Telapak nahmen in den Jahren 2009 und 2010 verdeckte Ermittlungen auf und legen nunmehr ihren Abschlussbericht unter dem Titel "Rogue Traders" vor, was mit Schurkenhändler übersetzt werden kann. Aktivisten gaben sich dabei als interessierte Käufer aus und konnten erfolgreich bis zu den Hintermännern vorstoßen.

EIA und Telapak stellten dabei u.a. fest, dass Konzessionäre regelmäßig auch außerhalb der Konzessionsgrenzen Wälder gerodet hatten. Gerichtliche Anklagen gegen hochrangige Politiker, die im Besitz von Einschlagskonzessionen waren, wurden einfach fallen gelassen. Die holzverarbeitende Industrie selbst zahlte für Merbau-Lieferungen mit gültigen Papieren tausende von Dollar Schmiergelder an lokale Beamte von Polizei, Zoll und Forstämtern. Allein im Mai und Juni 2010 konfiszierten Polizeibehörden in Irian Jaya über 10.000 cbm Merbau-Rundholz ohne gültige Papiere, was vermutlich nur die Spitze des Eisberges ist.

Mit Abstand größter Kunde für Merbau Rundholz und Flitches (grob besäumtes Rundholz) sind chinesische Importeure bzw. malaysische oder singapurianische Zwischenhändler, die ebenfalls nach China liefern. Beide Produkte fallen allerdings eindeutig unter das Exportverbot der indonesischen Regierung. Die verdeckten Ermittler stellten fest, dass das Exportverbot über gefälschte Ausfuhrpapiere umgangen werde. Malaysische Händler würden Schnittholz aus Indonesien mit einem malaysischen Ursprungszeugnis ausstatten. Rohholzexporte aus Indonesien würden beispielsweise als Containerböden, Brückenkonstruktionen und dergleichen deklariert. Ende vergangenen Jahres konfiszierten während der Umladung aufmerksame Zollbeamte in Tanjung Priok, dem Hafen von Jakarta, 23 Container Merbau Stämme mit gefälschten Papieren.

Einer der befragten Exporteure aus Surabaya bot im Zuge der verdeckten Ermittlung an, monatlich mindestens 3.000 cbm Merbau-Schnittholz liefern zu können und verheimlichte dabei nicht einmal, dass es sich um gesetzlich verbotene Lieferungen handeln würde. Im Zuge der Rückverfolgung einer Exportpartie des befragten Exporteurs stießen die Ermittler auf einen Fall, der an Dreistigkeit kaum zu überbieten ist: 70.000 cbm Schnittholz waren als Bauelemente aus Merbau für Wiederaufbaumaßnahmen nach dem verheerenden Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan deklariert worden. In Wahrheit landete die Lieferung in verschiedenen chinesischen Möbel- und Parkettfabriken. Chinesische Parketthersteller versorgen mit dem illegal eingeschlagenen und illegal importierten Merbauholz nicht nur den heimischen Markt, sondern exportieren die Ware auch in die USA und nach Europa.

Massive Forderungen an die indonesische Regierung

Mit Vorlage ihres Berichts fordern EIA und Telapak die indonesische Regierung auf, Merbau auf die Anlage III der CITES-Liste (Convention of International Trade in Endangered Species) setzen zu lassen. Durch Auflistung dieser Holzart in dem internationalen Artenschutz-Abkommen würde automatisch festgelegt, dass Merbau nur noch bei garantiert nachhaltiger Forstwirtschaft in relativ geringen Mengen gehandelt werden dürfte.

Darüber hinaus fordern die Umweltschützer u.a. eine deutlich verbesserte Exportkontrolle in den Verschiffungshäfen in Irian Jaya, eine vollständige Implementierung des nationalen Systems der Legalitätsverifizierung und die Zulassung weiterer neutraler Inspekteure zur Kontrolle der Handelswege. Bisher werden die Handelswege nur von der regierungseigenen Agentur Sucofindo überprüft.

Merbau - weltweite Nachfrage forciert Raubbau


Merbau ist die Handelsbezeichnung für acht Arten der Gattung Intsia und wächst ausschließlich in Südostasien. Die verschiedenen Arten unterscheiden sich kaum voneinander und werden gemischt gehandelt. Das rot-braune Holz wird in der Literatur als schwer bis sehr schwer, hart und fest beschrieben und zeichnet sich durch ein sehr geringes Schwindmaß aus. Das Holz ist unempfindlich gegen Pilz- und Insektenbefall. In Deutschland kommt Merbau insbesondere als Parkett auf den Markt. Darüber hinaus eignet sich die Holzart auch als Terrassenholz sowie für den Fenster- und Türenbau.

Merbau findet sich nahezu ausschließlich in den tropischen Regenwäldern auf der Insel Neuguinea. Der Westteil der riesigen Insel gehört politisch zur Republik Indonesien und ist als Provinz Irian Jaya bekannt. Geographisch handelt es sich um die östlichste Provinz. Sie ist mit einer Entfernung von etwa 3.000 km zur Hauptstadt Jakarta die entlegenste des Landes. Wichtigste Handelsplätze für Merbau in Indonesien sind die Hafenstädte Makassar auf der zentral gelegenen Insel Sulawesi und insbesondere die Metropole Surabaya auf Java. Der Regenwald auf Neuguinea wird neben der Amazonas-Region und dem Kongo-Becken als drittgrößtes tropisches Regenwaldgebiet der Welt angesehen. Bestandsermittlungen verschiedener Quellen ergaben, dass sich die Waldfläche der Provinz Irian Jaya allein in den letzten zehn Jahren von 32 auf 23 Mio. ha reduziert hat, was nur unwesentlich unterhalb der gesamten Waldfläche Deutschlands liegt.
aus Parkett Magazin 05/10 (Holz)