Kaufunlust beim Verbraucher

Orientteppich-Importe um ein Drittel gesunken

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist der deutsche Durchschnittsverbraucher übervorsichtig; besonders stark leidet die Orientteppich-Branche. Knüpfer im Iran drosseln bereits die Produktion.

Den Orientteppich, dessen Verkaufszahlen im Einzelhandel ohnehin schon seit Jahren rückläufig sind, trifft die derzeitige konjunkturelle Lage besonders hart. Das macht sich in den durch das Statistische Bundesamt veröffentlichten Zahlen schmerzlich bemerkbar. Denen zufolge sind im Jahr 2002 sowohl Importmenge als auch Importwert um knapp ein Drittel gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen.

Größter Umschlagsort und Absatzmarkt für den Knüpfteppich war und ist die Bundesrepublik - daran hat sich nichts geändert, obwohl hierzulande die stärksten Einbrüche zu verzeichnen sind. Nicht, dass andere Länder momentan keine Wirtschaftskrisen zu durchstehen hätten, aber der deutsche Endverbraucher scheint doch noch mal eine Klasse für sich zu sein: Während die Menschen andernorts, etwa in den wirtschaftlich ebenfalls schwächelnden USA, eher gelassen auf die schlechte konjunkturelle Lage reagieren und trotzdem Geld in die Läden tragen, neigen die deutschen Verbraucher zur Übervorsichtigkeit. Dennoch geht auch die Nachfrage aus anderen Abnehmerländern zurück, sodass deutsche Importeure nicht mehr im gleichen Maße wie früher einen Teil ihrer Verluste durch verstärkte Exportbemühungen ausgleichen können.

Rückgang der Importe um knapp ein Drittel

Peter W. Engmann, vormals Geschäftsführer des ehemaligen Bundesverbandes des Deutschen Teppich- und Gardinenhandels, wertet die Angaben des Statistischen Bundesamtes regelmäßig aus. Er hält die Importzahlen für leicht fehlerhaft und schätzt den Rückgang nicht ganz so stark ein, wie durch die Statistik ausgewiesen. Ernst sei die Lage aber in jedem Fall.

Der Statistik zufolge gingen die Orientteppich-Importe des Jahres 2002 im Vergleich zu 2001 mengenmäßig um 28,1 % auf nunmehr 5,765 Mio. qm zurück, ähnlich sah es beim Warenwert aus: Der sank um 28,7 % auf 324,825 Mio. Euro.

Das prozentual größte Minus in der Importmenge musste dabei China hinnehmen (-60,8 %), gefolgt von Indien (-34,9 %), dem mengenstärksten Ursprungsland. Am "glimpflichsten" kamen Pakistan und der Iran davon: Pakistan verlor 15,3 %, Iran 18,4 %.

Iran bleibt wertstärkstes Ursprungsland

Da auch die Werteinbußen beim persischen Knüpfteppich mit -22,1 % noch vergleichsweise gering blieben, konnte der Iran seine Marktposition den anderen Ursprungsländern gegenüber deutlich stärken. Immerhin handelt es sich dabei um das einzige Ursprungsland, aus dem noch Teppiche im Wert von über 100 Mio. Euro importiert werden. Zum Vergleich: Indien, Nepal und die Türkei, die wertmäßig die Plätze 2 bis 4 belegen, kommen nicht mal zusammen auf den Importwert persischer Teppiche, der bei 138,91 Mio. Euro liegt.

Einem Iran-Experten zufolge werden die Preise für persische Teppiche im Gegensatz zu denen anderer Ursprungsländer steigen. Da der Export aus dem Iran stagniert und somit nicht mehr die erforderlichen Preise erzielt werden können, haben die dortigen Knüpfer die Produktion heruntergefahren. Manche Importeure klagen bereits über Schwierigkeiten bei der Warenbeschaffung.

Spitzenreiter in punkto Einfuhrmenge ist mit 2,163 Mio. qm nach wie vor Indien, allerdings hat das Land einen bedrohlichen Rückgang um 34,9 % zu verzeichnen. Eine ähnliche prozentuale Größenordnung hat der Wertverlust (-35,5 %). Somit erreicht Indien als Knüpfland trotz seiner über ein Drittel größeren Einfuhrmenge nicht einmal die Hälfte des Einführwerts persischer Teppiche.

Wenig Optimismus

Und was bringt das laufende Jahr dem Knüpfteppich? Keine grundlegende Verbesserung, sagen die bisherigen Zahlen. Zwar gab es zu Jahresbeginn einige wenige Lichtblicke, doch bereits im März ging das Geschäft vom Winterschlaf in das Sommerloch über. Nach Erkenntnissen des Handels gibt es zur Zeit wenig Neueinrichter, und die haben ohnehin nicht unbedingt den Orientteppich auf ihre Einkaufsliste gesetzt. Stattdessen tendiert man eher zum modernen, preisgünstigeren Handtuft-Teppich, der schnell gekauft und bei Mode- und Geschmackswandel ebenso schnell ausgetauscht ist.

Also: schlechte Prognosen für 2003, zumal auch alle Konjunkturvoraussagen permanent nach unten korrigiert werden müssen. Gegen Ende 2003 könnte nach Ansicht von Optimisten eine leichte Besserung eintreten, falls bis dahin klare politische Entscheidungen getroffen werden.
aus BTH Heimtex 09/03 (Teppiche)