Alles über Tapeten

Die Decke entdecken, Teil 2

Wenn es um zu tapezierende Flächen ging, sprach man bislang immer nur von vier Wänden. Kreative Fachberater und Fachhändler haben jetzt als fünfte Fläche die Decke neu entdeckt. In der letzten BTH-Ausgabe sind wir mit den verschiedenen Untergründe und deren Vorbehandlung in das Thema eingestiegen, außerdem wurde erklärt, wie der Rollenbedarf ermittelt wird und welche Tapeziermöglichkeiten es gibt. In dieser Folge werden die richtigen Klebemittel, Tapezierwerkzeuge und -geräte vorgestellt, sowie die Tapeziertechnik erläutert.

Klebemittel

Bei Raufasertapeten werden Spezialkleister, Tapeziergerätekleister oder auch Raufaserkleister verwendet. Tapeten mit glatter oder geprägter Papierrückseite werden mit Spezialkleister tapeziert. Für Tapeten mit glattem Vliesträger kann Spezialkleister oder Vlieskleister verwendet werden. Bei nicht oder nur schwach saugenden Untergründen kann dem Spezialkleister noch ca. 10% Dispersionskleber beigemischt werden. Geprägte Vliestapeten werden mit Kleber wie Ovalit GF tapeziert.

Unbedingt die Klebemittelempfehlungen der Tapetenhersteller beachten.

Wichtig: Deckentapezierungen sind infolge von Wärmestau, Wasserdampf und Temperaturschwankungen höheren Belastungen ausgesetzt. Deshalb sind die Klebemittelansätze und Mischungsverhältnisse genauestens einzuhalten.

Tapezierwerkzeuge und Geräte

Man braucht einen Tapeziertisch, Kleistergerät, stabile Leitern und eine Laufbohle. Wenn man alleine eine Decke tapeziert, ist bei langen Bahnen ein Deckendiener eine nützliche Hilfe. Der Deckendiener kann durch ein Teleskopgestänge stufenlos an Deckenhöhen von 1,60 bis 3,25 m angepasst werden. Dabei sorgt eine innenliegende Druckfeder immer für einen sicheren Stand und gewährleistet einen raschen und unkomplizierten Positionswechsel.

Für die Tapezierarbeiten wird der Deckendiener in entsprechendem Abstand zur Querwand positioniert und die eingekleisterte zusammengelegte Tapete etwa mittig auf den Ausleger des Gerätes gehängt. Nun kann wie gewohnt tapeziert werden, wobei das Gewicht der noch hängenden zweiten Bahnhälfte die erste immer leicht straff hält. Zum einfachen Transport kann der Ausleger abgeklappt oder auch komplett abgenommen werden.

Zum Kleinwerkzeug gehören Bleistift, Schlagschnurfärber, Andrückrolle und Tapezierbürste, Cuttermesser und Beschneidespachtel sowie der konische Nahtroller. Zum Andrücken von breiten Tapetenbahnen eignet sich auch eine breitere Tapezierbürste, mit der die Bahn besser angehalten bzw. angelegt und angedrückt werden kann.

Tapeziertechnik

Tapeten mit Papierrückseite werden eingekleistert. Das Zusammenlegen der eingekleisterten Bahn sollte nicht wie bei einer Wandtapezierung ein Drittel zu zwei Drittel erfolgen sondern je zur Hälfte.

Die erste Bahn wird an dem Schnurschlag wie zuvor beschrieben angesetzt und ausgerichtet. Beim Andrücken mit der Andrückrolle der Tapezierbürste auf falten- und blasenfreies Andrücken achten.

Der durch die Ecke auf die Wand tapezierte 3 bis 5 cm breite Streifen wird mit dem Beschneidespachtel und Cuttermesser auf Spachtelstärke zurückgeschnitten.Die nachfolgenden Bahnen werden bei gleichlangen Weichzeiten auf Stoß tapeziert und die Nahtstelle bei den Tapeten, die es zulassen, mit einem konischen Nahtroller nachbehandelt.

Klebemittelflecke in frischem Zustand mit einem angefeuchteten Schwammtuch entfernen.

Nach der Tapezierung sollte der Raum normal beheizt werden, bis die Tapete getrocknet ist. Wird während der Trocknungszeit zu stark geheizt, entsteht ein Wärmestau unter der Decke, durch den sich die Nähte öffnen können.

Neue speziell für die Decke entwickelte Strukturvliestapeten können noch rationeller verarbeitet werden, weil bei diesen Tapeten ein Anstrich nicht notwendig ist. Diese Tapeten sind ansatzfrei, streiflichtunempfindlich und überbrücken Haarrisse.

Die 75 cm Bahnbreite mit der Rollenlänge von 25 m kann im Kleistergerät eingekleistert und ohne Weichzeit direkt verklebt werden. Möglich ist auch ein Klebemittelauftrag auf der Deckenfläche, in den die zugeschnittene Bahn dann trocken eingelegt werden kann.

Für eine farbige Gestaltung kann die Tapete nachfolgend überstrichen werden. Bei äußerst ungünstigen Lichtverhältnissen wie beispielsweise Streiflicht empfiehlt sich hier ein ansatzfreies Arbeiten mit einer neuen Innenfarbe auf Silikonharzbasis mit hohem Deckvermögen und guter Wasserdampfdurchlässigkeit bei besonders gutem Verlauf der Farbe. Die Vliesträger-Strukturtapeten sind selbst nach einem mehrmaligen Anstrich sind bei späterer Renovierung restlos trocken abziehbar.
aus BTH Heimtex 12/02 (Handwerk)