Dr. Ali Ipektchi über die Entwicklung bei Knüpfteppichen 2002

Dramatische Verluste, aber Preise sind stabil


2002 war kein einfaches Jahr für den Einzelhandel. Der vielzitierte "Konsumentenstreik" ist auch am Teppichhandel nicht vorbeigegangen. Gerade die Einrichtungsbranche hat besonders stark unter der anhaltenden Konsumflaute zu leiden gehabt.

Entsprechend sind die deutschen Teppich-Importe im ersten Halbjahr: Sie gingen per 30. Juni um 20,5% in der Menge und um 22,9% im Wert zurück. Im Einzelhandel waren die Verluste nicht ganz so dramatisch, lagen allerdings auch im zweistelligen Bereich.

Eine ähnliche Aussage lässt sich auch über die Importe in die EU treffen: Die für das 1. Quartal vorliegenden europäischen Zahlen weisen aber mit wertmäßig -15,5% und mengenmäßig -2,7% dennoch ein deutlich besseres Ergebnis aus als die deutschen Vergleichszahlen.

Von den drei großen Exportländern haben Indien und Nepal deutlich mehr verloren als der Iran, der seinen Marktanteil somit erhöhen konnte.

Natürlich sind Minuszahlen nie erfreulich, schon gar nicht in dieser Höhe. Sie beunruhigen aber deutlich weniger, wenn man sie im allgemeinen wirtschaftlichen Umfeld betrachtet. Eine Konsumentenhaltung, die alle Branchen in ähnlichem Umfang betrifft, gibt Anlass zur Erwartung, dass sich bei verbesserter Wirtschaftslage die Zahlen auch für alle wieder besser darstellen.

Der strukturelle Wandel in der Teppichbranche hat sich in diesem Jahr fortgesetzt. Immer weniger inhabergeführte Fachgeschäfte in Innenstadtlagen bieten abgepasste Teppiche an. Einrichtungshäuser, Fachmärkte und Discounter dominieren das Angebot. Direktimporte haben drastisch abgenommen.

Ein eindeutiger, marktbestimmender Modetrend kann auch in diesem Jahr nicht ausgemacht werden. Der Kunde sucht noch wie vor sehr diversifiziert aus und das heutige Angebot an handgeknüpften oder -gewebten Teppichen gibt ihm hierfür in einer noch nie gekannten Vielfalt die Möglichkeit.

Vom Designer-Teppich und der Nachknüpfung alter und antiker Vorlagen in zeitgemäßen Farben bis hin zum zeitlosen Klassiker geht alles. Weiche Farben, mediterrane Töne, dabei viel Rot und nach wie vor auch Natur, werden häufiger nachgefragt, ohne dass dies als absoluter Trend zu sehen ist.

Nach wie vor dominiert im Einzelhandel das aggressive Preismarketing, auch wenn der Kunde vor Ort oft gar nicht das billige Werbeobjekt, sondern eher ein hochwertiges Einzelstück - zum Sonderpreis! - sucht. Kreative und neue Verkaufsstrategien waren leider auch im vergangenen Jahr eher die Ausnahme.

Erfreulich für alle Handelsstufen ist, dass die Preise sich heute trotz allem auf stabilem Niveau bewegen.

Aufgrund der schwierigen Marktsituation ist die Bedeutung eines starken Importhandels gestiegen. Direkt-importe aus den Ursprungsländern sind deutlich rückläufig. Der Einzelhandel möchte Warenbestände senken und setzt unter anderem vermehrt auf "Just in time"-Lieferung und Kollektionswaren vom Importeur.

Wir hoffen, dass die Branche bei anziehender Konjunktur wieder mitzieht. Mehr Sorgen macht der tiefgreifende Strukturwandel. Insolvenzen und Geschäftsaufgaben lassen die Branche ärmer werden, sorgen aber auch für eine gewisse Marktbereinigung.
aus BTH Heimtex 01/03 (Teppiche)