Peter Schwartze: Deutsche Teppichbodenindustrie

Talsohle nahezu erreicht

Das Jahr 2002 ist sicherlich das wirtschaftlich schwierigste seit vielen Jahren in Deutschland gewesen. Wir haben in allen Bereichen des Konsums mit deutlichen Rückgängen zu kämpfen. Davon sind insbesondere die langlebigen Konsumgüter betroffen, zu denen mit der Wohnungs- und Hausausstattung auch die Bodenbeläge zählen.

Der Konsummotor stottert und es findet eine Konsumzurückhaltung statt, die schon fast an Konsumverweigerung grenzt. Der Verbraucher ist durch den politischen Zickzack-Kurs verunsichert und reagiert darauf mit einer Steigerung der Spar- und einer Senkung der Konsumquote. Darüber hinaus bleibt den Konsumenten durch steigende Steuern und Abgaben weniger frei verfügbares Einkommen.

Bei Teppichboden macht sich das durch schmerzliche Umsatzeinbußen bemerkbar. So verloren Tuftings 11,8%, Webware sogar 21 %. Da Webware überwiegend im Objekt eingesetzt wird, kann man an diesen Zahlen deutlich erkennen, dass der Objektbereich noch wesentlich stärker betroffen ist als der normale Konsum. Wenigstens erhöhte sich der Durchschnittspreis für gewebten Teppichboden um 2,3%, während er bei den Tuftqualitäten um 4% sank.

Die Exportquote verminderte sich bei Webware um 2%, bei Tuftings stieg sie um 4,6%.

Das Ganze kann nicht ohne Auswirkungen auf die gesamte Kette bleiben. Sowohl in der Industrie als auch im Groß- und Einzelhandel ist es zu Insolvenzen bzw. spektakulären Zusammenbrüchen gekommen. Dabei hat die konjunkturelle Entwicklung bestehende Schwächen und Fehlentwicklungen verschärft.

Unter der Annahme normaler Verhältnisse - also ohne Berücksichtigung eines möglichen Krieges - gehen wir davon aus, dass wir die Talsohle nahezu erreicht haben. Dies schließt aber nicht aus, dass noch einmal ein leichter Rückgang um bis zu 5% möglich ist. Immerhin ist der textile Bodenbelag ein sehr emotionales, aber nur zum Teil modisches Produkt, das zu den langlebigen Konsumgütern zählt, und dessen Anschaffung insofern leicht verschoben werden kann.

Wir rechnen dennoch vorsichtig damit, dass es ab dem vierten Quartal 2003 wieder aufwärts geht - zumal der Teppichboden mit weitem Abstand noch immer die beliebteste Form ist, Räume zu gestalten. Der Verbrauch in Europa liegt bei ca. 400 Mio. qm bei einem Gesamtbedarf an Bodenbelägen von ca. 800 Mio. qm.

In einer Wirtschaftsmitteilung las ich, dass die Holländer weniger kaufen - aber teurer. In dieser Aussage spiegelt sich die Entscheidung des Verbrauchers für Qualität wieder. Ich bin überzeugt, dass dieser Trend auch Deutschland erfassen wird. Und von diesem Trend können die qualitativ hochwertigen Anbieter überdurchschnittlich profitieren.


Peter Schwartze ist Geschäftsführer von TWN und Präsidiumsmitglied im Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie
aus BTH Heimtex 02/03 (Bodenbeläge)