Malaysian Timber Council: Konferenz zum Thema Legalitätsnachweis

Europäisches Holzhandelsgesetz zwingt Holzmärkte zum Handeln

Das kürzlich verabschiedete Holzhandelsgesetz der EU führt zu betriebsamer Hektik auf den Märkten, obwohl das Gesetz erst voraussichtlich im ersten Quartal 2013 Anwendbarkeit erlangen wird. Sinn des Gesetzes ist die Eindämmung des weltweiten illegalen Holzeinschlags. Auch in Malaysia, einem der großen Holzlieferanten der Welt, nahm man sich des Themas an. In Verbindung mit der Messe Global WoodMart veranstaltete der Malaysian Timber Council (MTC) im Oktober in Kuala Lumpur einen internationalen Kongress zum Thema Legalitätsnachweis bei Holzprodukten. Neben einer Bestandsaufnahme standen Problemlösungen im Vordergrund.

Gemeinsam organisiert vom MTC als Dachverband der malaysischen Forst- und Holzwirtschaft, dem Europäischen Forstinstitut der EU sowie dem britischen Holzhandelsverband kamen im Oktober am Vortag der neuen Holzhandelsmesse MTC Global WoodMart rund 150 Repräsentanten aus Forstwirtschaft und Holzhandel der ganzen Welt in Kuala Lumpur zu einem Kongress zusammen. Ministerien aus Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden haben den Kongress finanziell unterstützt.

In seiner Eröffnungsansprache ging der EU-Botschafter in Malaysia, Vincent Piket, davon aus, dass noch heute rund 20% der Holzlieferungen in den Wirtschaftsraum der EU aus illegalen Quellen stammen. Mit der neuen Gesetzgebung hoffte der Botschafter, dass genau diese unbefriedigende Situation endgültig beseitigt wird. Er kündigte an, dass Zuwiderhandlungen mit überaus harten Strafen geahndet werden würden, ohne allerdings konkret zu werden. Obendrein sind die zu verhängenden Sanktionen Sache der Mitgliedsländer. Piket warb indirekt für einen Abschluss der laufenden FLEGT-Verhandlungen (Forest Law Enforcement, Governance and Trade) zwischen Malaysia und der EU, da er Holzlieferungen im Rahmen eines FLEGT-Abkommens automatisch als Erfüllung der gemäß Gesetz notwendigen Sorgfaltspflicht einstuft.

Chen Hin Keong, leitender Mitarbeiter von Traffic, referierte über die Warenströme innerhalb der asiatischen und insbesondere malaysischen Holzindustrie. Traffic ist eine internationale Artenschutzorganisation, die den Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten aus der Wildnis überwacht. Die Organisation hat ihren Hauptsitz in Cambridge/England und ist ein gemeinsames Projekt vom World Wide Fund for Nature (WWF) und der Weltnaturschutzunion (IUCN). Es besteht außerdem eine enge Zusammenarbeit mit dem Sekretariat der Artenschutzkonferenz CITES.

Chen stellte überraschend fest, dass Malaysia mit einem Export von Holzprodukten in der Größe von rund 29 Mio. m3 das flächenmäßig deutlich größere Indonesien (11 Mio. m3) weit übertrifft. Er stellte weiter fest, dass Malaysia jährlich zwischen 8 und 12 Mio. m3 Holzprodukte importiert, die vermutlich zu einem nicht unwesentlichen Teil wieder reexportiert werden. Auf dem Papiersektor wäre allerdings Indonesien mit riesigem Abstand größter Exporteur Südostasiens. Er vertrat als Fazit seiner Ausführungen die Auffassung, dass sich das Verhalten der Holzproduzenten im Wald in Hinblick auf Legalität und zertifizierte Nachhaltigkeit bereits im Laufe der letzten Jahre deutlich verbessert hätte.

Der Holländer Vincent van den Berk ist als Forstexperte für die EU tätig und betreut von seinem Dienstsitz in Kuala Lumpur aus die laufenden FLEGT-Verhandlungen der EU sowohl mit Malaysia als auch mit Indonesien. Er verblüffte das Auditorium mit der Feststellung, dass weniger als 10% des Holzverbrauchs in der EU überhaupt aus Importen stammt. Größter Lieferant sei mit rund 6 Mrd. EUR China. Die USA, Russland und Brasilien folgen mit je etwa 4,5 Mrd.. Mit je 2,5-3,0 Mrd. EUR zählen die Schweiz, Norwegen und Kanada zu weiteren bedeutenden Holzlieferanten der EU. Platz 8 nimmt Malaysia mit 1,6 Mrd. EUR ein, gefolgt von Indonesien mit 1,2 Mrd. EUR.

Van den Berk erläuterte die Bestimmungen der neuen europäischen Gesetzgebung für Holzimporte und bestätigte die Ausführungen des Botschafters Piket. In Anspielung auf die Zollgrenzen auf Flughäfen bezeichnete er FLEGT als den "grünen Ausgang", der keinerlei Zweifel hinsichtlich der Legalität der Holzprodukte aufkommen lassen würde. Dass die Einführungsphase des Gesetzes von 27 Monaten nicht sonderlich lang sei, belegte er mit der Tatsache, dass es inzwischen zwar schon seit längerer Zeit mit den afrikanischen Ländern Kamerun, Gabun und Ghana freiwillige Partnerschaftsabkommen zu FLEGT gäbe, bisher aber noch keine einzige FLEGT lizenzierte Holzlieferung die EU-Grenzen überschritten hätten. Ein ausreichender Vorlauf sei deshalb auch für die Lieferländer notwendig.

