Holzhandelsverbände: Internationale Tagung in Genf

Legalität, Nachhaltigkeit und Holzhandelsgesetz im Brennpunkt

Die Terminierung des dritten internationalen Holzhandelstages im Oktober in Genf hätte nicht besser gewählt werden können. Parallel zum Tagungsende wurde bekannt, dass das EU-Holzhandelsgesetz gegen den Handel mit Holzprodukten aus illegalem Einschlag in Brüssel auch die letzten Instanzen passiert hat. 27 Monate nach der Veröffentlichung des Gesetzestextes im Journal der EU, also im Laufe des 1. Quartals 2013, wird das Gesetz Gültigkeit erlangen. Organisiert wurde der Holzhandelstag von der durch die EU unterstützte Organisation The Forest Trust (TFT). Nahezu einhundert Teilnehmer diskutierten die aktuelle Lage, Probleme und Chancen des Holzhandels auf hohem Niveau.

Bereits zum dritten Mal hatte der Forest Trust (TFT) nach Genf zu einem internationalen Kongress der Holzhandelsverbände eingeladen. Europäische Vertreter nationaler Verbände, große Marktteilnehmer, die internationaler Zertifizierungssysteme FSC und PEFC, die involvierten und miteinander konkurrierenden Zertifizierer und Vertreter der verschiedenen Umweltschutzorganisationen waren nach Genf gekommen. Mit Abgesandten aus Nordamerika, Brasilien, diverser afrikanischer und asiatischer Länder erlangte die Tagung globales Niveau. Qualifizierte Fachreferenten vermittelten den interessierten Tagungsteilnehmern zusätzliches Wissen, auch über den Tellerrand des Handels hinaus.

EU Gesetz verabschiedet

Im Laufe des aus unverständlichen Gründen nicht öffentlichen ersten Tages des Kongresses erläuterte Svetla Atanasova als Repräsentantin des EU Direktorates Umwelt die geplante europäische Gesetzgebung zur Regulierung des Holzhandels. Das Gesetz war in den vergangenen Monaten in Brüssel unter Berücksichtigung von diversen Änderungswünschen erarbeitet worden. Passend zur Terminierung des Kongresses wurde am Abschlusstag bekannt, dass die EU Kommission trotz Gegenstimmen aus Schweden und einiger Enthaltungen das Gesetz endgültig verabschiedet hat. Eine besondere Bedeutung wird im Rahmen der neuen Gesetzgebung das sogenannte FLEGT-Programm (Forest, Law, Enforcement, Governance and Trade) der EU erlangen. Seit dem Jahre 2003 versucht die EU mit diversen Holz produzierenden Staaten über so genannte freiwillige Partnerschaftsabkommen direkten Einfluss auf die Forstwirtschaft der betroffenen Staaten zu nehmen. Diese Staaten verpflichten sich dabei, eine lückenlose und unabhängige Kontrollinstanz der gesamten Holzhandelskette hinsichtlich der Legalität des Einschlages einzurichten und entsprechende Zertifizierungen sicherzustellen. Darüber hinaus verpflichten sich die Länder, dass nur noch zertifizierte und damit kontrollierte Exporte in den Wirtschaftsraum der EU zugelassen werden.

Freifahrschein für FLEGT

Bisher gibt es nur bestehende FLEGT-Abkommen mit den Ländern Republik Kongo, Kamerun und Ghana. Gespräche seitens der EU laufen derzeit mit diversen weiteren Staaten vornehmlich aus Afrika und Asien. Aus nicht bestätigten Quellen hört man hingegen, dass bisher noch keine einzige Lieferung von Holzprodukten mit einem FLEGT-Zertifikat in einem der EU-Länder angelandet worden ist. Es dürfte nunmehr zu erwarten sein, dass das jetzt verabschiedete Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Holzeinschlages und zur Garantie der Legalität der Holzlieferungen aus Drittländern in den europäischen Wirtschaftsraum weiteren FLEGT-Abkommen und deren Umsetzung eine zusätzliche Dynamik vermitteln sollte.

