CDH-Fachverband Wohnambiente appelliert an den Handel: "Mehr Mut bei der Sortimentsgestaltung"


Mit "Wohn-Visionen" als "Wegweiser zu lebendigen Erlebniswelten" beschäftigte sich eine Veranstaltung des Fachverbandes Wohnambiente der Centralvereinigung Deutscher Wirtschaftsverbände für Handelsvermiittlung und Vertrieb, kurz CDH. Mit lebendigen Vorträgen über "100 Jahre Leben und Wohnen in Deutschland", zur "Verkaufsraumgestaltung" und über den Weg "Von der Produktion zur Eventgestaltung" wurden die Teilnehmer auf das Thema eingestimmt.

Weitere Erkenntnisse brachte ein Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Werner Kintzinger vom Fachbereich Innenarchitektur/integriertes Produktdesign an der Fachhochschule Coburg, Dieter Pesch von dem gleichnamigen renommierten Einrichter in Köln, Möbeldesigner Wolfgang Setz, Textildesignerin Beate Scheerbaum und Kurt Ehrenfeuchter, Dozent an der Lehranstalt des Deutschen Textileinzelhandels (LDT) in Nagold. Die Diskussionsergebnisse waren für den Handel und die Einkaufsverbände und zum Teil auch für die Industrie wenig schmeichelhaft - und zwar gleichermaßen für die Branchen Haus- und Heimtextilien, Möbel und Glas/Porzellan/Keramik. Als Ursachen der gegenwärtigen Absatzprobleme in allen drei Branchen wurden definiert:

- Ehemalige deutsche Design-Ikonen spielen kaum noch eine Rolle, vor allem nicht bei jungen Leuten. Neue Ideen müssen her. Die Hersteller präsentieren jedoch auf Messen keine Designexperimente mehr, was die Entwicklung neuer Designs erschwert oder gar unterbindet, weil es kein Feedback von den Kunden für neue Designideen mehr gibt.

- Das total einförmige Angebot des Handels weckt kaum noch Begehrlichkeiten beim Konsumenten. Dies ist maßgeblich auf den übermächtigen Einfluss der Einkaufsverbände zurückzuführen, die beim Einkauf nicht mehr über Ware sprechen, sondern nur noch über Konditionen.

- Es gibt im Handel keine guten Verkäufer mehr. Als Folge davon finden keine Fachverkaufsgespräche mit dem Kunden mehr statt, die die Wertigkeit des Produktes in dessen Blickfeld rücken und Begehrlichkeit wecken. Dass es auch anders geht, beweisen zum Beispiel die Automobilbranche oder Einrichtungshäuser wie Pesch Wohnen.

- Der Erfolg von Ikea ist unter anderem auf dass stimmige Gesamtbild mit gutem Design zu günstigen Preisen zurückzuführen, das die Schweden vermitteln. Der Ikea-Katalog ist für den Konsumenten quasi eine Anleitung, um sich mit einfachen Mitteln geschmackvoll einzurichten.

- Heimtextilien sind Luxusgüter. Ihre Vermarktung über Preisnachlässe führt zum Verlust der emotionalen Begehrlichkeit.

Als Fazit wurde festgehalten, dass der gesamte Handel in allen Einrichtungsbranchen mehr Mut zur Individualität bei der Sortimentsgestaltung benötige und sich damit zu einem Stück von den Einkaufsverbänden emanzipieren müsse. Die Handelsvertreter können und wollen den Handel dabei unterstützen, kündigte der CDH an. Gleichzeitig sei der Handel gefordert, seine Produktpräsentation attraktiver zu gestalten - bis hin zur Produktpräsentation als Event. Dass dies auch mit einfachen Mitteln und ohne hohe Kosten möglich ist, wurde in dem Fachseminar anhand von konkreten Beispielen eindrücklich gezeigt. "Nur so kann der Handel sich dem ausschließlichen Preiswettbewerb ein Stück weit entziehen und Begehrlichkeiten bei den Konsumenten wecken, um deren Kaufzurückhaltung zu überwinden."
aus BTH Heimtex 12/02 (Handel)