Einen schwachen Vortrag über die vermeintlichen Vorzüge der amerikanischen Gesetzgebung hielt Caitlin Clarke, die im Auftrag einer nahezu unbekannten Nichtregierungsorganisation aus Washington angereist war. Clarke versuchte das Auditorium zu überzeugen, dass insbesondere der amerikanische Lacey Act das Problem des illegalen Holzeinschlags lösen könnte. In der Praxis hat sich allerdings herausgestellt, dass der Lacey Act eher als wenig zweckdienliche Bürokratie anzusehen ist. Innerhalb von zwei Jahren nach Einführung des Gesetzes war es den amerikanischen Staatsanwälten gelungen, ganze zwei Fälle von gesetzwidrigem Verhalten aufzudecken. Bei geschätzten 20% illegaler Importe in Europa dürfte es in den USA kaum anders aussehen. Zwei Fälle sind bei einem jährlichen Importvolumen von einigen 10 Mrd. USD wahrlich keine hohe Erfolgsquote.

Einen Überblick über den britischen Holzimport vermittelte Rachel Butler vom Holzhandelsverband des Vereinigten Königreichs. Großbritannien spielt im globalen Holzimport eine sehr wichtige Rolle. Nach Ausführungen von Butler ist ihr Land weltweit der viertgrößte Holzimporteur und in Europa sogar führend. Das Land verfügt nach drastischem Raubbau in der Vergangenheit nur über eine Waldquote von 8% im Vergleich zur Landesfläche. 83% britischer Importe seien inzwischen zertifiziert. Für zertifizierte Ware erlösen die Händler einen Preisaufschlag gegenüber nicht zertifizierter Ware in einer Größenordnung von 2 bis 7%. Butler ist davon überzeugt, dass britische Importeure kaum Probleme mit der kommenden Gesetzesänderung haben werden. Neben dem hohen Zertifizierungsgrad hätte der Verhaltenskodex ihres Verbandes schon vor Jahren zu einer verantwortungsvollen Einkaufspolitik ihrer Mitglieder geführt.

Zum Thema Nachweis der Legalität in der Forstwirtschaft sollte Christian Sloth referieren. Sloth, der seit einigen Jahren für die Rainforest Alliance im Rahmen des Smartwood-Programms in Südostasien unterwegs ist, um derartige Nachweissysteme einzurichten, verfehlte allerdings das Thema und missbrauchte das Podium, um Werbung für den FSC zu machen.

Chew Lye Teng, CEO des Malaysian Timber Certification Councils, stellte das malaysische Zertifizierungsystem (MTCS) ausführlich vor. Das System wurde erst kürzlich vom PEFC anerkannt und wird inzwischen von Behörden in Dänemark, Großbritannien, Holland, Frankreich, Japan, Neuseeland und der Stadt Hamburg gleichberechtigt neben FSC und PEFC zugelassen. Knapp 5 Mio. ha, dies entspricht etwa 36% der Wälder Malaysias, seien inzwischen zertifiziert und die Lieferung 100%ig zertifizierter Holzprodukte würden kontinuierlich zunehmen. Auf die Tatsache, dass sich in den auf Borneo gelegenen Bundesstaaten Sarawak keinerlei zertifizierte Wälder befinden und in Sabah bisher nur ein einziger Wald zertifiziert worden ist, ging Chew nur am Rande ein. In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde allerdings sehr deutlich, dass insbesondere Sarawak keinerlei Interessen hat, seine Wälder einer Zertifizierung zu unterziehen.

Ein besonderes Problem stellt die Zertifizierung von Hevea dar. Hevea wird auf Plantagen hauptsächlich zur Gewinnung von Latex angebaut. Nach rund fünfzehn Jahren der Latexgewinnung könnte das Holz überaus sinnvoll verwertet werden. Allerdings schließt die Zertifizierung des MTC Plantagenbewirtschaftung nicht mit ein. MTC bietet allerdings mit dem zusätzlichen System MC&I (Malaysian Criteria & Indicators) die Möglichkeit, auch das Plantagenholz Hevea zu zertifizieren. Dennoch gibt es bisher kaum zertifizierte Ware auf dem Markt. Dies liegt daran, dass über 80% der Hevea-Plantagen im Besitz von Kleinbauern sind, die alle fünfzehn Jahre ihre Bäume fällen und anschließend neu pflanzen. Dafür gibt es nach den Bedingungen des MC&I Systems keine Zertifizierung. Abhilfe kann nur eine Gruppenzertifizierung vieler Kleinbauern schaffen, die momentan angestrebt wird.

Die abschließende Podiumsdiskussion vermittelte einige wichtige Erkenntnisse. Nachhaltige Forstwirtschaft ist insbesondere in Westmalaysia eindeutig auf dem Vormarsch. Gegen einen erfolgreichen Abschluss der FLEGT Verhandlungen steht die Ablehnung des Bundesstaates Sarawak. Dennoch werde malaysische Holzexporteure aus Westmalaysia bzw. von der malaysischen Halbinsel keinerlei Probleme haben, die Legalität ihrer Holzprodukte im Rahmen der dem europäischen Importeur auferlegten Sorgfaltspflichten zu erfüllen. Andere Verifikationssysteme sind leicht einführbar.

Probleme bei einer zu restriktiver Politik in der westlichen Welt hinsichtlich legalisierter oder gar nachhaltiger Forstwirtschaft sieht der Moderator der Veranstaltung, der Wissenschaftler Dato Shaharuddin Mohamad Ismail. Weniger entwickelte Länder als Malaysia, wie z.B. Myanmar oder Laos, könnten ihre Exporte einfach auf weniger kritische Abnehmerländer wie China oder Indien konzentrieren.
aus Parkett Magazin 01/11 (Nachhaltigkeit)