Indonesien

Fakten, forstwirtschaftliche Sünden der Vergangenheit und aktuelle Situation


Die Republik Indonesien ist der größte Inselstaat und hinsichtlich der Einwohnerzahl von rund 240 Millionen der viertgrößte Staat der Welt. Das Inselmeer erstreckt sich auf Höhe des Äquators vom 95. bis zum 141. Längengrad, eine Distanz in Ost-West-Richtung von rund 5.000 km. Die größten der unzähligen Inseln sind Sumatra, der zentrale und südliche Teil von Borneo, Java, Sulawesi und der Westteil von Papua. Das heutige Staatsgebiet war bis 1945 eine niederländische Kolonie. Unabhängig wurde das Land erst 1949. Der Name von Indonesien ist eine Wortschöpfung aus Basis der griechischen Sprache. "Indo" steht für Indien und "nesien" leitet sich aus dem griechischen Wort "nesos" = Insel ab.

Nahezu alle Inseln mit einer Gesamtfläche von 190 Millionen ha waren einst mehr oder weniger vollständig bewaldet. Die Umwandlung von Tropenwald in Agrarfläche und massiver illegaler Holzeinschlag innerhalb der Zeit von 1950 bis 2005 und hier besonders in der Zeit ab 1980 haben bereits zu einem Verlust von etwa 40% der Waldfläche geführt. Von einst 162 Mio. ha sind nur noch 98 Mio. ha übrig geblieben.

Noch im Jahre 2005 schätzte der World Wide Fund for Nature (WWF) den Anteil des illegalen Holzeinschlages im Vergleich zum gesamten Einschlag auf rund 80%. Die Kapazität sämtlicher Holz verarbeitenden Betriebe war deutlich höher als die Menge des legal geernteten Holzes. Darüber hinaus verschwanden Unmengen von Rundholz insbesondere auf der Insel Borneo über die grüne Grenze in die zu Malaysia gehörenden Bundesstaaten Sarawak und Sabah. Die dort ansässige Industrie hatte über viele Jahre einen deutlich höheren Ausstoß an Holzprodukten als dies aus eigenen Erntemengen hätte erwartet werden können. Mit Beginn des überaus dynamischen wirtschaftlichen Aufschwungs in China vor etwa zwanzig Jahren entwickelte sich das Reich der Mitte zum Großabnehmer für illegal eingeschlagenes Rundholz aus Indonesien.

Spätestens seit dem Jahre 2005 versucht die indonesische Regierung das Problem des illegalen Holzeinschlages und die fortschreitende Waldvernichtung in den Griff zu bekommen. Das Verbot der Rundholz-Ausfuhr war eine der wichtigen Maßnahmen. Die intensive Kontrolle der Häfen hat des weiteren dazu geführt, das Problem deutlich zu reduzieren. Dennoch verschwanden seit Einführung der Hafenkontrollen noch immer viele voll beladenen Schiffe bei Nacht und Nebel aus indonesischen Häfen vornehmlich in Richtung China.

Eine Verbesserung der Situation ergibt sich nunmehr aus aktuellen Anstrengungen der indonesischen Regierung. Das Ministerium für Forstwirtschaft hat am 1. September 2010 mit den Programmen SVLK (System of Verification of Legality of wood) sowie TLAS (Timber Legality Assurance System) ein Instrumentarium geschaffen, das eine umfassende Kontrolle von Forst- und Holzwirtschaft hinsichtlich des Legalitätsnachweises ermöglicht. Erste Institutionen sind als Fremdüberwacher akkreditiert. Indonesien strebt nach diesem Fortschritt ein möglichst unverzüglichen Abschluss eines Partnerschaftsabkommens VPA (Voluntary Partnership Agreement) mit der EU im Rahmen des FLEGT-Programms (Forestry, Legality, Environment, Governance and Trade) an. Ein derartiger Abschluss könnte innerhalb kürzester Frist zu einer deutlichen Verbesserung der indonesischen Marktposition auf dem EU-Markt führen. Im Zuge der kürzlich verabschiedeten Gesetzgebung, die im 1. Quartal 2013 vollständige Anwendbarkeit finden wird, kann davon ausgegangen werden, dass Lieferungen von Holzprodukten aus einem FLEGT-Land als grundsätzlich unbedenklich eingestuft werden und dem Importeur keinerlei zusätzliche Nachweisverpflichtungen aufbürden.

Hinsichtlich der Holzart Teak gibt es keinerlei Schwierigkeiten für den notwendigen Legalitätsnachweis. Es handelt sich ausschließlich um die Ernte von Plantagenholz, die von der Regierung kontrolliert ist. Mit Sonokeling (farblich ähnlich Palisander) gibt es ein größeres Problem. Die Art ist nicht häufig in indonesischen Primärwäldern zu finden. Da bisher bei weitem noch nicht alle Nutzungskonzessionen nach dem SVLK-System zertifiziert sind, gibt es derzeit noch Probleme, zertifizierte Rohstoffe in ausreichender Menge beschaffen zu können.

Merbau ist heute fast ausschließlich in Papua zu finden. Der Baum wächst bevorzugt in Regenwäldern in vulkanischen Gebieten. In Papua ist die Zeit allerdings mehr oder weniger seit tausenden von Jahren stehen geblieben. Es gibt dort noch eine einheimische Bevölkerung, die etwas übertrieben ausgedrückt noch in der Steinzeit lebt. Es ist daher schwer vorstellbar, diesen Menschen Gedanken einer nachhaltigen Forstwirtschaft näher zu bringen. Dennoch gibt es auch in Papua bereits heute zwei große forstwirtschaftliche Konzessionsgebiete, die von dem durch die EU unterstützen The Forest Trust kontrolliert werden.
aus Parkett Magazin 01/11 (Nachhaltigkeit)