Zertifizierung: Umweltschutzverbände greifen PEFC an


In einem gemeinsamen Rundschreiben an nahezu einhundert große Einzelhandelsketten, Verbände und Verlagshäuser als große Papierverbraucher griffen die Umweltschutzverbände BUND, Greenpeace, NABU, Robin Wood und WWF im August massiv das forstwirtschaftliche Zertifizierungssystem PEFC an, indem sie eindeutige Werbung für das FSC-Zertifikat als "den derzeit einzigen glaubwürdigen Nachweis einer Waldbewirtschaftung, bei dem ökologische und soziale Aspekte eine wesentliche Berücksichtigung finden."

Die Reaktion des PEFC, unterstützt von namenhaften Verbänden, Vereinen und Institutionen wie Deutschen Forstwirtschaftsrat, Deutscher Holzwirtschaftsrat, Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzer und Deutscher Forstverein, hat nicht lange auf sich warten lassen. Mit einem Rundschreiben vom September an die gleichen Adressaten des FSC-Schreibens verwies der PEFC auf die Statistik und führte aus, dass bisher weltweit erst 8,5 % der Wälder als nachhaltig bewirtschaftet zertifiziert sind, von denen zwei Drittel das PEFC und ein Drittel das FSC Zertifikat tragen. In Deutschlands Wäldern stellt sich das Größenverhältnis noch wesentlich extremer dar. 66% des Waldes sind nach PEFC-Angaben gemäß PEFC und nur 5 % nach FSC zertifiziert.

Darüber hinaus kritisierte der PEFC, dass die Umweltschutzverbände in Ihrem Schreiben nicht offen gelegt haben, dass sowohl WWF als auch NABU zu den Gründungsmitgliedern des FSC Deutschland gehören und über Sitz und Stimme im Vorstand verfügen. Bemängelt wurde auch das Zurückhalten von Informationen - nämlich dass eine Vielzahl von Umwelt- und Sozialverbänden aus dem In- und Ausland konstruktiv im PEFC Council mitarbeiten und dass sowohl das Bundesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz als auch die Europäische Kommission in ihren Beschaffungs-Richtlinien bzw. -Empfehlungen für Holzprodukte Zertifizierungen nach PEFC und FSC als gleichberechtigt anerkennen.

Ein Zwischenruf von Jürgen Früchtenicht


Der endlose und erbittert geführte Streit zwischen FSC und PEFC ist kontraproduktiv. Gemeinsames Ziel beider Parteien sollte sein, den nach wie vor unzureichenden Anteil der als nachhaltig bewirtschaftet zertifizierten Wälder weltweit zu steigern. 66 % in Deutschland ist ein gutes Ergebnis, 5 % weltweit hingegen nicht. Derartige Konflikte führen unweigerlich zu Unverständnis und Verunsicherung bei den Verbrauchern. Insbesondere könnte eine steigende Nachfrage der Verbraucher nach zertifizierten Holzprodukten einen Druck auf die verarbeitende Industrie auslösen. Und eben dieser Druck würde automatisch an die Holzlieferanten und damit also an die forstwirtschaftlichen Betriebe weitergereicht. Eine Verunsicherung der Verbraucher löst hingegen diesen notwendigen Druck nicht aus.

Ich kann nur hoffen, dass beide streitende Parteien möglichst schnell an einen gemeinsamen Tisch kommen und Konsensfähigkeit beweisen. Das erbitterte Verfechten fundamentalistischer Positionen hat noch in keinem Konflikt innerhalb der Menschheit zu brauchbaren Ergebnissen geführt. Das gravierende Problem des Klimawandels könnte zumindest eingedämmt werden, wenn wir möglichst schnell eine deutliche Steigerung der zertifizierten Waldflächen auf unserem Planeten erreichen, gleichzeitig den Holzverbrauch massiv erhöhen und damit Kohlendioxyd als Kohlenstoff langfristig in den Holzprodukten einlagern.
aus Parkett Magazin 06/10 (Nachhaltigkeit)