Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels über das Jahr 2002

Problem mangelnde Kundenfrequenz


Der deutsche Einzelhandel hat sein schlechtestes Jahr seit Kriegsende hinter sich. Nur im Lebensmittelbereich, bei den SB-Warenhäusern und den großen Sortimentsversendern sind kleinere Wachstumsraten festzustellen.

Der Textileinzelhandel hat sogar besonders schlecht abgeschnitten. Der Verkauf von Haus- und Heimtextilien ist nach Berechnungen des BTE im Jahre 2002 um ca. 12% zurückgegangen. Die Gründe dafür liegen vor allem in der tiefen Verunsicherung und damit verbunden in einer verbreiteten Kaufzurückhaltung der Bevölkerung, besonders hinsichtlich langlebiger Produkte. Das wirtschaftliche Umfeld hat sich dramatisch verschlechtert und Hoffnung machende Anstöße seitens der Regierung sind ausgeblieben. Auch die permanenten Meldungen über Haushaltsdefizite, Aktienbaisse, Erhebung von Steuern, Abgaben und Versicherungsprämien sowie die vielen Meldungen über Entlassungen und Fusionen sind nicht geeignet, eine erhöhte Kauffreudigkeit herbeizuführen. So ist es das Hauptproblem des Facheinzelhandels, Kunden in den Laden zu bekommen; die Kundenfrequenz ist drastisch gesunken.

Der BTE schätzt das Gesamtvolumen von Heim- und Haustextilien einschließlich der Teppichwaren für 2001 auf 9,2 Mrd. EUR zu Einzelhandelspreisen. Nach der Umsatzsteuerstatistik für das Jahr 2000 gab es in den verschiedenen Fachzweigen unserer Branche 12.300 Unternehmen mit einem Umsatz von 6,2 Mrd. EUR.

Alle Produktbereiche sind von diesem Absatzrückgang im Jahr 2002 betroffen, sowohl die Haus-, Bett- und Tischwäsche, als auch Bettwaren, Teppiche und textile Bodenbeläge, Fensterdekorationen, Badtextilien und Sonnenschutzartikel. Selbst aus der Tapetenbranche hört man nur schlechte Meldungen, obwohl hier die Vlies-tapete ein wenig Hoffnung macht.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass es immer noch Einzelhändler gibt, die durchaus der Baisse widerstehen können. Positive Signale bekommt man beispielsweise von Fachhändlern, die in größerem Maße Dienstleistungen anbieten, damit werben und auch erbringen. Hier kommt es gelegentlich sogar zu Personalengpässen, weil auch das Werkstattpersonal ausgedünnt wurde. Transparente Stoffe für Fensterdekorationen liegen im Trend, auch interessante Strukturen mit Uni-Optik und Web-Optik sowie vereinzelt seidige Stoffe mit einer hochwertigen Optik. Traditionelle dichtgewebte Vorhänge verlieren. Der Sonnenschutzabsatz wird erfolgreich ergänzt durch den gesetzlich vorgeschriebenen Blendschutz für die Arbeitsplätze an Bildschirmen.

Im Bettenbereich scheint es trotz einiger Geschäftsschließungen im Jahr 2002 nicht zu einer nennenswerten Verringerung der Angebotsfläche im Einzelhandel gekommen zu sein. Dies liegt einerseits an der anhaltenden Expansion der Mitnahmemärkte und andererseits an einem wachsenden Interesse des Möbelhandels an diesem Sortiment. Außerdem scheint sich die in der Vergangenheit zu beobachtende Entwicklung, dass innerstädtische Textilhäuser ihre Bettenabteilung aufgeben, zumindest zu verlangsamen.

Alles in allem ist die Lage im Einzelhandel zwar gedrückt, aber bei einer Flexibilität hinsichtlich Angebotsform und Sortimentsbreite und dazugehörenden Dienstleistungen sind in diesem servicebetonten Geschäftszweig durchaus Chancen vorhanden.
aus BTH Heimtex 04/03 (Handel)