Von entscheidender Bedeutung ist dabei, dass der Gesetzgeber ausdrücklich sämtlichen überwachten Holzlieferungen aus FLEGT-Staaten einen Freifahrschein hinsichtlich der aus dem Gesetz abzuleitenden Verpflichtungen für den Erstimporteur erteilt.

Bei sämtlichen Diskussionen über die zukünftigen Regulierungen der Holzimporte aus Drittländern in den EU-Wirtschaftsraum sollten allerdings die relativ geringen Mengen berücksichtigt werden. Denn: 90% des EU-Verbrauchs an Holzprodukten stammt aus heimischer Forstwirtschaft.
Holzprodukte reduzieren Treibhauseffekt

Mit der positiven Ökobilanz von Holz als Baustoff setzten sich international anerkannte Fachleute auseinander; u.a. der englische Architekt Craig White, Helen Goodland vom Zentrum nachhaltiger Bauweise aus Vancouver/Kanada, Peter Moonen vom kanadischen Holzrat, Dr. Adolf Merl von PE International aus Wien sowie der in der Holzbranche bekannte englische Unternehmensberater Rupert Oliver im Auftrag der amerikanischen Laubholz Exportförderung (AHEC).

Aufschlussreich waren dabei die von White gelieferten vergleichenden Daten zur CO2-Bilanz. Bezogen auf einen Kubikmeter belastet Stahl die Umwelt mit 12.200 kg CO2, beim Beton sind es 385 kg. Holz hingegen entlastet die Umwelt durch die dauerhafte Einlagerung als Kohlenstoff um 800 kg. Dazu ein praktisches Beispiel: England hat sich als Umweltziel für das Jahr 2022 eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 12 Megatonnen gesetzt. Nur die Umstellung auf einen ausschließlichen Holzbau im Baugewerbe würde bereits eine Senkung auf etwa 10 Megatonnen CO2-Emission bewirken.

Alle Referenten gingen davon aus, dass die Bedeutung allgemeiner Bewertungssysteme von Baustoffen hinsichtlich ihrer jeweiligen Umweltbelastung bei Ausschreibungen von Neubauten drastisch zunehmenden wird. Das Bewertungssystem Leed aus den USA wird in dem Zusammenhang nicht als grundsätzlich valide angesehen. Hier sei eine Überarbeitung und Verfeinerung nötig, zumal Lebenszyklusanalysen der verschiedenen Baustoffe teilweise noch nicht hinreichend gewürdigt würden.

Der Österreicher Dr. Merl empfahl der Holzbranche, das Instrumentarium der Produktdeklaration nach Umweltkriterien wesentlich intensiver zu nutzen. Mit einer qualifiziert erstellten so genannten EPD (Environmental Product Declaration) würde der Anbieter dem ausschreibenden Architekten neben den bisher üblichen technischen Daten wichtige umweltrelevante Information auf sehr einfache Art und Weise liefern. Die Arbeit des Planers zur Auswahl geeigneter Baustoffe für eine ökologische Bauweise würde dadurch deutlich erleichtert.

In Übersee tut sich etwas

Wouter Mayeur von Londoner Büro des malaysischen Holzwirtschaftsrates MTC berichtete über das Malaysian Timber Certification Scheme (MTCS), das 2009 vom PEFC anerkannt worden ist. 14% der malaysischen Holzexporte gehen nach Europa. Das Partnerschaftsabkommen zum FLEGT-System würde noch verhandelt. Unerwähnt blieb in seinen Ausführungen allerdings, dass die bisher in Malaysia nach MTCS bzw. PEFC zertifizierten Wälder in einer Größenordnung von rund 4 Mio. ha sich hauptsächlich auf das Territorium der malaysischen Halbinsel konzentrieren würden. Der auf der Insel Borneo gelegene Teilstaat Sarawak, der allein über nahezu 50% der malaysischen Waldfläche verfügt, weist derzeit noch keine zertifizierten Waldflächen aus.

Indonesien galt bisher beim illegalen Holzeinschlag und umfangreicher Waldvernichtung die negativste Position. Eine staatliche Kontrolle war in Anbetracht der riesigen Ausmaße des Inselstaates und der schlechten Infrastruktur problematisch. Jansen Tangketasik vom indonesischen Forstministerium konnte über erfreuliche Änderungen berichten. Die Einführung des indonesischen TLAS Systems (Timber Legality Assurance Systems) in Verbindung mit dem Programm SVLK (System of Verification of Legality of Wood) habe das Risiko des illegalen Holzeinschlages dramatisch gesenkt. Eine Reihe von unabhängigen Zertifizierern wie beispielsweise Sucofindo oder TÜV-International Indonesia hätten ihre Arbeit bereits aufgenommen und der Prozess zum Abschluss eines freiwilligen Partnerschaftsabkommens zum FLEGT-Programm mit der EU sei im vollen Gange.

In Brasilien sei es der brasilianischen Forstwirtschaftsbehörde IBAMA gelungen, unkontrollierten Holzeinschlag deutlich einzudämmen. Darüber hinaus nimmt die in Brasilien vornehmlich nach den Statuten des FSC zertifizierte Fläche des Regenwaldes kontinuierlich zu, berichtete der brasilianische Konferenztelnehmer.
Die chinesische Delegation sprach von diversen Anstrengungen hinsichtlich forstwirtschaftlicher Zertifizierung und Eindämmung von illegalem Holzeinschlag, mahnte gleichzeitig die hohen Kosten dieser Systeme an und warnte vor Protektionismus gegenüber chinesischen Exporten. Alain Pénelon vom französischen Holzhandelsverband empfahl den Chinesen daraufhin mit gewisser Ironie, einfach das europäische FLEGT-System zu übernehmen.

In Afrika konnten allein in Kamerun mit Hilfe von Spendengeldern der französischen Chirac Stiftung und Unterstützung des von der EU geförderten Timber Trade Action Plans des TFT weitere 700.000 ha Waldfläche im Kongo-Becken zertifiziert werden.


Fazit des Kongresses

Der weltweite illegale Holzeinschlag lässt sich mit der Einführung von Legalitätsnachweisen deutlich reduzieren.

Eckdaten des EU Gesetzes zur Neuregulierung des internationalen Holzhandels


- Das Gesetz wird im Laufe des 1. Quartals 2013 in Kraft treten.

- Verantwortlich für die Einhaltung der Bestimmungen wird nur der Importeur sein, der Holz oder Holzprodukte aus einem Drittland in den Wirtschaftsraum der EU importiert.

- Nachgelagerten Betrieben und Unternehmen wird nur ein Nachweissystem auferlegt, die die Rückverfolgung zum Erstimporteur ermöglicht

- Der Importeur wird verpflichtet, bis April 2012 umfangreiche Informationen über die Legalität der importierten Holzprodukte einzuholen, eine Risikoanalyse aufzustellen und Maßnahmen zur Risikominimierung zu ergreifen.

- Mit Nachhaltigkeitszertifikaten (z.B. FSC oder PEFC) ausgestattete Holzprodukte werden nicht automatisch als legale Holzprodukte betrachtet, sondern gelten als Holzprodukte mit geringem Risiko.

- Der Erstimporteur kann die Verifizierung von Ursprungsland und entsprechender Legalität der Ernte bezüglich der importierten Holzprodukte selbst vornehmen oder unabhängige Dienstleiter nutzen, die im Gesetzestext als "monitoring organization" beschrieben werden. Auch die Handelsverbände kommen als Dienstleister in Betracht. Als Frist wurden fünfzehn Monate nach Verabschiedung, d.h. Januar 2012 festgesetzt.

- Alle 27 EU Staaten sind bis zum 1. Quartal 2013 verpflichtet, einen Katalog von Sanktionen bei Zuwiderhandlungen aufzustellen und Kontrollinstanzen, im Gesetzestext als "competent authorities" bezeichnet, einzurichten.
aus Parkett Magazin 01/11 (Holz)